Trotz Müdigkeit und Verletzungen: Beim FC Bayern stimmt die Punkteausbeute
Von Florian Bajus

Wie die internationale Konkurrenz hat auch der FC Bayern mit personellen und spielerischen Problemen zu kämpfen. Der Unterschied: Genau wie dem FC Liverpool und Paris St. Germain gelingt es auch der Mannschaft von Hansi Flick, Resultate zu erzielen - auch dank Kingsley Coman, der immer wichtiger wird.
Das letzte zu-Null-Spiel des FC Bayern ist bereits eine Weile her: Am 24. Oktober setzte sich der Rekordmeister am fünften Bundesliga-Spieltag mit 5:0 gegen Eintracht Frankfurt durch. In den darauffolgenden sieben Pflichtspielen kassierte Manuel Neuer neun Gegentore, weitere Treffer verhinderte der Torhüter mit einigen Glanzparaden. Einfache Ballverluste und eine dürftige Endverteidigung bei gegnerischen Kontersituationen stellen von Spiel zu Spiel eine immer größere Gefahr dar, so auch im Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart am Samstagnachmittag.
Zu Buche stand zwar ein 3:1-Sieg für die Münchner, wären die Schwaben im Abschluss aber effizienter gewesen, hätte es zwischenzeitlich auch 0:2 aus Sicht der Flick-Elf stehen können, die phasenweise ihre gesamte spielerische Klasse offenbart, aber über weite Strecken zu müde ist, um den konsequenten und druckvollen Pressing-Fußball zu spielen.
Hinzu kommt die Personalsituation,die sich am Wochenende noch einmal verschärft hat: Lucas Hernandez, Jerome Boateng und Corentin Tolisso mussten verletzungsbedingt ausgewechselt werden, auch Javi Martinez hatte zum Ende der Partie Schmerzen. Also wurde David Alaba im Laufe des Spiels wieder zum Linksverteidiger transformiert, Niklas Süle musste trotz Trainingsrückstand aushelfen und Tanguy Nianzou konnte nach seiner überstandenen Oberschenkelverletzung seine Premiere im Bayern-Dress feiern.
Der FC Bayern ist effizienter als seine Gegner
Waren zu Jahresbeginn noch echte Highlights zu erwarten, wenn die Münchner das Spielfeld betraten, so müssen sich die Fans aktuell mit weniger glanzvollen Auftritten begnügen. Über mangelnde Tore dürfen sie aber nicht klagen: In vier der letzten fünf Pflichtspiele erzielten Robert Lewandowski & Co. mindestens drei Tore, lediglich beim 1:1 gegen Werder Bremen vermochte die Mannschaft ihre Chancen nicht zu nutzen. Wie effizient die Bayern sind, ließ sich auch in Stuttgart wieder einmal an der Statistik ablesen: 3 von 14 Torschüssen landeten im Netz, der VfB verbuchte bei 15 Abschlüssen nur einen Treffer (via kicker).
Diese Effizienz trägt die Mannschaft über die gesamte Saison, exemplarisch sind die beiden Champions-League-Spiele gegen RB Salzburg (6:2, 3:1) sowie das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund vor der Länderspielpause (3:2) zu nennen. Insgesamt stehen allein in der Bundesliga nach neun Spieltagen stolze 31 Tore zu Buche, die die äußerst anfällige Defensive (13 Gegentore) kaschieren.
Nur der FC Liverpool und PSG können mit den Bayern mithalten
Im Vergleich zur internationalen Konkurrenz können einzig der FC Liverpool und Paris St. Germain eine ähnliche Konstanz vorweisen. Die Reds liegen vor dem Spitzenspiel zwischen dem FC Chelsea und Tottenham Hotspur am Sonntag (17:30 Uhr) mit 21 Punkten aus 10 Spielen an der Tabellenspitze der Premier League, PSG ist in der Ligue 1 ebenfalls Spitzenreiter, liefert sich aber ein enges Rennen mit dem OSC Lille und Olympique Marseille.
In der Serie A liegt Serienmeister Juventus Turin hingegen auf dem vierten Tabellenplatz, der Spitzenreiter AC Milan kann den Vorsprung mit einem Sieg über die AC Florenz (Sonntag, 15 Uhr) auf sechs Punkte ausbauen. In der Primera Division dominieren Real Sociedad und Atlético Madrid das Geschehen. Titelverteidiger Real Madrid liegt mit sechs Zählern Rückstand nur auf dem vierten Platz, der FC Barcelona liegt bei zwei Partien weniger bereits zwölf Punkte hinter dem Spitzen-Duo und muss sich aktuell mit Rang 14 begnügen.
Kingsley Coman: Derzeit der beste Flügelspieler des FC Bayern
Einzig in Liverpool, Paris und München stimmen also die Ergebnisse. Das liegt bei den Bayern aber nicht nur an Robert Lewandowski, der in der Bundesliga bereits zwölf Tore erzielen konnte. Auch Kingsley Coman kommt immer besser in Fahrt. Der Siegtorschütze des Champions-League-Finals im August steht bei wettbewerbsübergreifend neun Scorerpunkten in elf Pflichtspieleinsätzen (fünf Tore, vier Assists), allein bei vier der sechs erzielten Pflichtspieltore hatte er seine Finger im Spiel: Sowohl gegen Salzburg als auch gegen Stuttgart lieferte Coman jeweils eine Vorlage und je ein Tor. Seine Entscheidungsfindung hat sich erheblich gesteigert, auch sein Abschluss wird immer besser.
Angetrieben vom großen Konkurrenzkampf auf den Außenbahnen geht Coman als derzeit bester Flügelspieler hervor. Wollen die Bayern auch in den kommenden Spielen bis zur Winterpause erfolgreich bleiben, muss der 24-Jährige diese Form beibehalten - denn sowohl Serge Gnabry als auch Douglas Costa sind nicht in ihrer besten Verfassung, und Leroy Sané wird erst noch lernen müssen, sich auch am Spiel gegen den Ball zu beteiligen.