UEFA-Präsident Ceferin: Bundesliga als "leuchtendes Beispiel" - Ehrliches Lob oder finanzieller Hintergedanken?
Von Yannik Möller

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat lobende Worte für die Entscheidung gefunden, den Spielbetrieb der Bundesliga wieder aufzunehmen. Den Vorgang bezeichnete er u. a. als "leuchtendes Beispiel" - Gedanken der ehrlichen Freude, oder eher das Denken aus dem Amt heraus?
"Es ist eine großartige Nachricht, dass die deutschen Behörden zugestimmt haben, dass die Bundesliga zurückkehren kann." So freut sich Aleksander Ceferin, seines Zeichens Präsident der UEFA, über die Nachricht des wiederaufgenommenen Spielbetriebs im deutschen Fußball.
So, wie sich auch so mancher Fan über die stufenweise und angepasste Rückkehr des Fußballs freut, scheint es auch Ceferin zu tun. Er bezeichnete die Nachricht als "einen großen und positiven Schritt, um den Menschen wieder Optimismus ins Leben zu bringen". So ähnlich äußerten sich auch viele Fans, Experten und Poltiiker, wenn es um die Möglichkeit eines Liga-Restarts ging.
UEFA-Boss hofft auf positiven Ausgang - Richtige Äußerungen mit Beigeschmack
Ceferin betonte zudem, dass der Vorgang "das Ergebnis eines konstruktiven Dialogs und einer sorgfältigen Planung sei", die zwischen Fußball-Behörden und der Politik sei. Dies stimme ihn zuversichtlich, "dass Deutschland uns allen ein leuchtendes Beispiel dafür geben wird, wie wir den Fußball [...] wieder in unser Leben zurückbringen können".
Die Bundesliga wird nun definitiv das Hauptaugenmerk der aktuellen Sportwelt sein. Als erster großer Verband hat die DFL es geschafft, durch Konzepte und Maßnahmen das politische Einverständnis für den halbwegs geordneten Spielbetrieb zu erlangen. Dass der Präsident hofft, die Bundesliga könne "ein leuchtendes Beispiel sein", wird sicherlich jeder Fan verstehen können. Teilt man diesen Wunsch nicht, hofft man nun einmal, dass die Planungen seitens der DFL scheitern - wodurch sich Spieler, Trainer und Betreuer zumindest infizieren würden. Dem Vorgang das Scheitern zu wünschen, was mit mehreren kranken Menschen einhergehen würde, wird wohl niemand ernsthaft wollen.
Nichtsdestotrotz sollte man die Worte Ceferins nicht automatisch und ohne zweiten Gedanken als reine Beglückwünschung ansehen. Das kann tatsächlich so gemeint sein, zu Teilen oder auch ganz - keine Frage. Allerdings spricht er noch immer aus der Position einer der höchsten UEFA-Funktionäre. Die UEFA war es, die den Ligen und Verbänden immer wieder Druck gemacht hat, den Spielbetrieb fortzusetzen. Er sei "zu beenden", hieß es. Einschüchterungen, dass bei einem Saisonabbruch wichtige internationale Plätze ausfallen könnten, gab es inklusive.
So sehr man den getroffenen Aussagen auch zustimmen mag, so schwer kann es gleichzeitig fallen. Immerhin haben die Bemühungen der UEFA einen Nachgeschmack hinterlassen, auch wenn die Ziele des europäischen Verbands - ganz nüchtern betrachtet - wohl verständlich waren.
So bleibt zu hoffen, dass der 52-Jährige Recht behält. Die Bundesliga sollte zu einem guten Beispiel werden, sie sollte Teil des beschriebenen "großen und positiven Schritts" sein. Denn das würde am Ende bedeuten, dass die Konzepte funktioniert haben, dass etwaiger Schaden abgewendet wurde, dass zahlreiche bedrohte Vereine auch in der nächsten und übernächsten Saison antreten können.
Dass Kritikpunkte am modernen Fußball nicht ausgeschlossen werden (sollten), versteht sich indes von selbst. Nun gilt der Fokus aber zunächst der hoffentlich guten Arbeit seitens der DFL und der deutschen Vereine.