Tuchel und Conte lösen Debatte über "Männer-Sport" los: Ein Hoch auf den Höhlenmenschen

Thomas Tuchel und Antonio Conte
Thomas Tuchel und Antonio Conte / Getty Images/GettyImages
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Der viral gegangene Streit zwischen Thomas Tuchel und Antonio Conte hat im englischen TV eine leidige Debatte über die "Männer-Domäne Fußball" losgetreten. Wir bleiben dann doch lieber beim Frauen-Fußball.


Ich habe festgestellt, wie anstrengend ich den Männer-Fußball finde. Das habe ich der wirklich fantastischen Frauen-EM zu verdanken, die mich einfach begeistert hat. Ich habe ganz vergessen, wie flüssig ein Fußball-Spiel sein kann, ohne Zankereien, Schauspieleinlagen oder unnötige Unterbrechungen wegen Rudelbildungen. Gut, das Zeitspiel der Engländerinnen im Finale klammere ich da mal aus. Wir sind ja alle nur Menschen.

Wegen Tuchel und Conte: Graeme Souness mit verbaler Entgleisung über "Männer-Sport"

Aber ja: die Parole, dass im Frauen-Fußball viel weniger Theater ist, als im Männer-Fußball, da ist schon was dran. Auch wenn das Argument natürlich ausgelutscht ist. Es ist schön, dass wir heute über Equal Pay und tatsächlich sinnvolle Entwicklungen der Infrastrukturen im Frauen-Fußball diskutieren und nicht mehr darüber, warum auch diese Sportart sehenswert ist.

Und ich habe noch etwas festgestellt: wenn wir hinsichtlich der Gender-Debatte mal wieder zurück in die Steinzeit geworfen werden, dann wird das eigentlich immer von einem Mann losgetreten. Gestern war es der schottische Sky-Experte Graeme Souness, der sich ganz entzückt vom Hahnenkampf zwischen Thomas Tuchel und Antonio Conte zeigte.

"Es ist ein Männersport", fuhr Souness Jamie Carragher im Sky-Studio übers Wort, während Carragher im Begriff war, die Peinlichkeit der von Tuchel und Conte vorgelebten toxischen Männlichkeit zu kritisieren. "Die Männer gehen es an", schwärmte Souness weiter, da wir "unseren Fußball zurückhaben."

Dass sich die als Vorbilder verpflichteten Thomas Tuchel und Antonio Conte vor einem Millionen-Publikum an die Gurgel gehen, wie zwei rollige Paviane bei der Balz, ist ja schon schlimm genug. Dass vor nicht weniger Zuschauern dann ein Mann über die Schönheit solcher Szenen fabuliert, setzt dem ganzen die Krone auf.

Wenn es das ist, was dieser "Männer-Sport" sein soll, dann finde ich das gar nicht mal schlecht. Ich will nämlich mit nichts davon etwas am Hut haben. Klar wäre es schön, wenn wir einfach von Fußball, Idiotie und Gewaltverherrlichung sprechen könnten, ohne das in irgendwelche Gender-Rollen quetschen zu müssen. Aber gut, dafür sind wir dann doch noch genug Höhlenmensch.

Übrigens saß bei der verbalen Entgleisung von Säbelzahntiger-Jäger Souness auch Chelsea-Profi Karen Carney im Studio. Die ehemalige englische Nationalspielerin mag sich gedacht haben, dass nach dieser schönen EM trotzdem doch noch alles beim Alten geblieben ist - Mann sei dank!

Vielleicht kam sie sich auch einfach vollkommen verarscht vor. Und vielleicht sollten wir anfangen, Idiotie, toxische Männlichkeit und Gewaltverherrlichung nicht mehr als die Essenz dieses Sports zu sehen. Aber was weiß ich denn: ich bin doch kein Höhlenmensch.


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