Die nächsten großen Trainertalente des europäischen Fußballs
Auch der Trainermarkt wird immer umkämpfter. Die Klubs fahnden schon früh nach aufstrebenden Talenten. Und lassen sich ihre Übungsleiter neuerdings auch Ablösesummen kosten. Von diesen sieben Trainern dürften wir in Zukunft noch viel hören.
1. Ruben Amorim (36 Jahre, Sporting Lissabon)
Kaum war Ruben Amorim Trainer der zweiten Mannschaft von Sporting Braga, wurde er Chefcoach der ersten Mannschaft. Kaum stand er beim portugiesischen Erstligisten an der Seitenlinie, unterschrieb er bei Sporting Lissabon. In 13 Spielen für Bragas Profi-Team brachte er es auf einen Punkteschnitt von 2,38.
Natürlich blieb das auch im restlichen Portugal nicht unbemerkt. Der frühere Nationalspieler Portugals kam im März 2020 ins Amt bei Sporting und führte seinen neuen Arbeitgeber in seiner ersten vollen Saison direkt zur Meisterschaft - der ersten seit 19 Jahren. Bei der nahmhaften Konkurrenz - dem FC Porto und dem Stadtrivalen Benfica - ein Glanzstück par excellence.
Im Zuge seines Wechsels zu Sporting gab es allerdings nicht nur Lobeshymnen auf Amorim. Bei der Registrierung des Trainers waren Sporting und Amorim Falschaussagen vorgeworfen worden. Ein Tätigkeitsverbot von bis zu sechs Jahren stand im Raum. Doch in einem Disziplinarverfahren sind Klub und Trainer freigesprochen worden. Der Wechsel von Braga zu Sporting kam damals durch eine Ausstiegsklausel in Höhe von zehn Millionen Euro zustande, für nur eine handvoll Trainer wurde jemals mehr bezahlt.
2. Matthias Jaissle (33 Jahre, RB Salzburg)
Der Punkteschnitt von Matthias Jaissle könnte nicht besser sein: Mit 2,88 Zählern pro Partie kann sich der gebürtige Nürtinger als aktuell einer der erfolgreichsten Profitrainer Europas bezeichnen lassen. Nur beim Champions-League-Spiel in Sevilla (1:1) ließ die Jaissle-Truppe Punkte liegen. In seiner Spielerkarriere brachte es der 33-Jährige auf 31 Bundesligaspiele für die TSG 1899 Hoffenheim, ein Kreuzbandriss und Achillessehnenprobleme verhinderten mehr Einsätze. Ehe er im Juli diesen Jahres Nachfolger von Jesse Marsch bei Salzburg wurde, trainierte er das RB-"Farmteam" von Liefering.
Man sollte nicht überrascht sein, wenn man Jaissle in nicht all zu ferner Zukunft bei einem noch größeren Klub an der Seitenlinie stehen sieht.
3. Ole Werner (33 Jahre, vereinslos)
Erst vor wenigen Wochen legte Ole Werner sein Amt bei Holstein Kiel nieder. "Ich habe nach reiflichen Überlegungen für mich entschieden, nicht mehr Cheftrainer der KSV Holstein zu sein. Mir fällt dieser Schritt nach über 15 Jahren im Verein sehr schwer und ich halte ihn, nach reiflichen Überlegungen, dennoch für den Richtigen und für den Verein Notwendigen", sagte Werner am 20. September.
In der vergangenen Saison verpasste er den Aufstieg mit den Kielern in die Bundesliga um Haaresbreite. Erst in der Relegation gegen den 1. FC Köln zog der krasse Außenseiter den Kürzeren. Mit geringen finanziellen Mitteln hatte Werner das Optimum aus der Mannschaft herausgeholt und war im DFB-Pokal bis ins Halbfinale vorgestoßen. Doch in der laufenden Saison hatte Werner mit seinem Team aus den ersten sieben Spielen nur fünf Punkte geholt. Die Abgänge der Leistungsträger wie Janni Serra, Jae-Sung Lee und Jonas Meffert fielen doch sehr ins Gewicht.
