U21-Europameister im Check: Die heißesten WM-Kandidaten für die Flick-Elf
Von Dominik Hager
Trotz der zum Teil harschen Kritik an der Qualität im deutschen Nachwuchsbereich hat die U21-Nationalmannschaft im letzten Sommer völlig überraschend den Europameistertitel gewonnen. Wir beleuchten die Entwicklung der Talente und schauen uns an, welche Spieler Chancen auf eine WM-Nominierung 2022 haben. Erste Indizien dazu wird es vielleicht schon am Freitag geben, wenn Hansi Flick seinen Kader für die nächsten Länderspiele bekannt gibt.
1. Nico Schlotterbeck
Man kann es sich schon kaum noch vorstellen, dass Nico Schlotterbeck vor wenigen Monaten noch ein U21-Spieler war. Der Innenverteidiger ist der unumstrittene Abwehrchef beim SC Freiburg und einer der stärksten Bundesliga-Verteidiger in der laufenden Saison. Nicht ohne Grund sollen die absoluten Top-Klubs wie Bayern München und Borussia Dortmund am Abwehr-Hünen interessiert sein.
Schlotterbeck wurde bereits im September erstmals von Hansi Flick eingeladen, kam aber noch nicht zu seinem Debüt. Man darf angesichts seiner enormen Entwicklung aber damit rechnen, dass dies in wenigen Tagen nachgeholt wird. Bei der WM 2022 dürfte er den Kaderplatz von Mats Hummels übernehmen.
2. Karim Adeyemi
Der junge Salzburg-Stürmer hat vermutlich von allen U21-EM-Teilnehmern die zweitbesten Chancen. Hansi Flick hält große Stücke auf den pfeilschnellen Youngster und nominierte diesen weitaus früher als erwartet für die A-Mannschaft.
Adeyemi durfte bereits drei Länderspiele absolvieren und traf auch schon einmal. Der Offensivspieler spielt eine klasse Saison in Salzburg und konnte wettbewerbsübergreifend bereits 19 Tore erzielen.
Selbst wenn er zuletzt nicht mehr ganz so oft traf, dürfte Adeyemi für die nächsten Länderspiele nominiert werden, wo er sich dann erneut für einen WM-Platz empfehlen kann. Fällt der Youngster in kein Form-Tief, wird er mit ziemlicher Sicherheit nach Katar fahren.
3. David Raum
Der Linksverteidiger hat mit seinem Wechsel nach Hoffenheim alles richtig gemacht. Der Flanken-Spezialist konnte an seine gute Zweitliga-Ausbeute auch in Liga eins anknüpfen und steht derzeit bei zwei Toren und neun Vorlagen. Flick hält zudem große Stücke auf den Youngster und verhalf diesem schon zu drei A-Länderspielen.
Leider ist der Spieler defensiv nicht auf Top-Niveau, weshalb ihm auch eher die Rolle als Schienenspieler entgegenkommen würde. Gleiches gilt auch für Robin Gosens, der neben Christian Günther auf der linken Seite sein Hauptkonkurrent sein dürfte. In Summe hat Raum aber durchaus gute Chancen in den WM-Kader zu rutschen, zumal sich auch kaum andere Linksverteidiger anbieten.
4. Ridle Baku
Ridle Baku gehört inzwischen auch schon zu den erfahrenen und gefestigten Bundesligaspielern. Der schnelle Wolfsburger spielt zwar nicht seine beste Saison, ist aber trotzdem vielleicht die größte Hoffnung auf der rechten Abwehrseite.
Baku vereint Dynamik, Spielwitz und Torgefahr und ist ideal als Schienenspieler aufgehoben. Diese Position gibt es unter Hansi Flick allerdings nicht. Der Nationalcoach scheint zudem auch nicht der größte Baku-Fan zu sein.
Trotzdem ist der Rechtsfuß ein Spieler, der sich rein von seinem Potenzial her im DFB-Kader festsetzen müsste. Ein Selbstläufer wird seine Nominierung für die WM 2022 aber nicht. Es ist gut möglich, dass Flick eher auf Kehrer, Klostermann und vielleicht auch Henrichs setzt. Mit Jonas Hofmann hatte er zudem zuletzt einen Offensivspieler umfunktioniert.
