U21-Trainer Kuntz kritisiert Nachwuchsarbeit des DFB: "So was von abgeschlagen"

U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz schlägt Alarm: Laut dem 58-Jährigen mangelt es in Deutschland an Top-Talenten
U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz schlägt Alarm: Laut dem 58-Jährigen mangelt es in Deutschland an Top-Talenten / Martin Rose/Getty Images
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U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hat die Ausbildung von Nachwuchsfußballern in Deutschland deutlich kritisiert. "Wir sind so was von abgeschlagen", sagte der 58-Jährige im Podcast kicker meets DAZN.

Seit mittlerweile vier Jahren arbeitet Stefan Kuntz als Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt wurden die DFB-Junioren Europameister, doch so wie die A-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr keine Rolle im Titelkampf spielen dürfte, so sieht Kuntz auch den deutschen Nachwuchs auf einem absteigenden Ast.

Wenn man in den europäischen Top-Ligen vergleiche, wie viele Spieler, die für die U21-Nationalmannschaft spielberechtigt sind, auf Profi-Niveau zum Einsatz kommen, sei Deutschland "komplett im Hintertreffen", warnte Kurz. "Wir sind so was von abgeschlagen!"

Dass es im deutschen Nachwuchs an Qualität mangele, habe er auch in Gesprächen mit Bundestrainer Joachim Löw festgestellt, sagte Kuntz: "Als ich 2017 zur Europameisterschaft der U21 gefahren bin, habe ich mich mit Jogi Löw abstimmen müssen, und letztlich sind zehn oder zwölf Spieler, die noch U21 hätten spielen können, zum Confed Cup gefahren oder waren verletzt. Das war jetzt in Udine [U21-Europameisterschaft 2019, Anm. d.Red.] nur noch bei zweien der Fall: Lukas Klostermann und Jonathan Tah. Und jetzt aktuell ist es gar nicht mehr der Fall."

U21-Trainer Stefan Kuntz sieht den deutschen Fußball auf keinem guten Weg
U21-Trainer Stefan Kuntz sieht den deutschen Fußball auf keinem guten Weg / TF-Images/Getty Images

Der DFB und der Liga-Verband DFL planen bereits eine Umstrukturierung des Nachwuchsbereichs. Wie der kicker Anfang November berichtet hatte, sollen unter anderem die U19 und U17-Bundesliga abgeschafft werden. Die Profi-Vereine mit einem Nachwuchsleistungszentrum sollen stattdessen ab der U14-Mannschaft in eigenen Formaten gegeneinander antreten.

Darüber hinaus warf Kuntz die Fragen in den Raum, wie Spieler künftig "individuell besser" ausgebildet werden können und welche weiteren Aspekte in puncto "Talent" zu beachten seien. Statt nur auf "Sprintwerte und Dribblings" zu achten, gebe es "vielleicht auch so etwas wie 'Soft Skills'", sagte Kuntz. Dazu könne beispielsweise gehören, "einen Matchplan zu verfolgen, individuell auch eigenständige Entscheidungen auf dem Platz treffen zu können, wenn der Matchplan mal nicht greift, oder eine gewisse Form von Disziplin zu haben."