Urteilsbegründung zu Kölner Transfersperre da: Haben die Verantwortlichen gelogen?

  • Zwei Transferperioden: Köln darf keine Spieler verpflichten
  • Internationaler Sportgerichtshof bestätigt Fifa-Strafe
  • Urteilsbegründung wirft Fragen auf
Die Lage beim 1. FC Köln war schon besser
Die Lage beim 1. FC Köln war schon besser / UWE KRAFT/GettyImages
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Im Frühjahr 2023 hat die Fifa eine Transfersperre gegen den 1. FC Köln verhängt. Im Dezember wurde das Urteil vom Internationalen Sportgerichtshof CAS bestätigt. Die Urteilsbegründung lässt die Kölner Verantwortlichen in keinem günstigen Licht erscheinen.

Der Grund für die Transfersperre der Rheinländer, die sich über zwei Transferperioden erstreckt, sind Unregelmäßigkeiten beim Transfer des seinerzeit 16-jährigen Slowenen Jaka Cuber Potocnik. Dem "Effzeh" wird vorgeworfen, den Teenager zu einer außerordentlichen Kündigung bei seinem damaligen Verein Olimpija Ljubljana gebracht und ihn daraufhin ablösefrei unter Vertrag genommen zu haben.

Zunächst war die Fifa gegen Köln vorgegangen und hatte Anfang 2023 die genannte Strafe ausgesprochen. Nachdem der Bundesligist Berufung eingelegt hatte, nahm sich der Internationale Sportgerichtshof CAS des Falles an und bestätigte im Dezember die verhängte Transfersperre.

"Bestenfalls blauäugig und schlimmstenfalls dilettantisch"

Wie der kicker nun berichtet, bringt die ausführliche Urteilsbegründung des CAS einige neue Details ans Licht, die die Verantwortlichen "zwischen bestenfalls blauäugig und schlimmstenfalls dilettantisch" erscheinen lässt.

So hätten die Kölner vor Gericht etwa betont, vor der Verpflichtung des Spielers eine umfassende juristische Analyse zu dessen Kündigung eingeholt zu haben. Erst nachdem die Anwälte grünes Licht gegeben hätten, hätte man Potocnik unter Vertrag genommen. Bemerkenswert: Die juristische Prüfung soll binnen weniger als 24 Stunden erfolgt sein, weshalb die Domstädter Potocnik auch direkt am Tag nach seiner Kündigung unter Vertrag nahmen.

Das Problem an dieser Argumentation: Köln konnte keinerlei Beweise für die behauptete juristische Analyse vorlegen. Laut kicker schreibt der CAS: "Köln war nicht in der Lage, Beweise (wie E-Mails mit einem eindeutigen Stempel oder Berichte) für seine so genannte, umfassende Untersuchung vorzulegen." Das Gericht gehe davon aus, dass die behauptete rechtliche Prüfung nicht erfolgt sei. Stattdessen habe sich der FC wohl auf Aussagen des Spielers und dessen Anwalts verlassen.

Die Rolle von Jörg Jakobs

Ein anderer Aspekt in der Verhandlungsstrategie des Bundesliga-16. wirkt auch eher befremdlich. So sollen die Kölner behauptet haben, dass mit Potocnik vor dessen Kündigung nie konkrete Vertragsgespräche geführt worden sein. Daher habe man den Spieler auch nicht zum Vertragsbruch veranlasst.

Wörtlich brachte der FC laut dem kicker vor: "Die wenigen vorherigen Kontakte waren lediglich genereller Natur und gingen durch einen 'externen Berater' vonstatten." Bei diesem externen Berater handelt es sich um Jörg Jakobs, der zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich nur als externer Berater für die Geißböcke tätig war.

Allerdings hatte Jakobs zuvor zahlreiche offizielle Ämter in Köln inne. Der 53-Jährige arbeitete unter anderem schon als Chefscout, als Sportdirektor und als Aufsichtsrat für den FC. Kein Wunder also, dass sich der CAS nicht von der Argumentation der Kölner überzeugen ließ, es habe vor Potocniks Kündigung in Ljubljana nur Kontakte genereller Natur gegeben. Entscheidend sei, so das Gericht, dass der FC Jakobs' Rat vertraut und sich dadurch strafbar gemacht habe.

Hat Geschäftsführer Türoff die Mitglieder angelogen?

Besonders pikant ist in diesem Zusammenhang ein Bericht der Bild-Zeitung. Denn im Rahmen des Mitglieder-Stammtisches am 11. Januar sollen die FC-Mitglieder bei Geschäftsführer Philipp Türoff explizit nachgefragt haben, ob der Klub schon vor der Kündigung Kontakt zu Potocnik gehabt habe.

Türoffs Antwort laut Bild: "Wir kennen keine klaren Hinweise, dass der FC schon früher mit dem Spieler in Kontakt war." Dabei soll Jakobs, der bis heute als Vorstandsberater beim FC tätig ist, als Zeuge vor dem CAS bereits im September eingeräumt haben, "sechs Tage vor der Kündigung des Olimpija-Vertrags [das] allgemeine Interesse an dem Spieler" bei Potocniks Berater hinterlegt zu haben.

Die FC-Anhänger seien von Türoff an der Nase herumgeführt worden, schlussfolgert die Bild.


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