VAR-Ärger in Dortmund und Bremen: Union und Werder sind bedient
Von Yannik Möller
Am Mittwochabend gab es in der Bundesliga mal wieder Ärger mit dem Wirken des Video-Assistenten. Beim Duell zwischen dem BVB und Union Berlin nahm er einen klar unberechtigten Elfmeter für Dortmund nicht zurück, beim Spiel zwischen Bremen und Mainz entschied er sich für ein Foul am Torhüter der Nullfünfer - ebenfalls eine höchst umstrittene Entscheidung.
In der 27. Minute war es Marco Reus, der Borussia Dortmund am Mittwochabend gegen Union Berlin in Führung schoss. Es war ein Nachschuss vom durch Andreas Luthe parierten Elfmeter, getreten von Erling Haaland. Das Besondere an dieser Abfolge: Sie hätte eigentlich gar nicht stattfinden dürfen.
Den Elfmeter, den der BVB zugesprochen bekommen hat, holte Torschütze Reus selbst heraus. Und das Rausholen des Strafstoßes kann man so wörtlich nehmen. Der Kapitän legte den Ball seitlich am Union-Keeper vorbei, der zuerst hingegen wollte, sich dann aber zurückzog. Der Dortmunder schloss die Distanz zum Keeper, fiel ohne Kontakt und streifte den Torwart dann erst im Fallen mit seinem Fuß.
Schiedsrichter Daniel Schlager, der keine optimale Sicht auf das Geschehen hatte, zeigte auf den Punkt. Eine Entscheidung, die natürlich unmittelbar für Diskussionen und Frust sorgte.
"Marco hebt schon extrem früh ab" - Unioner VAR-Frust nachzuvollziehen
"Dem Schiedsrichter mache ich überhaupt keinen Vorwurf", betont Unions Christopher Trimmel (Stimmen via kicker). Das große Aber: "Ich habe es in der Aktion auch so gesehen, das muss der Videoschiedsrichter sehen." Nach dem Elfer-Pfiff wurde erwartet, dass sich VAR Benjamin Brandt bei seinem Kollegen meldet und ihm entweder mitteilt, dass es keinen Strafstoß geben sollte, da keinerlei Foul vorgelegen hat, oder dass er es sich am Spielfeldrand selbst nochmals anschauen muss.
Beides trat nicht ein, der Elfer wurde gegeben. Luthe hat zu dieser Situation eine klare Beurteilung: "Marco hebt schon extrem früh ab und will den Elfmeter." Auch er kritisiert nicht Schlager, sondern den VAR: "Wenn man sich das nochmal anschaut, dann kann man auch mal dagegen entscheiden."
Eine passende Erklärung hat der 34-Jährige ebenfalls parat: "Es gab einfach keinen klaren Kontakt, mit dem ich ihn zu Fall bringe. Im letzten Moment habe ich gemerkt, dass er den Ball vorbeilegt und dann bin ich gar nicht mehr richtig hin."
Im Kombination mit Aluminium-Pech liefen die Berliner diesem Rückstand lange hinterher, ehe Raphael Guerreiro in der 88. Minute einen Konter versenkte und damit den Deckel auf das Spiel machte. Die Frustration der Eisernen anschließend war gut nachvollziehbar.
Auch Edin Terzic gab nach Abpfiff zu: "Das ist ein Elfer der Kategorie 'Da freuen wir uns drüber'.“
Kohfeldt appelliert an die Unparteiischen: "Lasst die Schiedsrichter Chef auf dem Platz sein"
Auch bei Werder Bremen wurde sich geärgert. Kurz vor der Halbzeitpause war es Kevin Möhwald, der den Ball - den Robin Zentner vom Gegner Mainz 05 kurz zuvor noch in der Hand hielt - spielte, woraufhin sein Teamkollege Joshua Sargent von Nullfünfer Leandro Barreiro angeschossen wurde. Der Ball fiel ins Tor, die Gastgeber glichen zum wichtigen 1:1 aus.
Einverstanden mit diesem Tor war Videoschiedsrichter Felix Zwayer jedoch nicht. Er schickte Marco Fritz an den Bildschirm, wo sich dieser die Szene selbst nochmal ansehen sollte. Die Frage: Hat Möhwald den Ball gespielt, obwohl Zentner diesen schon, oder eher noch, unter Kontrolle und im wahrsten Sinne des Wortes im Griff hatte?
Die Bilder sprachen keine klare Sprache, das Tor an sich also keine klare Fehlentscheidung. Dennoch griff Zwayer ein, zusammen wurde der Treffer dann zurückgenommen. Später verlor Bremen das Spiel mit 0:1, wodurch Mainz sogar in der Tabelle vorbeiziehen konnte. Auf einen direkten Abstiegsplatz hat Werder nun nur noch vier Punkte Abstand.
Florian Kohfeldt regte sich selbstredend auf. Er habe "selbst bei Sicht der Videobilder" definitiv "kein Foul" erkannt. Angesichts dieses Vorfalls legte er eine generelle Ansicht dar: "Ich bin immer der Meinung, dass die aus Köln so wenig wie möglich eingreifen sollen. [...] Ich bleibe dabei: Lasst die Schiedsrichter so weit es geht Chef auf dem Platz sein - und das sind sie halt leider nicht mehr so häufig."
Zentner selbst hatte aber noch eine Erklärung parat, die das Zurücknehmen des Treffers erklärte: "Was man im Bild nicht so gut sieht, ist, dass er, bevor er gegen den Ball tritt, gegen meine rechte Hand tritt." Wirklich zu erkennen und auch als notwendigen Eingriff zu verbuchen ist das aber nicht. Das wusste auch Mainz-Coach Bo Svensson, der "verstehen" konnte, dass es Frust über dieses VAR-Eingreifen gab.
Frank Baumann, Werders Sport-Chef, hatte ebenfalls eine klare Meinung: "Das ist keine klare Fehlentscheidung." Somit hätte der Treffer zählen müssen und sich Zwayer erst gar nicht einmischen dürfen. Schließlich habe Fritz die richtige Entscheidung auf dem Platz getroffen.