Verpasst der HSV erneut den Aufstieg? Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Von Guido Müller
Tja, was soll man noch sagen, nach so einem Spiel wie dem gestrigen des HSV gegen den VfL Osnabrück (1:1)? Ich könnte mich ja jetzt hinstellen und auf meinen Artikel von vor einigen Wochen verweisen: in selbigem wurde eigentlich schon alles benannt. Doch das ändert auch nichts daran, dass ich mich gestern wieder maßlos über meinen Klub entsetzt und geärgert habe. Denn als langjähriger Fan dieses Vereins lebt man irgendwann in einer Art schizophrenen Blase. Die eine Hälfte weiß genau (und seit längerem), dass es so in der Bundesliga nicht reichen wird. Die andere Hälfte hofft trotzdem - und bis zum bitteren Ende - noch irgendwie auf den Aufstieg.
Und so werde ich auch heute Abend genau verfolgen, was die anderen Psychos so veranstalten. Ich meine die aus dem Schwabenland. Die scheinen von der Angst zu versagen genauso (oder noch mehr) gelähmt zu sein als ihre Hamburger Kollegen. Zumindest Stand heute, vor dem Spiel des VfB gegen Sandhausen (18.30 Uhr).
Aber wirklich freuen kann man sich über deren Ausrutscher auch nicht mehr wirklich. Zumal ein jeder Stolperer der Stuttgarter das Versagen der eigenen Mannschaft umso deutlicher werden lässt. Hätte man alle Patzer der Konkurrent allein nach dem Corona-Neustart konsequent genutzt, stünde man jetzt mit mehreren Punkten Vorsprung auf einem sicheren Aufstiegsrang. Man wäre sogar schon rein rechnerisch durch. Das Spiel in Heidenheim? Bedeutungslos. Das letzte Saisonspiel gegen Sandhausen? Eine einzige Party. In der man vielleicht scherzhaft Wetten auf Diekis zweites Profi-Tor abgeschlossen hätte. Hätte, wenn und aber.... Leider haben sie die Aussetzer der anderen nicht genutzt. Wieder einmal nicht.
"Finale" in Heidenheim - und dann?
Und so wird der kommende Sonntag (15.30 Uhr) tatsächlich zu einem echten Finale. Im günstigsten Fall weiterhin um den ominösen zweiten Platz (das hängt zu einem Großteil von dem Spiel des VfB heute ab), ganz sicher aber um den Relegationsplatz. Und was uns der bringen soll, darf mittlerweile immer lauter gefragt werden. Wenn ich sehe, wie einfach selbst durchschnittlich aufgestellte Mannschaften wie Wiesbaden, Dresden, Kiel oder eben Osnabrück gegen uns zu klarsten Torchancen kommen, frag ich mich, wie unsere Abwehrspieler Stürmer vom Kaliber eines Milot Rashica, Jean-Philippe Mateta oder Rouwen Hennings aufhalten wollen. Um jeweils nur einen Namen aus jeder möglichen gegnerischen Mannschaft zu nennen.
Gibt es überhaupt Aspekte, die einen noch hoffnungsfroh stimmen? Es gibt sie, aber man muss sie wirklich schon im mikroskopischen Bereich suchen. Ein Spiel wie gestern wäre im vergangenen Jahr vermutlich noch verloren gegangen. Damit will ich das gestrige Unentschieden, das gegen einen Tabellenvierzehnten auf jeden Fall zu wenig ist, nicht schönreden, aber es ist ein Unterschied zum vergangenen Jahr. Im Frühjahr 2019 gingen von den drei Spielen zwischen dem 31. und dem 33. Spieltag alle drei verloren (0:2 in Berlin, 0:3 gegen Ingolstadt, 1:4 in Paderborn). Der Sieg beim Saison-Kehraus gegen den MSV war dann bedeutungslos.
Minimale Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr reichen trotzdem nicht zum Aufstieg
Insgesamt wirkt die Mannschaft in diesem Jahr - trotz allem - etwas gefestigter, doch anscheinend abermals nicht stabil genug, um dem Druck des Aufsteigenmüssens standzuhalten. Dennoch gehe ich erstmal nicht von einer Niederlage in Heidenheim aus. Ihr wisst schon: diese Schizophrenie, in der man sich als HSV-Fan nach Jahrzehnten des Fan-Frustes mittlerweile eingerichtet hat.
Das war im letzten Jahr schon anders. Zumal die Paderborner im vorjährigen Saisonfinale irgendwie wuchtiger wirkten als Heidenheim in diesem Jahr. Fakt ist: spielt der HSV zweimal Unentschieden, ist er unabhängig von den Resultaten des VfB, sicherer Dritter. Doch wäre dieser dritte Platz wirklich ein Fortschritt gegenüber dem Vorjahr? Rein tabellarisch sicherlich. Doch vom Ende her gedacht, fällt es einem schwer, sich ein Happy End im Play-off gegen den Tabellendrittletzten der Bundesliga vorzustellen. In der finalen Abrechnung würde der HSV abermals den Sprung ins Oberhaus verpassen. Ein drittes Zweitligajahr schlösse sich unweigerlich an. Vielleicht nur der erste Schritt auf einem dann einsetzenden und stetigen Weg nach unten. Denkt zumindest die eine Hälfte meiner geschundenen Fan-Seele.