Unzufriedenheit ist nachvollziehbar: Aber Nübel muss sich trotzdem nicht beschweren

Alexander Nübel ist beim FC Bayern München nur zweiter Torwart.
Alexander Nübel ist beim FC Bayern München nur zweiter Torwart. / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Alexander Nübel fiel in letzter Zeit weniger mit Paraden auf dem Spielfeld auf. Daher kommt auch die Kritik seines Beraters gegen den FC Bayern München. Doch wenn man sich die ganze Sache genauer anschaut, fällt auf, dass die vollmundige Ankündigung einer Leihe im Sommer völlig unberechtigt daherkommt. Das werden auch die Verantwortlichen des FC Bayern München schon erkannt haben.

Ungeduld scheint größer zu sein als zunächst angenommen - schon seinen Wechsel zum FC Bayern München provozierte er

Alexander Nuebel
Schon auf Schalke war Nübel nicht immer ein Ruhepol. / Lars Baron/Getty Images

Dass Alexander Nübel ein äußerst talentierter Torwart ist, steht außer Frage. In der letzten Saison rettete er Schalke mit einigen sensationellen Paraden noch den Klassenerhalt. Ja, er machte Fehler, aber die muss man einem jungen Torhüter eingestehen können. Das gehört zur Entwicklung und dem Reifeprozess dazu.

Allerdings fiel schon auf Schalke auf, dass sich Nübel sehr hohe Ziele gesetzt hatte und diese um jeden Preis erreichen will. Als er vor zwei Jahren für Ralf Fährmann debütierte wurde deutlich, dass er Stammplatz-Ansprüche stellt. Im kommenden Sommer wurde Fährmann von Schalke verliehen und Nübel wurde erster Torwart. Dass mit der Vereins-Ikone Fährmann so umgegangen wurde, stieß vielen Fans sauer auf.

Aber was auch sauer aufstieß, war, dass Nübel schon nach einem guten Jahr weg wollte. Sein Vertrag lief aus und der große FC Bayern klopfte bei ihm an und bemühte sich um ihn. Dass die Schalker bei dem Angebot nicht mithalten konnten, war klar, aber es schien so zu sein, als ob Alexander Nübel um jeden Preis weg wollte und sich auch nicht davon abhalten ließ, dass Manuel Neuer der Platzhirsch beim Rekordmeister ist.

Ulreich, Starke und Hoffmann machten alle das gleiche durch - Sie blieben ruhig und zeigten Leistungen

Der Neuzugang ließ sich eine 15-Spiele Klausel in den Vertrag schrieben. Es sollte ihm Einsatzzeit bringen. Aber im Profisport, in dem das Leistungsprinzip gilt, sollte einem doch bewusst sein, dass solche Klauseln auch mal gewissenhaft ignoriert werden. Deshalb werden sie oft nicht in die Verträge übernommen.

Sven Ulreich
Auch wenn er jetzt beim HSV spielt, war Sven Ulreich bei den Bayern der perfekte Backup. / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Nübels Vorgänger um Ulreich und Starke waren der Inbegriff eines zweiten Torhüters. Sie unterstützen Neuer, wie es nur ging und wenn er ausfiel, dann zeigten sie konstante Leistungen. Genau so macht man auf sich aufmerksam und der Trainer denkt auch mal darüber nach, einem vielleicht den Vorzug zu geben. Lautes Vorpreschen ist nicht immer die beste Variante.

Natürlich ist es verständlich, dass ein junger Torhüter spielen möchte. Aber Nübel kam ja auch zum FC Bayern München, um von Neuer zu lernen. Der Welttorhüter sollte seinen Nachfolger besser machen und ihm irgendwann den Platz zwischen den Pfosten frei machen. Von einem sofortigen Wechsel hat nie jemand der Verantwortlichen gesprochen.

Der Trainer hat immer das letzte Wort - Wenn Neuer gebraucht wird, soll er auch spielen

Die bisherige Saison des FC Bayern lief durchaus durchwachsen. Weltklasse Auftritten folgten welche mit gefühltem Kreisliga-Niveau. Außer in der Champions-League lief es nie so wirklich ganz rund. Doch Alexander Nübel stellt den Anspruch, dass Trainer Hansi Flick trotzdem Experimente wagt.

Manuel Neuer
Manuel Neuer wird beim FC Bayern München noch lange Stamm-Torwart sein. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Aber der Trainer muss das tun, was für die Mannschaft am besten ist. Und das ist auch in dieser Saison immer noch einen fitten Manuel Neuer ins Tor zu stellen. Außer im unwichtigen letzten Gruppenspiel gegen Lokomotive Moskau hätte er darauf verzichten können. Nübel machte seine Sache gegen Atletico ja ordentlich. In der Liga ist das Meisterschaftsrennen aber eng umkämpft. Solange das so ist, muss die bestmögliche Elf auf dem Platz stehen. Im DFB-Pokal gibt es eh nur Do-or-Die-Spiele. Dass Manuel Neuer gegen Kiel startete, sollte nun wirklich keine Überraschung sein. Und bei allem Trubel um die Klub-WM muss man auch hier sagen, es ging um einen Titel, also spielt Neuer.

Für Alexander Nübel bieten sich schlichtweg keine Möglichkeiten für Einsätze. Auch wenn es im Vertrag drinsteht, so hat Hansi Flick die Entscheidungsgewalt. Die Verantwortlichen des FC Bayern München moderierten die Angelegenheit gekonnt weg. Alexander Nübel muss jetzt mit Leistungen im Training punkten und damit seinen Anspruch untermauern. Nicht mit Forderungen seines Beraters.