Verbände drohen Topklubs wegen Super-League

FABRICE COFFRINI/Getty Images
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Zuletzt hat die Debatte um die Schaffung einer europäischen Super-League in unangenehmer Weise Fahrt aufgenommen. Doch diesem Schreckensszenario einer quasi geschlossenen Gesellschaft, die sich alljährlich an sich selbst berauschen sollte, haben der Fußball-Weltverband FIFA und dessen kontinentale Verbände rund um den Globus (UEFA eingeschlossen!) nun einen Riegel vorgeschoben.

Und unmissverständlicher kann die Stellungnahme dieser Organismen eigentlich nicht mehr sein. In einem heute veröffentlichen Statement des Weltverbandes - der auch von den Bossen der kontinentalen Konföderationen, sprich: AFC (Asien), CAF (Afrika), CONCACAF (Nord-und Mittelamerika plus Karibik(, CONMEBOL (Südamerika), OFC (Ozeanien), UEFA (Europa) unterschrieben wurde - heißt es (via kicker):

Nicht-Anerkennung der Super-League durch FIFA und ihre Kontinental-Verbände

"Angesichts der jüngsten Medienspekulationen über die Einführung einer geschlossenen europäischen Super League durch einige europäische Vereine möchten die FIFA und die sechs Konföderationen noch einmal mit Nachdruck betonen, dass ein solcher Wettbewerb weder von der FIFA noch von der jeweiligen Konföderation anerkannt würde."

Spielern und Klubs droht bei Zuwiderhandlung der Ausschluss von den hergebrachten Turnieren

Im folgenden Satz werden die Folgen der Nicht-Befolgung dieser einem Verbot gleichkommenden Vorgabe illustriert: "Vereine oder Spieler, die an einem solchen Wettbewerb teilnehmen würden, dürften folglich an keinem von der FIFA oder der jeweiligen Konföderation organisierten Wettbewerb teilnehmen."

Heißt im Umkehrschluss: Wer sich der angedachten Super-League anschlösse, würde sowohl von den Großturnieren auf Länderspiel-Ebene (Weltmeisterschaft, Europameisterschaft und sonstige Kontinental-Turniere) als auch von den bisherigen Klub-Wettbewerben ausgeschlossen. Große Karrieren wären damit für einige Spieler (und auch Klubs) wohl nur noch schwer zu realisieren.

Auch der Verband der europäischen Fußball-Ligen schließt sich der FIFA an

Ein parallel zu den genannten Organismen aktiver Zusammenschluss, nämlich die Association of European Professional Football Leagues (1997 gegründet), stößt über ihren Chairman Lars-Christer Olsson ins selbe Horn: "Wir sind entschlossen, das bestehende Modell und die Organisation des Fußballs in Europa zu schützen. Alle Fußballverbände und professionellen Ligen in Europa erkennen die FIFA- und Konföderationsgesetze an und befolgen diese. In der europäischen Fußballpyramide hat jeder Spieler die Möglichkeit, in einem Verein zu spielen, der sich von der Basis der Pyramide bis zur Spitze des Profifußballs vorarbeiten kann. Dies ist die Grundlage des Modells und der Hauptgrund für den Erfolg des Fußballs."

Die Traditionalisten unter den weltweiten Fußball-Fans (wie der Autor dieser Zeilen) dürften diese Mitteilung mit Beifall begrüßen. Denn das momentane Format, auf Europa bezogen, der Champions League mit der mit ihr verzahnten Europa League, fußt auf einem breiten Konsens.

Und Gedanken darüber, sowohl die Champions League als auch die Europa League noch attraktiver zu machen, müssen nicht im Widerspruch zu der gegenwärtigen breiten Akzeptanz stehen. Im Gegenteil: Auch die heutige Form der Königsklasse (mit bis zu vier Mannschaften aus einem Nationalverband) war nicht von Anfang an existent.

Wir erinnern uns der Zeiten, als pro Verband nur jeweils der amtierende Meister am Europapokal der Landesmeister (und an den ersten Ausgaben der 1991 ins Leben gerufenen Champions League) teilnehmen durfte. Graduell wurden in den folgenden Jahren zumal den Spitzen-Verbänden (Italien, England, Spanien und Deutschland) immer mehr Vertreter zugesprochen. Bis zum heutigen Modus.

Super-League würde zu einer Entwertung der heimischen Meisterschaften führen

Doch die nationalen Ligen sahen sich in diesem System stets eher gestärkt als geschwächt. Das würde mit der Schaffung einer Super-League, in der es - wie in einigen Planspielen zu vernehmen war - nicht einmal einen Ab-und Aufstiegsmechanismus geben sollte, jedoch komplett anders aussehen.

Wenn es einem FC Bayern München oder Real Madrid nämlich ausreicht, in die Super-League aufgenommen worden zu sein, um sich eine dauerhafte Präsenz in diesem Wettbewerb zu sichern, braucht man kein Genie zu sein, um eine schleichende Entwertung der nationalen Meisterschaften vorherzusagen.

Das Alptraum-Szenario einer Meisterschaft, in der die großen Klubs bestenfalls noch mit ihrer zweiten Garnitur auflaufen würden (denn das große Geld wäre ja dann nur in der Super-League zu verdienen), hat jetzt wohl auch die großen globalen Fußballverbände auf den Plan gerufen.

Man darf jetzt nur hoffen, dass sie auch a la longue den längeren Atem haben, als manch gieriger Vereinsboss, der nur auf den schnellen und einfachen (weil garantierten) Profit ausgerichtet ist.