"Unterschied wie Tag und Nacht": Sammer klagt den deutschen Fußball an
Von Yannik Möller
Da ein Weiterkommen von Eintracht Frankfurt in der Champions League sehr unwahrscheinlich erscheint, wird es von vier Bundesligisten wohl nur der FC Bayern ins Viertelfinale der Königsklasse schaffen. Ein für Matthias Sammer unerträglicher Zustand, den er insbesondere am Beispiel RB Leipzig festmachte und deutlich kritisierte.
Während sich der FC Bayern rückblickend souverän gegen Paris Saint-Germain durchsetzen konnte, sind Borussia Dortmund und auch RB Leipzig in der Champions League bereits ausgeschieden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Eintracht Frankfurt am Mittwochabend einen Zwei-Tore-Rückstand gegen die SSC Neapel gedreht bekommt, wird als sehr gering eingestuft.
Schlussendlich wird also, wenn die SGE ebenfalls ausscheidet, nur eins von vier deutschen Teams das Achtelfinale der Königsklasse überlebt haben. Zweimal folgte ein K.o. gegen Gegner aus der Premier League, einmal gegen den unangefochtenen Tabellenführer der Serie A.
Sammer holt zur Kritik aus: Abkehr von erwiesenen Tugenden als Schwachpunkt
Alle Teams, mit Ausnahme der Bayern, müssten sich deshalb "Grundsatzfragen stellen". Das mahnte Matthias Sammer am Dienstagabend nach dem Duell zwischen Leipzig und Manchester City bei Prime Video an (via Bild).
Die Münchener seien ihrem Status einer Weltklasse-Mannschaft gerecht geworden, aber: "Dahinter waren wir erstmal froh, dass drei andere noch weitergekommen sind, die Vorrunde überstanden haben. Aber danach wurde die Luft dünner. Das muss man in aller Sachlichkeit, aber auch in aller Klarheit in den Mittelpunkt stellen."
Kurzum: Sammer sieht die deutschen Top-Teams im internationalen Vergleich nicht als konkurrenzfähig an.
Ein großer Kritikpunkt des Fußball-Fachmannes: Die einst deutschen Tugenden sind nicht mehr vorhanden. "Athletik, Physis und ich sage auch Siegermentalität", zählte er auf.
Das machte er insbesondere am Leipzig-Spiel fest, das der Streaminganbieter mit ihm als Experten begleitete. Man City sei "physich unglaublich präsent" gewesen, auch was die Beweglichkeit und das Tempo betrifft. "Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht", so das düstere Fazit des 55-Jährigen.
Zudem kritisierte er, dass heutzutage "nur noch mit Ball" trainiert werde. Ein grundsätzlich nicht falscher Ansatz, doch habe man "Dinge weggelassen, die über Jahrzehnte auch wissenschaftlich bewiesen waren". Sammer weiter: "Bitte nicht unsere Grundlagen verlieren. Das ist nur eine kleine Anregung. Ich bin nicht der liebe Gott, ich habe nicht den Fußball erfunden. Aber mir fallen ein paar Dinge auf."
Nun liegt es in der Champions League mal wieder am Rekordmeister, den deutschen Fußball zu repräsentieren.