Die überraschendsten Europa-League-Finalisten seit 2000

Eintracht Frankfurt fiebert dem Europa-League-Finale entgegen
Eintracht Frankfurt fiebert dem Europa-League-Finale entgegen / Alex Grimm/GettyImages
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Trotz prominenter Vertreter wie Barcelona, Leipzig oder Sevilla lautet das Europa-League-Finale 2022 Eintracht Frankfurt gegen Glasgow Rangers. Immer wieder gelingt es vermeintlichen Underdogs, bis ins Endspiel vorzustoßen und nach dem Cup zu greifen.

Wir werfen einen Blick auf die überraschendsten Vertreter im Finale (seit 2000) der Europa League bzw. des Vorgänger-Wettbewerbs UEFA-Cup:


1. 2001: Deportivo Alavés - FC Liverpool 4:5 n.V.

"Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch UEFA-Cup." Das Motto gilt auch für den spanischen Vertreter Deportivo Alavés, der seit Jahrzehnten zwischen Liga eins und drei schwankt. In der Saison 1999/2000 qualifizierte sich das Team völlig überraschend mit Rang sechs für den UEFA-Cup, nachdem man im Jahr zuvor als Aufsteiger Rang 16 belegt hatte.

Umso erstaunlicher war, dass der Klub den Cup letztlich auch fast noch gewonnen hätte. Auf dem Weg ins Finale räumte der Underdog unter anderem Inter Mailand, Rayo Vallecano und Kaiserslautern aus dem Weg.

Im Finale im Dortmunder Westfalenstadion lieferte man sich eine packende Schlacht mit den Reds. Der Favorit ging früh in Führung und lag zur Halbzeit mit 3:1 vorne. Alavés kam aber rasant aus der Kabine und stellte auf 3:3. Nach der erneuten Liverpool-Führung konnte Jordi Cruyff (Sohn von Johan Cruyff) kurz vor Schluss erneut den Ausgleich erzielen. Erst in der 116. Minute platzte der Traum vom Finalerfolg.

Deportivo Alavés ist nie wieder in solche Sphären aufgestiegen und kickte teilweise in der dritten Liga. Zuletzt gehörte man der La Liga an, muss aber nun den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

2. 2006: FC Middlesbrough - FC Sevilla 0:4

Der heutige Zweitligist FC Middlesbrough hat nicht gerade eine ruhmreiche Premier-League-Vergangenheit. Nur einmal konnte sich der Klub besser als auf dem neunten Rang platzieren. In der Spielzeit 2004/05 wurde es Rang sieben, was für die UEFA-Cup-Teilnahme reichte.

Der englische Vertreter landete erst einen Gruppensieg und würgte sich anschließend nur so durch die K.o.-Runde. Den VfB Stuttgart und die AS Rom konnte man durch die Auswärtstor-Regelung aus dem Wettbewerb befördern, Steaua Bukarest und den FC Basel besiegte man dank starker Heimauftritte mit einem Tor Vorsprung.

Im Finale hatte Middlesbrough jedoch nicht den Hauch einer Chance gegen den FC Sevilla. Nachdem Luis Fabiano die Andalusier früh in Führung schoss, machten Enzo Maresca (2x) und Frederic Kanouté einen deutlichen 4:0-Erfolg klar.

3. 2010: FC Fulham - Atlético Madrid 1:2 n.V.

Vier Jahre später stieg erneut ein englischer Underdog gegen einen spanischen Topklub in den Ring. Nur wurde es diesmal deutlich spannender. Davies gelang es im Hamburgr Volksparkstadion in der 37. Minute, den Führungstreffer von Forlán auszugleichen. Der Fight zog sich bis in die Verlängerung, ehe Super-Knipser Forlán in der 116. Minute für die Entscheidung sorgte.

