Verletzung oder Streit? Hugo Larsson reist vorzeitig von der Nationalmannschaft ab
Von Lennart Sörnsen
Hugo Larsson kehrt vorzeitig nach Frankfurt zurück. Der Mittelfeldspieler war in der Länderspielpause für Schweden im Einsatz, reiste nun aber vorzeitig ab. Nach offiziellen Angaben des schwedischen Fußballverbandes SvFF hatte der 20-Jährige mit "leichten Verletzungsproblemen" zu kämpfen. Larsson werder nun zur Behandlung nach Frankfurt zurückkehren.
"Es ist natürlich schade. Ich hätte dem Team gerne geholfen, aber meine Verletzung lässt das leider nicht zu. Ich bin davon überzeugt, dass wir wie am Donnerstag wieder drei Punkte holen werden", wird der Eintracht-Star auf der Homepage des Verbandes zitiert.
Am Donnerstag war Schweden am ersten Spieltag der Nations League gegen Aserbaidschan angetreten. Unter anderem durch zwei Tore des Ex-Dortmunders Alexander Isak gewannen die Schweden mit 3:1. Larsson kam dabei allerdings nicht zum Einsatz. Stattdessen spielten Yasin Ayari von Brighton & Hove Albion und der Wolfsburger Mattias Svanberg im zentralen Mittelfeld.
Dieser Umstand hatte sowohl bei Larsson als auch bei vielen schwedischen Fans und Medien für Aufsehen und Verwunderung gesorgt. Schwedens Trainer Jon Dahl Tomasson erklärte auf Anfrage, dass auf der Position ein großer Konkurrenzkampf herrsche. Außerdem habe Larsson zu wenig vertikale Pässe in seinem Spiel. Daran müsse er arbeiten.
Schon in der Vergangenheit hatte der Däne keinen Hehl daraus gemacht, dass Larsson nicht das zeigt, was er sich wünscht. Beim Abschlusstraining am Donnerstag ließ der Trainer den Mittelfeldspieler sogar als Rechtsverteidiger spielen. Ein klares Zeichen an den Spieler und die Öffentlichkeit, dass er für das kommende Spiel gegen Estland ohnehin nicht mit Larsson plante.
Die schwedischen Medien zeigten sich verwundert. Sollte ein so großes Talent wie Larsson nicht mehr Spielzeit bekommen als ein paar Minuten in einem Testspiel wie zuletzt im Juni? Larsson gilt in Schweden als die vielleicht größte Hoffnung im Mittelfeld. Auch wenn er erst 20 Jahre alt ist, sollte seine Qualität eigentlich ausreichen, um zumindest von der Bank aus deutlich mehr Spielzeit zu bekommen. So argumentierten jedenfalls einige Sportjournalisten am Wochenende in ihren Kommentaren zu dem Streit, der mittlerweile zum größten aktuellen Thema in den schwedischen Sportmedien geworden ist.
"Habe Schweden hinter mir" - Larsson äußert deutliche Kritik an Tomasson
Am Samstag meldete sich auch Larsson in einer Pressekonferenz zu Wort und ging mit seinem Trainer hart ins Gericht. Vor allem die öffentliche Kritik an seiner Spielweise missfiel dem jungen Schweden. "Ich habe ihm gesagt, dass er das zwischen uns oder innerhalb der Mannschaft lassen sollte. So war es jetzt nicht. Dadurch wurde es erst so groß."
Auch inhaltlich ist Larsson mit den Aussagen seines Trainers nicht einverstanden, wie er am Samstag klarstellte. "Ich kaufe das nicht ab. Natürlich sind vertikale Pässe wichtig, aber es gibt mehr Dinge als das und ich habe viele gute Qualitäten. Ich habe meine ganze Karriere gehört, dass ich mich gut anpasse. Ich habe zuvor in jeden Spielstil gepasst. Hätte ich die Chance bekommen, bin ich felsenfest überzeugt, dass ich es hier auch getan hätte."
Ihn störe die geringe Wertschätzung des Nationaltrainers. Tomasson habe ein falsches Bild von ihm als Spieler. "Aber das ist seine Sichtweise. Ich sehe mich ganz anders. Als einen außerordentlich guten Spieler. Ich habe einen Trainer in Deutschland, unter dem ich kontinuierlich spiele, der mich ganz anders sieht. Zum Glück verbringe ich dort meinen Alltag."
Wie sehr der Konflikt in die Öffentlichkeit getragen wurde, zeigt auch Larssons Reaktion auf die Debatte. Larsson sieht sich auf der richtigen Seite. "Ich finde es gut. Es fühlt sich so an als hätte ich Schweden hinter mir. Da bin ich dankbar drüber, dann mache ich wohl etwas richtig."
Wie schwerwiegend ist die Verletzung wirklich?
In den sozialen wie traditionellen Medien wird nun heftig über das Ausscheiden des Frankfurters diskutiert. Ist der 20-Jährige tatsächlich verletzt? Die kurze Pressemitteilung des SvFF sorgt für weitere Spekulationen. Die Formulierung "leichte Beschwerden" lässt vieles offen und wirkt auf viele wie ein konstruierter Vorwand. "Welcher Spitzensportler hat keine Beschwerden", fragt etwa der bekannte schwedische Sportjournalist Olof Lundh in einem Kommentar auf Fotbollskanalen, einer Fußballplattform des Fernsehsenders TV4.
Vor der Pressekonferenz hatte Trainer Tomasson jedenfalls bekannt gegeben, dass ein Spieler im Training Beschwerden gezeigt habe. Ob es sich dabei um Larsson handelte, blieb allerdings unklar. So oder so bleibt die Frage, ob Larsson ohne diesen Konflikt vorzeitig abgereist wäre. Bei leichten Beschwerden kann ein Spieler normalerweise in der Nationalmannschaft bleiben. Schließlich ist auch das Teambuilding in der Nationalmannschaft ein wichtiger Aspekt.
Vielleicht erfahren wir mehr, wenn Larsson das nächste Mal in Frankfurt den deutschen Medien Rede und Antwort steht. Am Samstag zeigte der 20-Jährige jedenfalls, dass er sich nicht scheut, öffentlich Kritik zu äußern.