U23-Trainer Heiko Vogel spricht über Gladbachs Talente
Von Stefan Janssen
Heiko Vogel trainiert seit diesem Sommer die U23 von Borussia Mönchengladbach und hat die große Aufgabe, viele talentierte Jugendspieler an den Profi-Bereich heranzuführen. Gerade in diesem Jahr hat Gladbachs Unterbau, der in der Regionalliga-West spielt, einen Umbruch hingelegt: Zahlreiche Spieler haben den Verein verlassen, viele junge Talente aus der U19 sind neu dabei. Über einige Spieler hat sich der neue Coach nun geäußert.
In der Vorbereitung auf die neue Saison muss Vogel derzeit noch auf einige Spieler verzichten, die derzeit dauerhaft bei den Profis und Trainer Marco Rose dabei sind. Für den neuen Trainer der U23 aber kein Problem, wie er im Interview mit Fohlen Hautnah erzählte: "Ich habe immer gewusst, dass das die Herausforderung sein wird. Diese Flexibilität muss man mitbringen. (...) Man muss definieren, was Erfolg einer zweiten Mannschaft eigentlich ist. Für mich hat es oberste Priorität, einen Spieler oben zu etablieren. Wenn Marco einen Spieler in der Bundesliga bringt, dann ist das ein großer Erfolg für den gesamten Verein und der Lohn für unsere Arbeit."
Top-Talente wie Kaan Kurt, Rocco Reitz oder Famana Quizera bekommen derzeit ihre Chance bei den Profis, auf Dauer werden sie aber wohl erst einmal wieder zur U23 stoßen. Bis dahin muss Vogel mit den Spielern arbeiten, die derzeit da sind - und das sind sicher auch keine schlechten. Einige Spieler gebe es, die ihm derzeit viel Freude bereiteten, Namen wolle er jedoch keine nennen. Auf Nachfrage des Gladbach-Mediums hat sich Vogel dann aber doch über ein paar Talente geäußert.
1. Jacob Italiano
Erst am 30. Juli ist Jacob Italiano 19 Jahre alt geworden. Vor einem Jahr durfte er die Vorbereitung bei den Profis absolvieren, diesmal ist er aber bei der U23 dabei. Das heißt aber nicht, dass der Australier keine Chancen mehr nach oben hat. 90min hat exklusive Informationen, wonach Gladbachs Sportdirektor Max Eberl beim Trainingslager der U23 in Willingen war und dort ein langes und intensives Gespräch mit Italiano geführt hat. Der Inhalt des Gesprächs ist nicht bekannt, doch es dürfte mit Sicherheit um die Perspektive des Angreifers gegangen sein.
Heiko Vogel sagte bei Fohlen Hautnah über Italiano: "Jacob sprüht im Moment vor Spielfreude. Er hat sehr viel Gefühl für die Situation und den Raum und er hat tolle Laufwege. Er ist vom Naturell her eher ein introvertierter Typ und darf aufgrund seines Talents noch mehr Verantwortung übernehmen. Er ist aus meiner Sicht dahingehend aber auf einem sehr guten Weg."
2. Per Lockl
2019 gewann Per Lockl mit der U19 des VfB Stuttgart den DFB-Pokal der A-Junioren, in der vergangenen Saison führte er die Mannschaft dann als Kapitän durch die A-Junioren-Bundesliga-Süd/Südwest. Nun entschloss sich der flexible Mittelfeldspieler für einen Wechsel in die U23 der Fohlen.
Vogel: "Per ist ein Zugewinn für uns – keine Frage. Ich bin froh, dass er sich für Borussia entschieden hat. Per macht das bisher hervorragend. Man merkt, dass er schon eine Vita vorzuweisen hat. Er ist Junioren-Nationalspieler, war schon Kapitän. Per hat ein sehr gesundes Selbstbewusstsein, das braucht man auch. Er ist sehr zielstrebig. Wenn er verletzungsfrei bleibt, wird er mit Sicherheit seinen Weg gehen. Ob der Weg dann auch bei Borussia Mönchengladbach zu den Profis führt, liegt auch an ihm. Dazu braucht es immer auch etwas Glück."
3. Sander Christiansen
Schon 2018 wechselte Sander Christiansen vom SK Brann Bergen in die Jugendabteilung der Gladbacher, nun machte der zentrale Mittfledlspieler den Schritt in die U23. Dort will sich der Norweger für die Profis empfehlen.
Das sagte Heiko Vogel über ihn: "Sander beeindruckt mich vor allem durch seine Spielintelligenz. Er ist unheimlich schnell im Kopf. Zudem möchte er seinen Teamkollegen immer helfen, er versucht immer, eine Anspielstation zu sein. Der Spalt zwischen der Jugend und der Lizenzmannschaft ist vor allem durch die Teilnahme der Profis an der Champions League groß. Die Anforderungen, die an die jungen Spieler bei den Profis gestellt werden, sind enorm. Es ist im Lizenzbereich alles schneller, dynamischer und athletischer. Da brauchen die Jungs einfach Zeit, um das Ganze zu adaptieren."
Erfahrene Spieler pushen die Jugend
Angeführt werden die jungen Spieler von erfahrenen Leuten wie Michael Lieder, Markus Pazurek und Thomas Kraus, die letzteren sind die einzigen beiden Ü30-Spieler im Kader. "Die erfahrenen Spieler sind sehr vorbildlich, sie unterstützen und pushen die jungen Spieler in der Mannschaft. Sie alle füllen ihre Rolle sehr gut aus", lobte Vogel auch sie. "Im Seniorenbereich wird alles dem Erfolg untergeordnet – auch im Training, denn da holt man sich das Selbstvertrauen für den Spieltag. Die älteren Spieler wie Markus Pazurek leben das vor. Sie sind dann auch mal sauer und können etwas lauter werden während des Spiels, das finde ich gut. Denn es ist für mich ein Aspekt der positiven Kommunikation auch mal wachzurütteln. Natürlich loben sie auch und sie dirigieren. Die Kommunikation untereinander ist im Seniorenbereich konkreter und wacher als bei den Junioren."
Mit den erfahrenen Anführern und den vielen jungen Talenten möchte Vogel in der Regionalliga angreifen. Die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die 3. Liga nennt der 44-Jährige aber nicht als Ziel: "Ich sehe uns de facto nicht als Mannschaft, die da ganz oben mitmischen kann. Aber ich glaube, dass wir in jedem einzelnen Spiel jedem Gegner dieser Liga ein Bein stellen können." Zumindest sei der Aufstieg aber ein "großer Traum".