Für Fulham war es in der zweiten europäischen Saison der Vereinsgeschichte das erste Duell mit einem spanischen Klub überhaupt. Zuvor hat man insbesondere der Bundesliga wehgetan, indem man den Hamburger SV und VfL Wolfsburg bezwingen konnte. Den ganz großen Coup schaffte man aber eigentlich im Sechzehntelfinale, als man Juventus Turin nach einer 1:3 Hinspiel-Niederlage mit 4:1 aus dem Wettbewerb schoss.

Fulham konnte leider nicht an die Erfolge anknüpfen und stieg in der Magath-Saison ab. Seitdem pendelt man zwischen Premier League und Championship. In dieser Runde machte man die Rückkehr ins Oberhaus bereits perfekt.

4. 2011: SC Braga - Porto 0:1

Vor elf Jahren gab es ein portugiesisches Finale in der Europa League. Der FC Porto war sicherlich kein überraschender Finalgast, Braga dafür umso mehr. Der Klub jagt regelmäßig Porto, Benfica und Sporting hinterher und hat zahlreiche vierte Plätze vorzuweisen. Vom klangvollen Name der drei Konkurrenten ist der Klub ebenfalls weit entfernt.

2011 hatte man die Chance, aus dem Schatten ins Rampenlicht zu treten, jedoch musste man die Bühne dann letztlich wieder Porto überlassen. Falcao entschied die Partie mit seinem Treffer kurz vor dem Pausenpfiff. Immerhin konnte Braga in der K.o.-Phase für Furore sorgen und besiegte überraschend unter anderem den FC Liverpool und Benfica SL.

5. 2015: Dnipro Dnipropetrowsk - FC Sevilla 2:3

Der ukrainische Klub gehörte zwar stets zu den erweiterten Topklubs des Landes, konnte aber nie einen Meistertitel im Zeitalter nach der Sowjetunion einfahren. Der Einzug ins Europa-League-Finale war demnach schon eine riesige Sensation. Mit Ajax Amsterdam, dem FC Brügge und den SSC Neapel konnte man auch namenhafte Klubs aus dem Wettbewerb befördern.

Im Finale lieferte das Team ebenfalls einen starken Fight und ging durch Kalinic sogar früh in Führung. Letztlich war es jedoch Carlos Bacca, der mit seinem Doppelpack die Finalsieg-Träume zerstörte.

Leider war das für das vom Krieg in der Ostukraine geplagte Dnipro Dnipropetrowsk der Anfang vom Ende. Aufgrund nicht begleichbarer Schuldenberge folgten mehrere Zwangsabstiege, ehe sich der Verein im Jahr 2019 ganz auflöste.

6. 2022: Eintracht Frankfurt - Glasgow Rangers

Eine Sache haben die fünf zuvor beleuchteten Spiele gemeinsam. In allen Partien konnte sich der Favorit durchsetzen. Diesmal wird der Sieg jedoch zwangsweise an einen Underdog gehen, weil gewissermaßen beide als solche zu bezeichnen sind.

Aufgrund der starken EL-Performance von Eintracht Frankfurt vor drei Jahren sind es aber eher die Rangers, die in der Außenseiter-Rolle stecken. Selbstredend hat der Klub zahlreiche nationale Titel errungen, den Europapokal der Pokalsieger bereits gewonnen und stand im Jahr 2008 im UEFA-Cup-Finale. Man darf aber nicht vergessen, dass die Rangers im Jahr 2012 die Insolvenz der Betreibergesellschaft und Abstufung in die vierthöchste Spielklasse durchmachen mussten.

Zehn Jahre nach so einem einschneidenden Erlebnis im EL-Finale zu stehen, ist schon ein Ausrufezeichen. Beeindruckend ist auch, dass der schottische Klub die beiden Bundesliga-Größen Borussia Dortmund und RB Leipzig bezwingen konnte. Für Eintracht Frankfurt geht es also auch ein wenig darum, die Bundesliga-Ehre wiederherzustellen. Viel bedeutsamer wäre es aber noch, den zweiten großen internationalen Titel in der Vereinsgeschichte zu erringen und nach mehr als 60 Jahren wieder in die Champions League einzuziehen.


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