Trauriger WM-Auftakt: Wo waren denn die Fußballverrückten?
Von Yannik Möller
Der Auftakt der Weltmeisterschaft verlief wie gemalt - und wie erwartet. Katar lag frühzeitig zurück und zeigte eine teils bizarre Leistung, während das Stadion mit jeder gespielten Minute immer leerer wurde. Ein dem Anlass entsprechend würdiges Schauspiel. Ein Kommentar.
Die großen Worte, die sowohl der Emir während der Eröffnungszeremonie, als auch Gianni Infantino vor dem Spiel ins Stadion hinein äußerten, schienen nicht wirklich lange anzuhalten. Von großem Sport war die Rede, natürlich auch von der insbesondere in Katar gelebten Diversität und auch weitere Worthülsen fanden ihren Anklang.
Es soll die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten werden. Das ist das von Infantino inzwischen mehrfach betonte Ziel - und für ihn längst Gewissheit gewesen.
Dass schon die Umstände, unter denen dieses Turnier stattfindet, dieses Ziel völligst untergraben, ist für den FIFA-Präsidenten selbstverständlich kein Thema. Umso passender war der Verlauf des ersten Spiels, das Katar und Ecuador austrugen.
Tristesse statt Euphorie: Der WM-Auftakt macht das Turnier nur noch trauriger
Die Partie selbst wurde sehr schnell sehr einseitig. Die allermeisten Zuschauer, die - vorsichtig formuliert - ein wenig Geld auf einen wohlwollenden Auftakt für die Katar-Mannschaft gesetzt hatten, dürften bereits nach den ersten drei, vier Pässen des Heim-Teams ihre Entscheidung hinterfragt haben. Spätestens mit den ersten Aktionen von Torwart Saad Al Sheeb war die Hoffnung auf einen Auftaktsieg für die Gastgeber dahin.
Ecuador entschied das Spiel frühzeitig für sich. Der erste Treffer, per Elfmeter, in der 16. Minute, ehe das 0:2 für die Südamerikaner nach etwas mehr als einer halben Stunde fiel. Katar blieb ohne Chance und fiel eigentlich nur noch durch teils grobe Foulspiele auf.
Während auf dem Platz die erste große Ernüchterung für das Gastgeberland erfolgte, gab es auf den Rängen des extra neu gebauten Stadions die zweite: Bereits zwischen dem 0:2-Treffer und dem Halbzeitpfiff verließen zahlreiche Zuschauer die Arena.
In der zweiten Halbzeit und schon weit vor dem Abpfiff, waren (auch laut Sport1) mehr Plätze unbesetzt als noch besetzt. Die einzigen Gesänge kamen entweder aus der Ecuador-Kurve, oder von den beständig singenden Zuschauern, die auffallend häufig mit den gleichen "I love Katar"-Shirts ausgestattet in der anderen Kurve standen.
Ansonsten war es ein recht trauriger Anblick für eine WM. Ein solches Ereignis müsste eigentlich eine tolle Stimmung und Euphorie versprühen, für ein freudiges Zusammensein und Begeisterung sorgen. Stattdessen: Leere Ränge, sobald klar wurde, dass die Nationalelf Katars kein Feuerwerk abreißen würde.
Für die heimischen Zuschauer, die den deutlich größten Anteil der belegten Sitze ausgemacht haben dürften, schien die Begeisterung entweder erst gar nicht entfacht worden oder sehr schnell verpufft gewesen zu sein. Das noch kurz vor dem Turnierstart verbotene Bier im Stadion wird wohl kaum Schuld gewesen sein.
Insgesamt passte der Anblick der leeren Ränge, gepaart mit dem spielerischen Auftritt der Gastgeber, perfekt zu den Rahmenbedingungen dieser Weltmeisterschaft. Das Problem: Das macht das Ganze leider nur noch trauriger.
"Natzes Nutmeg" - Der 90min-Talk mit Nadine Angerer zur WM 2022 in Katar
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