Transfer-Fazit auf Schalke: Klassenerhalt möglich trotz qualitativer Mängel
Von Yannik Möller
Der Kader von Schalke 04 für die Mission Klassenerhalt steht fest. Rouven Schröder musste erneut auf sehr wenig sehr viel machen. Doch verdient auch dieser Transfer-Sommer ein großes Lob?
Es war mal wieder ein Transfer-Sommer, der auf Schalke für sehr viel Bewegung gesorgt hat. So gab es auf der einen Seite 14 externe Neuzugänge zu vermelden, ein paar als feste Verpflichtungen und einige Leihen. Auf der anderen Seite wurden satte 23 Abgänge bewerkstelligt. Darunter wenige Verkäufe, einige Leihen und so manches Vertragsende oder eine Vertragsauflösung.
Schlussendlich steht der Kader für diese Saison, die für den Klub so bedeutsam ist. Kann die Klasse gehalten werden, ermöglichen sich für Königsblau neue Möglichkeiten. Der gefasste Plan zur Rehabilitierung des S04 könnte ohne Rückschlag fortgesetzt werden. Es wäre ein enorm wichtiger Erfolg.
Doch reicht dafür die Klasse der Mannschaft aus? Wie gut sind die jeweiligen Bereiche im Team aufgestellt, wo gibt es noch Schwachstellen und wie wurden die Abgänge angegangen?
Schalke-Kader mit einigen Fragezeichen - defensiv wie offensiv
Ein erstes, übergeordnetes Fazit: Die erneut zu großen Teilen neu zusammengestellte Mannschaft wirft hinsichtlich der Qualität ein paar Fragezeichen auf. Das ist defensiv, vor allem mit der Innenverteidigung, und offensiv, insbesondere mit den Außenbahnen und der notwendigen Kreativität, gleichermaßen der Fall.
Mit dem Abgang von Malick Thiaw, für den Schröder mit etwa acht bis zehn Millionen Euro einen guten Preis herausholen konnte, sank die Qualität der Abwehrzentrale. Mit Sepp van den Berg wurde zwar ein talentierter Nachfolger geholt, der aber nahezu sofort funktionieren muss.
Nur mit Marcin Kaminski und Maya Yoshida wird es nicht funktionieren. Und während Ibrahima Cissé von halbwegs regelmäßigen Profi-Einsätzen noch weit entfernt zu sein scheint, muss sich Leo Greiml noch von seiner schwerwiegenden Verletzung erholen und sich in der Bundesliga etablieren.
Manch ein Fan behauptete dieser Tage sogar, die Innenverteidigung für diese Saison sei qualitativ schlechter bestückt, als im Vorjahr. Dort standen mit Thiaw und Ko Itakura zwei starke Innenverteidiger im Fokus, die nun beide weg sind. Das ist angesichts eines bis dato sehr soliden Yoshidas und der Möglichkeiten, die etwa van den Berg und Greiml mit sich bringen, nicht unbedingt die ganze Wahrheit. Doch zeigt es, wie schwer der Kader-Umbau in diesem Sommer tatsächlich war.
Fakt ist: Schalke wird nur mit einer guten Innenverteidigung durch diese Spielzeit kommen, wenn entweder van den Berg oder Greiml frühzeitig einschlagen - besser noch beide.
Mittelfeld-Achse bietet Qualität: Gute Transfers für diese Saison
Im Mittelfeld sieht die Lage hinsichtlich der notwendigen Qualität schon anders aus. Mit Alex Kral, Rodrigo Zalazar und Tom Krauß hat sich recht schnell eine wichtige Achse gebildet. Keine Frage: Alle drei können in der Liga gut mithalten. Sie sind gut genug, um sich mindestens den 16. Tabellenplatz zu sichern.
Dass sie alle drei den Klub im nächsten Sommer womöglich verlassen werden, je nachdem wie die Saison beendet wird und wie sie sich entwickeln, ist zwar alles andere als optimal. Doch ist es für ein ganz aktuell funktionierendes Mittelfeld nicht von Belang. Mit Danny Latza, Florent Mollet und Florian Flick gibt es gute Wechsel-Optionen.
Die Zusammenstellung im Mittelfeld sollte den S04-Fans also am wenigsten Sorgen machen, wenn ein Blick auf den Kader geworfen wird. Zwar wird es in einem Jahr wieder Baustellen geben, doch sind diese in der finanziellen Lage des Klubs schlichtweg nicht zu vermeiden.
Sturm zu unflexibel: Tempodribbler und klare Flügelspieler fehlen mal wieder
Ein wiederum größeres Problem, ähnlich wie im Abwehrzentrum, bietet jedoch die Offensive.
Quantitativ sollte es durch Simon Terodde, Sebastian Polter, Marius Bülter, Jordan Larsson, Tobias Mohr und Kenan Karaman keinerlei Probleme geben. Qualitativ hingegen, genauso wie auf die Positionen und Rollen bezogen, könnte das schon anders aussehen.
Während Polter bislang nicht überzeugen konnte, weder im Spiel allgemein noch vor dem Tor, werden auch Bülter und Terodde erst einmal kaum Einfluss nehmen können. Dafür hat Frank Kramer bisher zu wenig Wege gefunden, um die Offensive ins Spiel zu bringen.
Viel wichtiger jedoch: Mal wieder mangelt es an Flügelspielern und Tempodribblern. Selbst bei Karaman, der zumindest in der Theorie auch über die Außen kommen könnte, wurde seine "passende Mischung aus Körperlichkeit und Geschwindigkeit" gelobt. Kurzum: Hätte Schalke auch nur ansatzweise so viel Eins-gegen-eins-Stärke, Zug zum Tor und Tempo über außen, wie es Körperlichkeit im Angriff hat, wäre vieles einfacher.
Das wird der Mannschaft bereits im Laufe der Hinrunde auf die Füße fallen. Dahingehend hat Schröder zu wenig getan, als dass man beruhigt auf die Flügel schauen kann.
S04-Mannschaft kann die Klasse halten - und nur darum geht es
Insgesamt war es ein sehr solider Transfer-Sommer für die Gelsenkirchener. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten hat Schröder in den meisten Fällen das Bestmögliche herausholen können.
An anderen Stellen jedoch gibt es qualitative Mängel, die eine Hürde im Hinblick auf den zu erreichenden Klassenerhalt sein werden.
Dennoch steht nun eine Mannschaft zusammen, deren Besetzung für den Verbleib in der Bundesliga reichen kann. Nicht unbedingt reichen muss, denn da ist die Konkurrenz teilweise besser ausgestattet, aber reichen kann. Dann liegt es wiederum am Trainer, der die durchaus vorhandene Qualität in ein passendes Muster gießen muss.