Kiels Geschäftsführer Uwe Stöver hätte Werner trotz des Stotter-Starts gerne behalten: "In den vergangenen zwei Tagen haben wir, meine Person und das gesamte Präsidium, dennoch in persönlichen Gesprächen versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen und davon, den gemeinsam eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Leider konnten wir ihn nicht umstimmen", sagte er.
Werners Weg dürfte nun zeitnah in die Bundesliga führen.
4. Xavi (41 Jahre, Al Sadd-SC)
Im Mai 2021 hat Xavi seinen Vertrag beim katarischen Klub Al-Sadd SC um zwei Jahre verlängert. Viele Fans des FC Barcelona würden eine Verpflichtung des ehemaligen Strategen im Mittelfeld der Katalanen begrüßen, müssen sich derzeit aber noch etwas gedulden.
Im Hinblick auf den wackeligen Trainerstuhl von Ronald Koeman könnte Xavi laut neuesten Medienberichten wieder ein Thema werden. Der 133-fache Nationalspieler Spaniens spielte zum Ende seiner Karriere noch vier Jahre für Al-Sadd und fing dort im Juli 2019 direkt danach als Trainer an. In 81 Spielen beträgt sein Punkteschnitt 2,11. 2021 gewann Al-Sadd die Meisterschaft wie auch den Pokalwettbewerb.
5. Steven Gerrard (41 Jahre, Glasgow Rangers)
Steven Gerrard ist bereits seit Juni 2018 Trainer von den Glasgow Rangers. Vor dieser Zeit und nach seiner Spielerlaufbahn sammelte er die ersten Erfahrungen als Jugendtrainer bei seinem Herzensverein FC Liverpool. Was für Romantiker Xavis Rückkehr als Coach zum FC Barcelona wäre, würde für Liverpool-Fans ein Engagement Gerrards für den LFC bedeuten: nämlich absolute Identifikation und die Leidenschaft für den Sieg, den beide schon als Spieler ausgezeichnet hatte. Aber solange Jürgen Klopp noch Trainer bei den Reds ist, wird Gerrard vermutlich in Schottland bleiben. In der Saison 2020/2021 holte Gerrard mit den Rangers seine erste Meisterschaft.
6. Julien Stephan (41 Jahre, Racing Straßburg)
Seine Zeit von Dezember 2018 bis März dieses Jahres bei Stade Rennes kann als durchaus erfolgreich betitelt werden. Julien Stephan führte Rennes 2020 sogar in die Champions League. Angesichts einer Serie von sieben Spielen ohne Sieg im Januar und Februar 2021 erklärte Stephan dennoch seinen Rücktritt. Real Madrids Neuzugang Eduardo Camavinga wurde von Stephan schon gefördert und war Stammspieler, als dieser 16 Jahre alt war. Mit seinem neuen Klub Racing Straßburg liegt er derzeit auf Platz zwölf in der französischen Liga.
7. Patrick Vieira (45 Jahre, Crystal Palace)
Patrick Vieria steht an der Schwelle, noch als Trainertalent oder schon als etablierter Übungsleiter bezeichnet werden zu können. Nach seiner Spielerzeit war er zunächst Nachwuchskoordinator bei Manchester City, dann Trainer der U21 und U19 der Skyblues, bevor ihn es zum New York City FC zog. Dort verbrachte er zwei Jahre, ein bisschen länger blieb er bei OGC Nizza. Die Südfranzosen installierten den früheren defensiven Mittelfeldspieler, der sowohl Weltmeister als auch Europameister mit Frankreich wurde, als Nachfolger von Lucien Favre. Wegen Erfolglosigkeit wurde Vieira allerdings im Dezember 2020 entlassen. Seit Juli trainiert er Crystal Palace. Tollen Spielen wie gegen die Tottenham Hotspur (3:0) folgen aber auch Rückschläge wie beim 0:3 gegen Liverpool oder beim 1:1 gegen Brighton Hove & Albion.