Erster Auftritt als TV-Experte: Hoeneß zerreißt den DFB und bringt Rummenigge in Stellung
Von Yannik Möller
Beinahe bekam man den Eindruck, ebenso viele Zuschauer und Fans fieberten dem TV-Auftritt von Uli Hoeneß beim gestrigen Länderspiel Deutschlands genauso entgegen, wie der Partie selbst. Nach einer eher zahmen Anfangsphase begann er vor allem gegen den DFB zu schießen.
Beim gestrigen WM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft, das problemlos mit 3:0 gewonnen und schon vorzeitig entschieden wurde, war Uli Hoeneß bei RTL erstmals als TV-Experte dabei. Im Gegensatz zur DFB-Elf startete er eher zurückhaltend und beinahe zahm.
Vor der Partie äußerte er sich bereits wohlwollend Joachim Löw gegenüber. Er hoffe, dass der Bundestrainer "den Abschied bekommt, den er verdient hat" - womit er unter anderem drei Siege aus den ersten drei Partien dieses Länderspiel-Jahres meinte. Hoeneß weiter zu Löw: "Ich wünsche dir ein gutes Abschieds-Vierteljahr mit einem großen Erfolg und hoffe, dass die Mannschaft heute beginnt, an dich zurückzuzahlen."
Hoeneß echauffiert sich über den DFB - und hält Rummenigge für den besseren Peters
So freundlich blieb Hoeneß allerdings nicht die ganze Zeit. Später, von Moderator Florian König auf den DFB und die dortigen Strukturen angesprochen, kam er Ehrenpräsident des FC Bayern schon deutlich eher in Fahrt. Er erklärte, Präsident Fritz Keller würden "nur Knüppel zwischen die Beine geworfen", während die andauernden Fehde mit Generalsekretär Friedrich Curtius ("völlig überfordert") anhalte.
"Die Steuerfahndung geht beim DFB so oft ein und aus wie der Briefträger."
- Uli Hoeneß
Rainer Koch, so Hoeneß weiter, sehe sich ohnehin als den besseren Präsident, während der Schatzmeister Stephan Osnabrügge zwar ein Arbeitsrechtler sei, dennoch nicht verhindern könne, dass "die Steuerfahndung beim DFB so oft ein und ausgeht wie ein Briefträger". Bei diesem Thema lernte man den 69-Jährigen wieder von der eher gewohnten Seite kennen.
Dazu sah er ohne Veränderungen an der Spitze keine gute Zukunft für den Verband: "Es geht nicht mehr um Fußball. Es geht um Postenschacherei, Aufwandsentschädigungen und Machtspiele. So kann es nicht weitergehen."
Auch Peter Peters bekam zum Ende hin noch sein Fett weg. Der im letzten Sommer abgetretene und langjährige Finanzvorstand von Schalke 04 möchte für den Verband der UEFA auf einen Rats-Sitz der FIFA kandidieren. Das sei laut Hoeneß keine gute Idee, er wäre kein guter Repräsentant des deutschen Fußballs, schließlich habe er bei S04 "nicht gerade gute Arbeit" geleistet.
Natürlich hatte er direkt einen anderen, viel eher passenden Kandidaten als Vorschlag parat: Karl-Heinz Rummenigge. "Dann hätte die deutsche Fußballwelt den besten Vertreter, den man nur haben kann", lobte er ihn. Völlig aus der Luft gegriffen sei diese Idee offenbar nicht, habe er seinem Freund diese Rolle doch selbst schon vorgeschlagen. "Er würde sich da schon geehrt fühlen", so die Einschätzung.
Netzreaktionen zum Hoeneß-Auftritt - "Mit Hoeneß kam der Erfolg zurück"
Bei den Fans und Zuschauern war Uli Hoeneß als TV-Experte, wie sollte es auch anders sein, umstritten. Die einen lobten seine klaren Worte zu den derzeit wichtigen Themen und fanden seinen Einstieg gut, die anderen wussten nichts mit ihm und seiner Art anzufangen.