Umstrittene Treffer in Dortmund: Darum konnte der VAR nicht eingreifen

Borussia Dortmund gegen TSG Hoffenheim hatte einige Aufreger zu bieten!
Borussia Dortmund gegen TSG Hoffenheim hatte einige Aufreger zu bieten! / Pool/Getty Images
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Der BVB tritt in der Hammer-Woche vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen Sevilla und dem Revierderby auf der Stelle. Nach dem 2:2-Heimremis gegen die TSG Hoffenheim droht Schwarz-Gelb weiter an Boden im Kampf um die Königsklasse zu verlieren. Zwei Tore standen gegen den "Angstgegner" aus dem Kraichgau besonders im Fokus. Warum sie zählten und der VAR nicht eingreifen konnte.

Gewinnt am Sonntagnachmittag die Frankfurter Eintracht erwartungsgemäß gegen den 1. FC Köln, läuft der BVB den Champions-League-Rängen bereits sechs Punkte hinterher. Gewinnt Gladbach am Abend in Wolfsburg, würde man sogar aus den Top sechs fallen.

Der Dortmunder Motor stottert weiter gewaltig. Gegen Hoffenheim musste man am Ende sogar noch glücklich über den Punkt sein, die Gäste hatten über die gesamte Partie hinweg die klareren Torchancen.

1:1 statt 2:0 - Foul an Haaland als Schlüsselszene der Partie

Aus BVB-Sicht dennoch besonders ärgerlich, dass dem 1:1-Ausgleich der TSG ein klares Foul an Erling Haaland vorausging. Vielmehr noch, ohne das klare Halten von Kevin Vogt hätte Dortmund großer Wahrscheinlichkeit nach das 2:0 erzielt. Eine der Schlüsselszenen der Partie.

Was war passiert? In der 30. Minute lief Jude Bellingham auf das Hoffenheimer Tor zu. Parallel zu ihm lief Haaland mit. Bellingham hätte den Ball nur noch querlegen müssen und der Norweger ins leere Tor einschieben. Doch Hoffenheims Vogt riss Haaland von hinten mit beiden Armen um. Schiedsrichter Bastian Dankert ließ weiterspielen, Bellingham wurde am Abschluss gestoppt. Ohne Unterbrechung lief die Partie weiter, aus Hoffenheims Angriff resultierte der Ausgleich.

"Guck dir die Szene an!", forderte BVB-Coach Erdin Terzic fassungslos an der Seitenlinie. Nach der Partie sagte er zu Sport1: "Es gab einen Erklärungsversuch, den habe ich aber nicht verstanden. Die erste Erklärung war, dass es eine Vorteilssituation für uns ist. Die sehe ich nicht. Für mich ist es ein klares Foulspiel an Erling und uns wird dadurch eine klare Torchance genommen."

Mats Hummels äußerte sich nach Spielschluss am Sky-Mikro ebenfalls eindeutig: "Da haben wir eine Riesenchance auf das 2:0 und 20 Sekunden später steht es 1:1. Wir alle wissen, dass Fußball ein extremes Ergebnisspiel ist, in dem Kleinigkeiten entscheiden können. Das ist hier kein Basketball-Spiel, in dem 50 Körbe fallen, sondern ein oder zwei Tore entscheidend sind."

Keine durchgehende Angriffsaktion: Darum konnte der VAR nicht eingreifen

Gegenüber Sport1 erklärte Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner, warum ein Eingriff des Videoschiedsrichters nicht möglich war. Zwar wäre ein "direkte Freistoß für Dortmund die richtige Entscheidung gewesen", der Schiedsrichter habe die Szene aber offenbar nicht wahrgenommen. In den TV-Bildern sieht man eindeutig, dass Dankert seine Augen nur auf Bellingham gerichtet hat und Vogts Foul an Haaland nicht wahrnehmen konnte. Auch der Linienrichter schien das Foulspiel nicht beobachtet zu haben (obwohl er eigentlich einen freien Blick darauf hatte).

Statt mit Freistoß wurde das Spiel fortgesetzt. Die Hoffenheim leiteten den Konter allerdings nicht direkt ein, sondern spielten nach einigen Pässen und zunächst zurück auf Keeper Oliver Baumann. Ein entscheidendes Kriterium für einen möglichen VAR-Eingriff.

"Der VAR konnte nicht eingreifen, da es zum einen vor dem Strafraum und damit kein Strafstoß war, zum anderen, da es auch keine Notbremse und damit auch keine Rote Karte war, da die Ballkontrolle nicht gegeben war und auch nicht bevorstand, da es kein Abspiel gab", so Wagner. Nach dem TSG-Treffer war ein Eingriff ebenfalls nicht möglich, "weil es keine durchgehende Angriffsaktion mehr war. Der Ball wurde zweimal nach hinten, unter anderem auch zum Torwart gespielt."

Haalands Ausgleich: TSG sucht Fehler bei sich selbst

Zunächst umstritten war auch das 2:2 von Erling Haaland. Ein Spieler der Gäste lag auf dem Boden, Hoffenheim war in Ballbesitz, spielte den Ball aber nicht ins aus. Stattdessen unterlief Sebastian Rudy ein haarsträubender Fehlpass in die Füße von Haaland, der souverän einschob.

Nach Haalands Ausgleich kam es zur Rudelbildung
Nach Haalands Ausgleich kam es zur Rudelbildung / Pool/Getty Images

TSG-Verteidiger Stefan Posch ging nach dem Treffer wutentbrannt auf den Norweger zu, schubste ihn weg. Hätte der BVB das Spiel unterbrechen müssen? Im Hoffenheimer Lager folgte die schnelle Einsicht: "Die erste Reaktion ist immer die Erwartung, man sollte nicht weiterspielen. Aber Fakt ist, wir haben ja selbst weitergespielt. Und es ist klar geregelt - und so fair muss man einfach sein - wenn keine Kopfverletzung vorliegt, dass der Schiedsrichter das Spiel auch nicht unterbindet. Da müssen wir cleverer sein oder den Ball ins Aus spielen und können dem Gegner keinen Vorwurf machen", sagte TSG-Manager Alexander Rosen. Ähnlich äußerten sich auch die Spieler nach der Partie.

Klare Sache also: der BVB und Haaland haben sich vollkommen korrekt verhalten. Ohnehin ist es fragwürdig, warum der Gegner den Ball jedes Mal ins Aus spielen soll, wenn der Gegner auf dem Boden liegt. Zumal deutlich keine schwere Verletzung vorlag. Häufig wird dieses Mittel dann vom führenden Team genutzt, um Zeit zu gewinnen. Hoffenheim selbst nahm das "Geschenk" aber nicht an - der BVB zeigte sich hier ausnahmsweise mal von der kaltschnäuzigen Seite.