Urs Fischer über die richtige Zielsetzung bei Union Berlin
Von Florian Bajus
Im Interview mit dem kicker hat Urs Fischer erläutert, wieso er sich für eine Vertragsverlängerung bei Union Berlin entschieden hat. Außerdem sprach der Schweizer über die richtige Zielsetzung eines Vereins - und welche Ziele die Eisernen verfolgen.
Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2018 hat Urs Fischer vieles bei Union Berlin bewegt. Gleich in seiner ersten Saison landete die Mannschaft auf dem Relegationsplatz, nach zwei intensiven Duellen gegen den VfB Stuttgart war der Aufstieg in die Bundesliga perfekt. Das große Ziel, das seit der Rückkehr in die 2. Bundesliga im Jahr 2009 verfolgt und 2017 unter Jens Keller knapp verpasst wurde, war nun erfüllt.
Von da an ging es darum, den Verein in der ersten Liga zu halten. Trotz 17 Niederlagen und einer Tordifferenz von -17 erreichte Union auch dieses Ziel, die Fischer-Elf beendete ihre erste Bundesligasaison auf einem stolzen elften Tabellenplatz. Im Sommer ist ein großer Entwicklungssprung erfolgt, aktuell rangiert die Mannschaft auf Platz neun, hat nach 20 Spieltagen nur sieben Tore weniger erzielt als in der gesamten Spielzeit 2019/20 und erst fünf Partien verloren. Das Verteidigen liegt den Eisernen noch immer im Blut, mittlerweile können sie aber auch flach und sauber aufbauen und sich über ein ordentliches Positionsspiel zahlreiche Torchancen erspielen - und sie halten auch gegen Spitzenmannschaften stand.
Union Berlin: Der Klassenerhalt bleibt das oberste Ziel
Nur gegen RB Leipzig musste sich Union geschlagen geben, gegen den FC Bayern und den VfL Wolfsburg gab es jeweils ein Unentschieden, gegen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen wurde sogar gewonnen. Der Verein kann also durchaus in der Bundesliga mithalten, nichtsdestotrotz betont Fischer, dass das oberste Ziel auch in diesem Jahr lautet, den Abstieg zu vermeiden: "Das Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt."
Man müsse sich "am Limit bewegen, um Punkte zu holen", erläuterte der Schweizer, der "eine gewisse Qualität" erkennt, gleichzeitig aber auch weiß: "Es braucht die richtigen Entscheidungen, das nötige Wettkampfglück, die Bereitschaft, weiter unser Gesicht zu zeigen."
Ziele müssten stets "realitätsgetreu" gesetzt werden, Versprechungen verbietet sich Fischer grundsätzlich: "Wenn es um die Tabelle und Erfolg geht, garantiere ich gar nichts. Das kann ich nicht." Er könne lediglich garantieren, "dass ich meine Arbeit bestmöglich mache" - was dann passiert, lasse sich nicht prognostizieren: "Ich habe nicht im Kopf, wohin es gehen könnte, wie es wird. Mach und tu, gib dein Bestes jetzt, die Gegenwart - das ist für mich das Entscheidende. Bis auf wenige Phasen lief es für uns bislang sehr gut."
Fischer über Vertragsverlängerung: "Nicht immer nur nach Höherem streben"
Aufgrund seines Erfolgs beim 1. FC Union dürfte Fischer Begehrlichkeiten geweckt haben, dennoch verlängerte er seinen bis zum Saisonende datierten Vertrag Anfang Dezember bis 2023. Er fühle sich bei den Eisernen "sehr wohl", sagte der 54-Jährige, der gegen den Strom schwimmt und auf den vermeintlichen nächsten Schritt verzichtet: "Ich glaube, das ist auch eine Qualität, die nicht zu unterschätzen ist: nicht immer nur nach Höherem streben, sondern, wenn vieles aufgeht, das zu schätzen wissen, was man hat."