Doch nicht einvernehmlich? Tuchel und Dreesen äußern sich widersprüchlich zur Trennung

Der FC Bayern und Cheftrainer Thomas Tuchel gehen am Saisonende getrennte Wege. Geschäftsführer Jan-Christian Dreesen und Tuchel äußerten sich am Samstagabend zu der bevorstehenden Trennung. Dabei entstand der Eindruck, dass die Entscheidung doch nicht einvernehmlich getroffen wurde.
Thomas Tuchel
Thomas Tuchel / Matthias Hangst/GettyImages
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Mit dem 2:1-Sieg über RB Leipzig konnte der FC Bayern am Samstagabend einen kleinen Befreiungsschlag landen. Nach dem Spiel dominierte trotzdem das Aus von Cheftrainer Thomas Tuchel die Interviews und Fragen der Reporter. Und es wurde erstmals deutlich, dass das Trennungs-Gespräch wohl doch nicht so harmonisch und einvernehmlich verlief, wie zuvor vom FC Bayern kommuniziert wurde.

Tuchel reagiert angefressen auf Bayern-Aus

Thomas Tuchel antwortete nämlich auf die Frage von Sky-Moderator Patrick Wasserzieher, ob er gerne als Bayern-Trainer weitergemacht hätte, dass er damit "überfragt" sei. Als Wasserzieher auf seinen Vertrag bis 2025 hinwies, sagte Tuchel: "Dann haben Sie es ja selbst beantwortet."

Im Gespräch mit dem Sportstudio deutete Tuchel später erneut an, dass er nicht zufrieden damit sei, dass die Zusammenarbeit im Sommer endet. "Ich werde keine Details zum persönlichen Gespräch preisgeben. Aber am Ende bin ich ein Angestellter. Und Mitarbeiter haben nicht immer alle Optionen, sie haben nicht immer alle Trümpfe in der Hand."

Zudem wies er die Vorwürfe zurück, dass sein Verhältnis zur Mannschaft angespannt, wenn nicht sogar zerrüttet sei und das der Grund für sein Aus wäre. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Aleksandar Pavlović glücklich oder erleichtert darüber sein wird, dass ich am Ende der Saison gehe. Oder ein Raphaël Guerreiro, Minjae Kim oder Manuel Neuer. Ich wäre sehr, sehr überrascht, wenn ich der Rucksack wäre, den sie mit sich herumtragen. Der Hauptgrund für die Entscheidung war eigentlich, einen solchen Schlingerkurs zu vermeiden."

Das hört sich überhaupt nicht danach an, als sei Tuchel mit der Trennung einverstanden. Schon seine pikanten Aussagen auf der Pressekonferenz am Freitag ließen vermuten, dass sein Aus bei den Bayern vielleicht nicht ganz so harmonisch über die Bühne ging, wie in der offiziellen Kommunikation des Rekordmeisters dargestellt.

Dreesen bleibt dabei: Trennung von Tuchel als gemeinsame Entscheidung

Während Tuchel am Samstagabend seine Unzufriedenheit kundtat, psaldomierten die Bayern-Bosse weiter das Drehbuch einer einvernehmlichen Trennung. "Wir sind zusammen gewesen und haben gemeinsam gesprochen und haben miteinander entschieden, dass es für die Mannschaft, den Klub und auch für ihn (Thomas Tuchel, Anm.) selber besser ist, wenn wir im Sommer auseinandergehen, dass wir einen Neuanfang machen", sagte CEO Jan-Christian Dreesen in einer Medienrunde nach dem Leipzig-Spiel.

Zwischen Tuchels und Dreesens Aussagen liegt ganz schön viel Land. Das lässt den Schluss zu, dass eine der beiden Parteien in ihrer Kommunikation über die "einvernehmliche Trennung" die Unwahrheit sagt. Sky zufolge soll die Bayern-Führung Tuchel vor die Wahl gestellt haben: er könne sofort oder erst im Sommer gehen. Auf Nachfrage wollte sich Tuchel dazu nicht äußern.

Dreesen aber bleibt dabei, dass die Trennung eine gemeinsame Enstcheidung gewesen ist. "Das haben wir gemeinsam gesagt. (…) Wenn er nicht der Meinung gewesen wäre, hätten wir nicht zusammen in einer Pressemitteilung gesagt, dass wir uns einvernehmlich trennen", beharrte der Bayern-CEO nach dem Leipzig-Spiel.


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