Überflieger Jonas Hofmann: In dieser Saison unentbehrlich
Von Florian Bajus
Jonas Hofmann flog in den vergangenen Jahren ein wenig unter dem Radar, doch spätestens in dieser Saison gehört der 28-jährige Außenbahnspieler zu den Leistungsträgern von Borussia Mönchengladbach. Seinen Stellenwert untermauerte er mit seinem Doppelpack beim 3:2-Erfolg über den FC Bayern.
Jonas Hofmann macht im neuen Jahr da weiter, wo er im November aufgehört hat, als er mit einem Muskelbündelriss von der deutschen Nationalmannschaft zurückgekehrt ist: Der gebürtige Heidelberger ist ein Aktivposten im Offensivspiel von Borussia Mönchengladbach, der den Gegner unermüdlich presst, stets den Laufweg in die Tiefe sucht und viele Chancen initiiert.
Sechs Bundesligaspiele hatte Hofmann aufgrund seiner Verletzung verpasst, in seiner Abwesenheit gelang den Fohlen lediglich ein Sieg über den FC Schalke 04 (4:1). Gegen den FC Augsburg (1:1), den SC Freiburg (2:2), Hertha BSC (1:1) und Eintracht Frankfurt (3:3) kam Gladbach nicht über ein Unentschieden hinaus, zum Jahresabschluss gab es schließlich eine 1:2-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim.
Die Zahlen untermauern Hofmanns Qualitäten
Steht Hofmann auf dem Platz, sieht die Bilanz besser aus (5 Siege, 2 Unentschieden, 2 Niederlagen) - allen voran, weil er sich selbst in der laufenden Spielzeit übertrumpft. Allein in der Bundesliga steht er bei vier Toren und sechs Assists, hinzu kommen je ein Treffer und eine Vorlage in der Champions League und dem DFB-Pokal. In wettbewerbsübergreifend 14 Pflichtspielen war Hofmann an 14 Toren direkt beteiligt, in der internen Scorer-Liste kann nur Lars Stindl mehr Torbeteiligungen (17) vorweisen.
Hinter Stindl und Alassane Plea erzielte Hofmann bislang die drittmeisten Tore, bei den Assists steht er an der Spitze. Bezogen auf die eigenen Treffer lässt sich eine hohe Effizienz feststellen: Von 20 abgefeuerten Torschüssen gingen 12 auf das Tor (die Quote von 60 Prozent ist vereinsinterner Bestwert, Zahlen via fbref.com). Die Hälfte aller Schüsse, die auch auf das Tor gingen, landeten also im Netz.
So gut wie Hofmann im Abschluss ist, so wichtig ist er auch als Initiator von Torchancen. Zu Buche stehen 28 Key Passes (vereinsinterner Bestwert gemeinsam mit Stindl) und 45 Aktionen, die zu einem Torschuss geführt haben - ebenfalls Bestwert. Zudem ist er aktiv im Pressing, läuft die gegnerischen Außenverteidiger konsequent an, sucht die Zweikämpfe und schaltet nach Balleroberungen blitzschnell um.
Genau diese Mitarbeit im Spiel gegen den Ball, diese nie zu erkennende Passivität und der Instinkt auf dem Weg nach vorne machen Hofmann für Marco Rose unentbehrlich. Der Fohlen-Trainer sang bereits nach dem 1:0-Sieg über Arminia Bielefeld am vergangenen Wochenende eine Lobeshymne auf den Außenbahnspieler (zitiert via kicker): "Er hat direkt das Tor vorbereitet, weil er einfach sehr vertikal denkt in seinem Spiel. Weil er unglaublich viele Meter macht, sehr viele Räume bearbeitet und bespielt. Weil er eine gewisse Spielfreude hat, auch intuitiv Dinge entscheidet. Weil er fleißig mit nach hinten arbeitet. Hoffi in sehr guter Form ist für uns ein wichtiger Faktor, keine Frage."
Matchwinner Hofmann: Zwei Tore und ein Assist gegen den FC Bayern
Gegen den FC Bayern hat Hofmann da weitergemacht, wo er gegen die Arminia aufgehört hat. Gelangte er zu Beginn des Spiels noch zu selten in die Tiefe, so wurde er nach der Umstellung von 4-3-3 auf 4-4-2 immer aktiver, setzte sich immer häufiger in Szene: Vor dem 1:2 (35.) setzte er Benjamin Pavard unter Druck, dessen unsauberer Pass von Ramy Bensebaini abgefangen wurde. Der Algerier leitete den Ball zum mittlerweile abgekippten Hofmann weiter, der Florian Neuhaus bediente und sofort zum Diagonallauf ansetzte. Wenige Sekunden später stand er frei vor Manuel Neuer und erzielte das Anschlusstor. Unmittelbar vor der Pause (45.) erzielte Hofmann schließlich auch den Ausgleich, weil er nach Stindls Balleroberung gegen Joshua Kimmich zum Tiefenlauf ansetzte, obwohl der Ball weit entfernt war; doch das präzise Zuspiel landete in seinem Lauf, wieder ließ er Neuer im Eins-gegen-eins keine Chance.
Auch beim Siegtor zum 3:2 (49.) hatte Hofmann seine Finger im Spiel, weil er bereits in dem Moment, in dem Niklas Süle das Zuspiel auf Pavard ausgeführt hat, Druck auf den Franzosen ausübte und den Ballgewinn erzwang. "Jonas Hofmann hat nach zwei klasse Läufen in die Tiefe zwei Tore erzielt und auch bei meinem Treffer zum 3:2 hat er mir den Ball stark rübergelegt", lobte Siegtorschütze Neuhaus seinen Mannschaftskollegen nach dem Spiel (zitiert via Vereinswebsite).
So explosiv aus einer Verletzungpause zurückzukehren, verdient Respekt. Hofmann knüpft nahtlos an seine Leistungen vom Saisonbeginn an und unterstreicht seinen gestiegenen Stellenwert seit Roses Amtsantritt im Sommer 2019. Er ist ohne Wenn und Aber ein Unterschiedsspieler der Borussia, der sich für einen Platz im EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft empfiehlt.