UEFA plant Hilfsfonds in Milliardenhöhe - die Rettung für die Pleitegeier?
Von Christian Gaul
Angeblich plant die UEFA, die europäischen Klubs mit einem Hilfsfonds zu unterstützen. Dabei sollen die großen Gelder auch an die großen Klubs gehen.
Die UEFA plant scheinbar, einen Hilfsfonds in Milliardenhöhe einzurichten, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie einzudämmen. Dies könnte ironischerweise den Klubs zugute kommen, die auch schon vor Covid wenig seriös wirtschafteten und sich zuletzt sogar mit dem europäischen Verband auf Kriegsfuß befanden.
Während viele Details noch unklar sind, kann man sich bei dem geplanten Vorhaben jedoch auf das Wichtigste verlassen:
Die Top-Klubs werden mit den größten Summen ausgestattet!
Über 5 Milliarden Euro - UEFA in Gesprächen mit Geldgebern
So recherchierte die New York Times, dass sich die UEFA dazu entschlossen hat, den wirtschaftlichen Problemen vieler Vereine entgegenzuwirken. Geplant ist, rund sechs Milliarden US-Dollar - also über fünf Milliarden Euro - zu beschaffen, die dann zunächst unter den Teilnehmern der Champions League, Europa League und Conference League aufgeteilt werden sollen.
Demnach soll die UEFA sich mit der Londoner Investment-Firma Centricus, der Citigroup und UniCredit im Austausch über ein Finanzierungsmodell befinden.
Bislang fehlt jegliche Bestätigung von offizieller Seite, doch soll der europäische Verband dieses Vorhaben bereits mit Vertretern der Internationalen Klubvereinigung ECA besprochen haben.
Dabei soll besonders das Problem der stagnierenden Transfer-Erlöse ins Auge gefasst worden sein, da während der Pandemie die "normalen" Transfers in niedriger zweistelliger Millionenhöhe nahezu ausblieben.
Ebendiese stellen die Basis für das jährliche Verschieben von Unsummen dar. Doch aufgrund der Pandemie gibt es derzeit wesentlich mehr Angebot als Nachfrage. Spieler werden auf Leih-Basis oder im Tausch verpflichtet - die Blase droht zu platzen, denn der regelmäßige Geldfluss versiegt. Besonders die "Mittelklasse-Vereine" verlieren somit ihr über Jahrzehnte angeeignetes Vertrauen in diese Methodik.
Doch geht es der UEFA nicht nur darum, einen fairen Interessenausgleich zu schaffen. Vielmehr muss man den geplanten Hilfsfond selbstredend auch im Kontext der gescheiterten Super League betrachten.
Dabei wird ersichtlich, dass die hochverschuldeten Top-Klubs am meisten profitieren werden.
Wer viel hat, der bekommt mehr - die UEFA wird sich in Szene setzen
Die über fünf Milliarden Euro sollen, wie beschrieben, zunächst an die Teilnehmer der europäischen Klub-Wettbewerbe verteilt werden. Dabei will man die Höhe des jeweiligen Zuschusses von der perspektivischen Leistung des betreffenden Vereins auf internationaler Bühne abhängig machen.
Im Klartext: Die Vereine, die sich in den letzten Jahren teilweise in Milliardenhöhe verschuldeten, weil sie absurde Gehälter und Ablösen zahlten, um mal am Henkelpott riechen zu dürfen, bekommen auch die größten Hilfen.
Passenderweise wurden neun der zwölf Gründervereine der Super League zuletzt wieder in die ECA aufgenommen, nachdem sie ihre Treue zur UEFA bekräftigten - ein Schelm, wer hier die Verbindung knüpft.
Lediglich der FC Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin beharrten bis zuletzt auf ihren Goldesel namens Super League und werden deshalb auch weiterhin nicht von der ECA begnadigt.
Allerdings wird die UEFA wohl keinesfalls die Konfrontation mit den drei verbleibenden Ausreißern suchen wollen und sie von ihrem Hilfspaket ausschließen.
Denn einerseits weiß auch der Verband um die Zugkraft dieser Klubs. Auf der anderen Seite bietet sich hier für UEFA-Boss Aleksander Čeferin zudem die medienwirksame Möglichkeit, auf die abtrünnigen Initiatoren des Streits zuzugehen und sich als der Klügere zu präsentieren, der letztlich nachgibt - wissend, dass dies den Chefs der drei Klubs den größten Schmerz bereiten wird.
Letztlich wird man bedenken müssen, dass dieser Fonds die Debatte um die wirtschaftliche Dekadenz im Fußball weiter anheizen wird. Denn wo andernorts auf Covid-Soforthilfen gewartet wird, um das eigene Geschäft über Wasser zu halten, bekommen die größten Pleitegeier und Finanz-Trickser des Kontinents scheinbar erneut eine nächste Dosis, um in den kommenden Jahren weiterhin am Tropf hängen zu dürfen.