UWCL-Halbfinale: Barcelona trifft im Endspiel auf Lyon - Chelsea und Paris raus
Von Helene Altgelt
FC Chelsea – FC Barcelona 0:2
- 0:1 Aitana Bonmatí (25.)
- 0:2 Fridolina Rolfö (74.)
- Rote Karte für Kadeisha Buchanan (Chelsea) - 59.
Es brauchte mehr Kraft als erhofft, aber am Ende stand das erwartete Resultat: Der große Favorit in der Champions League, Barcelona, hat über die zwei Spiele gegen Chelsea das Finale erreicht. Barça war im Hinspiel noch mit 0:1 unterlegen, es war die erste Heimniederlage für die „Blaugrana“ seit mehr als fünf Jahren. An der Stamford Bridge, mit 39 398 Zuschauern bestens besucht, holten die Katalaninnen diese Hypothek aber wieder auf.
Bonmatí bringt Barcelona in Führung
Barcelona startete gut in die Partie, zeigte im eigenen Ballbesitz immer wieder gute Kombinationen. Chelsea war von Anfang an geschwächt, da die im Hinspiel noch starke Mayra Ramirez, im Winter für eine Rekordsumme gekommen, verletzt fehlte. Dennoch gelang es den Blues zunächst dank solidem Zweikampfverhalten, die Gäste vom eigenen Tor fernzuhalten.
In der 25. Minute konnten die Engländerinnen aber allesamt nur zuschauen, als Weltfußballerin Aitana Bonmatí einen Schuss von der Strafraumkante im Tor versenkte, Kadeisha Buchanan fälschte den Ball noch ab.
Aber Chelsea steckte nicht auf: Sieben Minuten später hatten die Chelsea-Fans schon den Jubelschrei auf den Lippen, als Lauren James auf die deutsche Ex-Nationalspielerin Melanie Leupolz ablegte. Barca-Torhüterin Cata Coll war schon geschlagen – aber Leupolz setzte den Ball nur an die Latte. In der 38. Minute später hatte erneut Leupolz nach einem desaströsen Fehlpass der gegnerischen Defensive eine Chance, aber sie blieb hängen.
So ging es mit einem 1:0 für Barcelona in die zweite Hälfte – die Karten waren komplett neu gemischt, das Resultat aus dem Hinspiel ausgeglichen. Ein offenes Spiel entwickelte sich, Barça kam zwar gut aus der Pause, wirkte defensiv aber nicht ganz sicher. Wieder traf eine Deutsche für Chelsea Aluminium: Sjoeke Nüsken setzte einen Schuss in der 57. Minute nur an den Pfosten.
Rot und Elfer: Chelsea hadert mit Schiedsricherin
Und kurz darauf kam es noch härter für die Gastgeberinnen: Kadeisha Buchanan sah nach einem Tackle gegen Patri Guijarro die gelb-rote Karte – eine harte Entscheidung der Schiedsrichterin. Buchanan wurde mit ihrer Rolle beim 0:1 und dem Platzverweis so zum Unglücksraben der Partie.
Danach kontrollierte Barcelona in Überzahl das Spiel, und bekam in der 73. Minute die Chance zur Entscheidung: Bonmatí fiel in einem Zweikampf gegen Lawrence, die Schiedsrichterin zeigte auf den Punkt – sehr zum Missfallen der scheidenden Chelsea-Trainerin Emma Hayes, die sich ihr letztes Spiel an der Stamford Bridge mit Sicherheit anders vorgestellt hätte.
Hayes hatte einiges zu sagen, nachdem Barcelona den Sieg souverän über die Zeit gebracht hatte: „Es war die schlechteste Entscheidung in der Geschichte der Champions League der Frauen“, schimpfte sie über die gelb-rote Karte für Buchanan. Schon im Hinspiel hatte die Schiedsrichter-Leistung im Fokus gestanden – dort hatte sich Bonmatí über die „schmutzige“ Spielweise von Chelsea beklagt, die nicht geahndet worden sei.
