Van der Vaarts Rat an den HSV: "Spart das Geld und gebt den Jungen eine Chance!"

Der kleine Engel verliert "seinen" HSV nicht aus den Augen
Der kleine Engel verliert "seinen" HSV nicht aus den Augen / ANP Sport/Getty Images
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Exklusiv - Zweimal wirkte Rafael van der Vaart beim Hamburger SV. Den Fans in überaus positiver Erinnerung bleibt vor allem seine erste Etappe, in der sich der Traditionsklub aufmachte, den Bayern Konkurrenz zu machen. Jetzt hat der holländische Superstar 90min ein Exklusivinterview gegeben, in dem er auch die aktuelle Lage seines alten Klubs analysiert.

Nicht jeder Fußballer kann von sich behaupten, in seiner Karriere für drei ehemalige Europapokalsieger der Landesmeister (bzw. Champions-League-Sieger) aufgelaufen zu sein. Rafael van der Vaart, oder RvV wie er in Hamburg mit dem neumodischen Hang zum Ökonomisieren der Sprache genannt wurde, kann es. Auch hat nicht jeder ein WM-Finale erreicht - Rafael van der Vaart schon. Und dennoch wirkt seine Karriere irgendwie unvollendet, angesichts des riesigen Potentials, welches der kleine Niederländer in seinen Füßen (vor allem im linken!) barg.

Ketzerisch könnte man sagen: wär er gar nicht erst zum HSV gegangen. Doch die erste Etappe in der Hansestadt (zwischen 2005 und 2008) geriet zur Erfolgsstory und katapultierte den früheren Ajax-Spieler in neue Karrierehöhen. Schließlich klopfte 2008 kein geringerer als Real Madrid an. Nach zwei keinesfalls enttäuschenden Jahren in der spanischen Hauptstadt probierte der kleine Engel sein Glück in der Premier League. Doch auch dieses Kapitel, sportlich schon nicht mehr so erfolgreich wie noch bei den Blancos, war nach zwei Jahren ebenfalls schon wieder beendet. Es folgte die zweite Etappe bei den Rothosen, die leider nicht annähernd so positiv verlief wie die erste.

Bald zusammen mit Sohn Damian in Dänemark

Doch Rafael van der Vaart ist kein Mensch, der im Zorn zurückblickt. Mittlerweile lebt der 37-Jährige in Dänemark, wohin es demnächst auch seinen 13-jährigen Sohn Damian zieht. Bislang hatte der Filius zusammen mit seiner Mutter Sylvie in Hamburg gelebt. Einen Bezug zur Hansestadt wird van der Vaart deshalb immer haben.

Die Ansprüche in Hamburg waren schon immer hoch
Die Ansprüche in Hamburg waren schon immer hoch /

"Beim HSV haben sie ein Problem!"

Und auch über die jüngsten Entwicklungen bei "seinem" HSV ist er natürlich bestens informiert. Den eingeschlagenen Weg des Klubs nach dem zweiten Aufstiegs-Desaster in Folge sieht er prinzipiell positiv, wie er gegenüber 90min erklärt: "Beim HSV haben sie ein großes Problem: sie erwarten immer mehr, als sie zu tun imstande sind. Schon zu meiner Zeit war das so. Natürlich hatte ich insgesamt eine großartige Karriere, aber auch ich hatte dort zwei schwierige Jahre. Wir waren einmal praktisch schon abgestiegen - kämpften uns aber zurück und hielten die Liga."

Dass dies an einem Schuss des Chilenen Marcelo Díaz lag, der dem schon zum Ausführen des Freistoßes bereitstehenden Holländer einfach den Ball vor der Nase wegschnappte, übergeht van der Vaart an dieser Stelle. Nach dem Motto: Yesterday, my friend, yesterday!

"Wirklich wichtig, dass die jungen Spieler ihre Chancen bekommen!"

Im Hier und Heute jedenfalls kann sich der HSV teure Stars wie ihn (oder auch Marcelo Díaz) nicht mehr leisten. Was in seinen Augen auch durchaus Chancen für den Klub bietet. "Es ist jetzt wirklich wichtig, dass die jungen Spieler ihre Chancen bekommen. Die Akademie steht, Hamburg ist eine große Stadt, mit vielen Talenten und viel Potential. Es geht nicht darum, teure Spieler einzukaufen, die dir am Ende doch nicht weiterhelfen. Das Geld sollte man lieber sparen und stattdessen dem eigenen Nachwuchs eine Chance geben." Ganz so, wie es sein Stammverein Ajax Amsterdam seit Jahrzehnten vorexerziert.