VAR-Ärger bei Bayern gegen Freiburg - Schiedsrichterboss bezieht Stellung

"Wirklich so ein Schwachsinn!" Christian Günters Bewertung der Handelfmeter-Szene vor dem 1:0 der Bayern gegen Freiburg würden viele wohl genauso unterschreiben. Wieder einmal gab es viel Ärger und Diskussionen um vermeintliche Handspiele. Schiedsrichter-Boss Knut Kircher ordnete nach dem Spiel ein. Und kündigte in der Länderspielpause eine Aufarbeitung an.
Christian Günter kann Dingerts Entscheidung nicht fassen
Christian Günter kann Dingerts Entscheidung nicht fassen / Alexander Hassenstein/GettyImages
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"Wirklich ein Wahnsinns-Elfmeter", echauffierte sich Freiburgs Kapitän Christian Günter nach dem Spiel am DAZN-Mikrofon. Gemeint war die Szene vor dem 1:0 des FC Bayern. Nach einer Flanke von Michael Olise duellierte sich Harry Kane im Luftzweikampf mit SC-Verteidiger Max Rosenfelder. Der FCB-Stürmer setzte dabei seinen linken Oberarm geschickt ein und kam zum Kopfball. Rosenfelder verteidigte allerdings gut und wehrte die Kugel zum Eckball ab. Zumindest entschied Schiedsrichter Christian Dingert auf dem Platz so.

Einige Bayern-Spieler protestierten daraufhin. Und auch VAR Harm Osmers hatte gegen die Entscheidung etwas einzuwenden. Dingert schaute sich die Szene am Ende selbst an - und entschied sich um. Die Bayern bekamen einen Handelfmeter, den Kane souverän verwandelte.

Im Zweikampf hatte Rosenfelder den Ball gegen den ausgestreckten Arm bekommen. Dabei war jedoch klar zu erkennen, dass der Freiburger Youngster nicht absichtlich mit dem Arm abwehrte und die Aktion vielmehr aus dem geführten Zweikampf mit Kane resultierte. "Das eine ist, der ist aus wahrscheinlich 50 Zentimeter, das andere ist, wenn man eine Bewegung macht, wenn man springt, dann gehen natürlich die Arme ein bisschen hoch", ärgerte sich Günter.

"Rose [Rosenfelder] geht in den Mann, hat den Arm hinter dem Körper. Also wenn das Handspiel ist, dann höre ich am liebsten auf mit Fußball, weil das ist wirklich so ein Schwachsinn. Ich verstehe es wirklich nicht", ärgerte sich Günter weiter und dürfte damit vielen aus der Seele sprechen. "Dann muss der DFB vielleicht mal eine Schulung machen, wie man ohne Arme springt. Das wäre ganz gut, glaube ich. Das müssten sie vielleicht nächstes Jahr mal vor der Saison einführen, sollen sie gerne kommen und uns Profis zeigen, wie man ohne Arme springt", so Günter weiter.

"Es ist schade. Wir brauchen gar nicht anfangen mit Vergrößerung, Absicht, sonst irgendwas. Ich glaube, der Ball geht gar nicht aufs Tor. Es ist schade. Mir tut es für die Jungs brutal leid", haderte Freiburgs Trainer Julian Schuster. Die Breisgauer erhielten ihrerseits ebenso einen Handelfmeter, den der eingewechselte Lucas Höler allerdings über das Tor setzte. Auch dies sei eigentlich kein elfmeterwürdiges Handspiel gewesen, betonte Schuster: "Es ist am Schluss wirklich auch noch peinlich, wenn man dann so einen Elfmeter bekommt. Das möchte ich auch gar nicht."

Schiedsrichter-Boss bewertet Handspiel-Szenen und kündigt Aufarbeitung an

Zumindest bei der ersten Szene bekamen die Freiburger Zustimmung von DFB-Schiedsrichter-Chef Knut Kircher. "Ich wäre hier mit der Feldentscheidung ohne VAR-Eingriff sehr glücklich gewesen", betonte dieser gegenüber Sky. Kircher verwies auf eine ähnliche Szene vom ersten Spieltag zwischen Wolfsburg und Bayern. Olise hatte Wolfsburgs Jakub Kaminski aus kurzer Distanz an den Arm geköpft. "Der Spieler befindet sich in einem Zweikampf und hat keine Orientierung zum Ball. Er hat den Arm ausgestreckt, weil er diesen braucht, um hochzuspringen und wird dann angeköpft. Wir haben dort berechtigterweise nicht auf Strafstoß entschieden."

Genau so konnte man am Sonntag auch die Szene von Rosenfelder beschreiben. Mit dem Unterschied, dass der VAR eingriff und Dingert seine Entscheidung auf Elfmeter änderte.

Anders beurteilte Kircher die Szene vor dem Freiburger Elfmeter. Der eingewechselte Palhinha blockte einen Schuss mit dem Arm, dieser prallte aber vom Oberschenkel des Portugiesen ab. "Feldentscheidung Strafstoß, kein VAR-Eingriff - absolut richtig und top. Hand ausgestreckt, blockt den Ball mit dem Schuss aufs Tor. Es ist zwar eine kurze Distanz, aber der Arm hat da draußen nichts verloren."

Kircher kündigte in der Länderspielpause eine Aufarbeitung der Szenen zum Bundesliga-Start an. "Alle Bundesliga-Schiedsrichter sind morgen am Stützpunkt in Frankfurt, da sieht man die Protagonisten vom Wochenende. Und dann werden diese Themen besprechen - sehr zeitnah." Bei Sky90 führte der Schiedsrichter-Boss weiter aus: "Wir haben nächste Woche eine Art Taskforce, wo wir mit ein paar erfahrenen VAR's aus dem nationalen und internationalen Bereich reden, die international einen recht guten Job gemacht haben und machen."

Und weiter: "Wir wollen nachvollziehen, ob es eine gute Linie ist, die wir aktuell verfolgen. Was kann man alles tun? Wie schnell kriegen wir Bilder aus dem VAC [Video-Assistant-Center], die offensichtlich sind und diese Entscheidung auch wirklich stützen und nicht gesucht stützen?", sagte Kircher: "Da haben wir verschiedene Ansätze. Natürlich habe ich auch Gedanken."


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