Jetzt profitierten die Spanierinnen von zwei wichtigen Entscheidungen für sie, und stehen zum vierten Mal hintereinander im Champions-League-Finale. Für Hayes‘ Team dagegen droht die Abschiedstournee, zum Fiasko zu werden: Das erfolgsverwöhnte Chelsea hat nach dem Ausscheiden in den zwei nationalen Pokalen und der UWCL nur noch in der Liga die Chance, einen Titel zu gewinnen.
Paris Saint-Germain – Olympique Lyon 1:2
- 0:1 Selma Bacha (3.)
- 1:1 Tabitha Chawinga (41.)
- 1:2 Melchie Dumornay (81.)
Komplett offen war die Ausgangslage auch im zweiten Halbfinale. Das Hinspiel wird vielen Fans noch lange in Erinnerung bleiben – vor allem den PSG-Supportern in schmerzlicher Erinnerung. Paris führte lange mit 2:0, aber Lyon drehte die Partie binnen weniger Minuten und siegte zuhause mit 3:2. Auch im Parc des Princes behielt der Champions-League-Rekordsieger nun die Oberhand und qualifizierte sich für das Endspiel.
Lyon mit Blitzstart, Chawinga gleicht aus
Olympique Lyon startete denkbar stark in die Partie: Schon in der dritten Minute gingen die Gäste in Führung. Nach einer Ecke kam die junge Außenspielerin Selma Bacha an den Ball und legte ihn überlegt ins lange Eck. PSG wirkte von dem frühen Gegentor sichtlich geschockt und kam kaum zu guten Chancen.
Nach einer Viertelstunde kam Paris zwar besser ins Spiel und hatte mehr Ballbesitz, aber eigene Torschüsse waren Mangelware. Über die linke Seite mit Sakina Karchaoui lief bei PSG sehr viel, Lyon hatte dort sichtbar Mühe, sie zu stoppen. Lyon hatte durch eine abgefälschte Flanke von Melchie Dumornay (35.) zunächst die beste Chance auf das nächste Tor.
Aber eine starke Einzelaktion sorgte wieder für Spannung: PSG-Stürmerin Tabitha Chawinga hatte links nach einem Lyon-Ballverlust viel zu viel Platz und glich mit einem strammen Flachschuss für ihre Elf aus (41.) Chawinga, im Sommer aus Mailand nach Paris gekommen, spielt eine sehr starke Saison und hat nun schon 33 Scorerpunkte gesammelt.
Dumornay macht nach Chancenwucher den Deckel drauf
Lyon kam erneut stärker aus der Kabine, fast gab es einen zweiten Blitzstart: In der 53. Minute patzte die Pariser Defensive im Kollektiv, Melchie Dumornay war durch - aber PSG-Torhüterin Constance Picaud rettete für ihr Team. US-Mittelfeldspielerin Lindsey Horan brachte auch den Nachschuss nicht im Tor unter.
Lyon blieb das gefährlichere Team: Horan hatte in der 65. Minute erneut eine Riesenchance, scheiterte aber aus spitzem Winkel. Picaud war da schon geschlage gewesen, rettete nur eine Minude später aber wieder stark, als sie einen Distanzschuss von Danielle van de Donk noch aus dem Winkel kratzte. Die Elf von Sonia Bompastor war in dieser Phase näher am 2:1 als Erzrivale Paris und konnte sich lediglich die Chancenverwertung ankreiden lassen.
In der 81. Minute räumte Melchie Dumornay diesen Makel dann aus: Nach einem schlimmen Ballverlust von Elisa de Almeida reagierte sie am schnellsten und bracht den Ball nach einer Kombination mit Vicki Becho im Tor unter. Der verdiente Lohn für die auffällige Haitanerin, die zuvor schon einige Chancen hatte liegen lassen.
Lyon brachte die Führung souverän über die Zeit und siegte über beide Spiele mit 5:3. PSG gelang es erneut nicht, endlich den ärgsten Konkurrenten zu schlagen und muss sich vor allem über vermeidbare Patzer ärgern. Lyon war über die 90 Minuten gefährlicher und steht so verdient im Finale. Dort gibt es nun eine Neuauflage von dem Endspiel 2022: In Turin besiegte Lyon damals Barcelona mit 1:3 - die Titelverteidigerinnen werden in Bilbao auf Rache aus sein.