5. Lukas Nmecha
Ist Lukas Nmecha die Antwort auf die deutschen Sturm-Sorgen? Eine richtige Antwort kann es zum jetzigen Zeitpunkt kaum geben. Der Angreifer hat sich überraschend dazu entschlossen, zum VfL Wolfsburg zurückzukehren. Dort lief es für den Stürmer auch zunächst gar nicht so schlecht. Der 23-Jährige kam zu einigen Einsätzen und markierte sechs Treffer in der Liga und zwei in der Champions League.
Dann wurde der gebürtige Hamburger jedoch von einer Knöchelverletzung zurückgeworfen und kämpft sich nun mühevoll zurück. Für eine Nominierung am Freitag wird es nicht reichen, im WM-Rennen ist er aber allemal. Nach dem Abgang von Weghorst hat er nun auch bessere Chancen auf Dauer die Nummer eins im Sturmzentrum der Wölfe zu werden.
6. Niklas Dorsch
Bei der U21-EM war Niklas Dorsch ein absoluter Führungsspieler, Leistungsträger und vor allem auch emotionaler Leader. Der Mittelfeldspieler überzeugte mit seinen fußballerischen Fähigkeiten und noch mehr mit seinem Kampfgeist.
In Augsburg sind seine Leistungen jedoch gemessen an der EM-Performance eher dürftig. Einen wirklichen Schritt nach vorne hat Dorsch noch nicht gemacht. Man muss aber auch berücksichtigen, dass der Spieler noch nie in einer Top-Liga gekickt hat.
Derzeit ist die Konkurrenz im Mittelfeld in der Nationalmannschaft einfach zu groß. Dorsch muss noch besser werden, um sich eine Einladung zu verdienen. Bis zur WM 2022 wird das knapp.
7. Jonathan Burkardt
Der variable Offensivspieler besitzt viel Zug zum Tor, einen guten Schuss und eine große Laufbereitschaft, was ihn bei der U21-EM zum perfekten Joker gemacht hat.
Nach der Sommerpause schaffte er dann auch bei Mainz 05 den Sprung zum Stammspieler und Leistungsträger. Seine Hinrunde war mit sieben Toren und zwei Vorlagen richtig gut. In der Rückrunde gelang ihm jedoch nur ein Assist.
Zuletzt machte Corona den 05ern einen Strich durch die Rechnung, weshalb sich auch Burkardt nicht mehr zeigen konnte. Am Freitag wird es mit ziemlicher Sicherheit nicht für eine Nominierung reichen, findet er jedoch seine Form aus der Hinrunde wieder, ist er ein Kandidat für Katar.
8. Mergim Berisha
Im Vorjahr gehörte Berisha noch der jungen Riege von RB Salzburg an und absolvierte zahlreiche starke Spiele. Bei der U21-EM überzeugte der Stürmer auch, selbst wenn immer wieder das Aluminium im Weg stand.
Der Wechsel zu Fenerbahçe hat ihm aber noch kein Glück gebracht. Berisha ist eher Teilzeit-Profi und kam in der türkischen Liga bislang nur auf vier Tore und zwei Vorlagen. Für eine WM-Berücksichtigung müsste eine klare Steigerung her.
9. Arne Maier
Für Arne Maier gilt in Summe das gleiche wie für Niklas Dorsch. Der Mittelfeldspieler hat eine grandiose U21-EM gespielt, kann diese Leistungen in Augsburg aber nicht so ganz abrufen. Schlecht spielt der Ex-Herthaner zwar nicht, wirklich herausstechen tut er in einer mäßigen Augsburg-Truppe aber auch nicht. Das reicht noch nicht für die A-Nationalmannschaft.
10. Salih Özcan
Das Kölner Eigengewächs hatte sich eigentlich schon vom Effzeh verabschiedet. Steffen Baumgart wollte den zentralen Mittelfeldspieler aber unbedingt halten. Unter dem neuen Coach ist der 24-Jährige einer der Gewinner und Stammspieler bei den Geißböcken. Özcan spielt eine konstant starke Saison - im deutschen Mittelfeld ist die Konkurrenz aber bekanntlich groß, weshalb seine Chancen auf eine WM-Teilnahme gen Null tendieren.
11. Amos Pieper
Der Bielefelder sorgte in der Vorsaison als kaum zu überwindender Abwehrchef für Aufsehen. Bei der U21-EM spielte Pieper ebenfalls stark, wohingegen er bei den Olympischen Spielen so seine Probleme hatte.
Anders als Schlotterbeck konnte sich Pieper in dieser Saison nicht steigern und bleibt ein wenig unter seinen Vorjahresleistungen zurück. Zum derzeitigen Stand hat Pieper kaum bis keine WM-Chancen.