UWCL-Finale: Die wichtigsten Duelle bei Barcelona gegen Lyon
Von Helene Altgelt
Barcelona trifft am 25. Mai 2024 um 18 Uhr in Bilbao auf Olympique Lyon. Die Katalaninnen wollen ihren Titel von 2023, als sie Wolfsburg im Finale schlugen, verteidigen. Lyon, Rekordsieger in der UWCL, will dagegen den neunten Titel einfahren. Das sind die Schlüsselduelle im Endspiel.
1. Aitana Bonmatí vs. Damaris Egurrola
Gegen Ballon-d'Or-Gewinnerin Aitana Bonmatí zu verteidigen, ist kein Vergnügen. Damaris Egurrola weiß das sehr gut, schließlich hat sie bereits an ihrer Seite gespielt: Gemeinsam mit heutigen Barça-Spielerinnen wie Cata Coll, Ona Batlle, Patri Guijarro und Claudia Pina gewannen die beiden 2018 die Silbermedaille mit Spanien bei der U20-WM.
Inzwischen haben die Karrieren der beiden sehr unterschiedliche Wege genommen: Aitana blieb ihre gesamte Karriere bei Barcelona, gewann zweimal die Champions League und avancierte in der letzten Saison mit ihrer Übersicht und Technik zum Weltstar.
Damaris Egurrola führte ihre Karriere von dem Baskenland über England nach Lyon, wo sie 2022 ebenfalls die Königsklasse gewann. Inzwischen spielt Egurrola nicht mehr für Spanien, sondern für die Niederlande, und hat sich bei Lyon etabliert. Im Verbund mit Lindsey Horan wird sie die Aufgabe bekommen, Aitana in den Griff zu bekommen - leichter gesagt als getan, aber die Gegnerinnen so gut zu kennen, ist sicher ein Vorteil.
2. Ona Batlle vs. Selma Bacha
Barcelona und Lyon haben unterschiedliche Spielphilosophien: Barça ist die Verkörperung des Tiki-Taka-Prinzips, will den Ball möglichst genau zirkulieren lassen, um irgendwann eine Lücke zu finden. Lyon dagegen setzt mehr auf Konter und Standards, hatte gegen Paris Saint-Germain im Halbfinal-Rückspiel etwa nur 41% Ballbesitz.
Aber die beiden Teams haben auch Gemeinsamkeiten: Beide setzen zum Beispiel auf hoch aufschiebende Außenverteidigerinnen, die phasenweise quasi als Mittelfeldspielerinnen oder sogar zweite Flügelspielerinnen agieren. Bei Barça ist in dieser Rolle Ona Batlle sehr effektiv, die im letzten Sommer aus Manchester United zurückgekehrt war.
Batlle kann auf beiden Seiten spielen - als Rechtsverteidigerin könnte sie es mit Selma Bacha zu tun bekommen. Die 23-Jährige spielt eine durchmischte Saison, aber zeigte gegen Paris, wie wichtig sie in Topform sein kann. Welches Team über außen mehr Torgefahr kreieren kann, ohne dabei defensiv anfällig zu werden, wird im Finale wichtig werden.
3. Patri Guijarro vs. Melchie Dumornay
Mit 20 Jahren hat Melchie Dumornay bereits beste Chancen, bald im Startelf des UWCL-Finales zu stehen. Dumornay wechselte diesen Sommer von Reims nach Lyon und ist trotz zwischenzeitlicher Verletzungsprobleme und einem holprigen Start inzwischen aus dem Kader von Olympique nicht mehr wegzudenken.
Ihren bis dato besten Auftritt im OL-Trikot hatte Dumornay im Halbfinal-Rückspiel gegen Paris, wo sie mit einem Tor und einer Vorlage, aber auch vielen gefährlichen Szenen, auffiel. Dumornay hatte schon bei der WM 2023 mit Haiti für Furore gesorgt, mit ihrem niedrigen Körperschwerpunkt ist sie eine starke Dribblerin und hat eine gute Ballkontrolle.
Im Finale trifft sie allerdings auf eine echte Champions-League-Finalexpertin: Patri Guijarro schnürte im letzten Endspiel gegen Wolfsburg einen Doppelpack und drehte so das Spiel.
Aus dem offensiven Mittelfeld müssen für Lyon die kreativen Impulse kommen - dabei muss OL auch ohne die verletzte DFB-Nationalspielerin Sara Däbritz auskommen. Ob und wie Dumornay, gemeinsam mit der technisch ebenfalls starken Danielle van de Donk, diese Aufgabe meistern kann, wird sich in Bilbao zeigen.
4. Irene Paredes vs. Ada Hegerberg
An Ada Hegerberg hat man in Barcelona äußerst schlechte Erinnerungen. Die Norwegerin schnürte 2019 im Finale gegen Barcelona einen Hattrick, auch im Endspiel von 2022 traf sie. Mit den schlechten Erinnerungen an Hegerberg ist man in Barcelona nicht allein, schließlich ist die 28-Jährige die Rekordtorschützin der Champions League.
Barça wollte die Ballon-d'Or-Gewinnerin von 2018 nach dem Prinzip "If you can't beat them, buy them" verpflichten, aber Hegerberg verlängerte lieber ihren Vertrag in Lyon. Jetzt trifft sie, falls sie schnell genug wieder fit wird, erneut auf die Barça-Defensive, die im Finale vermutlich aus Ingrid Engen und Irene Paredes bestehen wird: Mapi Leon fehlt mit einem Außenbandriss.
Engen hat sich seit ihrem Wechsel nach Barcelona in der Innenverteidigung deutlich gesteigert, Paredes dagegen ist schon lange Abwehrchefin. Beide müssen gegen ein hochgefährliches Sturmduo bestehen: die pfeilschnelle Kadidiatou Diani und Hegerberg - Barça wird hoffen, dass Letztere nach ihrer Verletzung noch nicht wieder in Topform ist. Besonders die Luftduelle zwischen Hegerberg und Paredes werden im Finale entscheidend sein.
5. Salma Paralluelo vs. Wendie Renard
Salma Paralluelo hat diese Saison nochmal einen großen Schritt nach vorne gemacht: Die 20-Jährige, bei der WM 2023 als beste junge Spielerin ausgezeichnet, ist nach Caroline Graham Hansen die beste Torschützin für Barça in dieser Saison.
Über alle Wettbewerbe hinweg hat sie für die Blaugrana 31 Mal getroffen - in der letzten Spielzeit waren es noch halb so viele Tore. Paralluelo, die früher eine erfolgreiche Leichtathletin war, konnte auch damals mit ihrer Schnelligkeit punkten - inzwischen hat sie aber an ihrem Torschuss gefeilt und ist zu einer kompletteren Spielerin geworden.
Auch Graham Hansen in der anderen Seite ist in der Form ihres Lebens und sehr torgefährlich. Die beiden Flügelspielerinnen sind die schnellsten Spielerinnen der aktuellen UWCL-Saison. Im Verbund mit den Außenverteidigerinnen muss die Lyon-Schaltzentrale in der Defensive dafür sorgen, dass die beiden nicht zu häufig von außen in den Strafraum ziehen können.
Wendie Renard, die bereits seit fast zwanzig Jahren bei OL spielt und die Équipe als Kapitänin anführt, wird ihre Abwehr koordinieren müssen. Mit 1,87m ist Renard in der Luft kaum aufzuhalten - sie und Vanessa Gilles sind allerdings nicht ganz so schnell wie Graham Hansen und Paralluelo, was gegen Barcelona zur Herausforderung werden könnte.