Totgeglaubte leben länger: Ein Werder-Tag für die Ewigkeit
Von Janne Negelen

Werder Bremen ist aus dem Häuschen. Die Weser erlebt an einem so viel besungenen Knick das nächste Wunder. Denn mit 6:1 erkämpfte sich der SVW die so wichtige Relegation. Auch wenn noch nichts entschieden ist, wird dieser Tag in Erinnerung bleiben.
Wirklich erklären konnten sich die Beteiligten das gerade Erlebte vermutlich nicht. Durch einen berauschenden Auftritt rettete sich Werder am letzten Spieltag in die Relegation und kämpft weiter um den Klassenerhalt. Dass dies nach den Ereignissen der letzten Wochen möglich schien, ist eigentlich kaum zu glauben.
Aber Totgeglaubte leben länger. Als man sich selbst schon fast aufgegeben hatte, spielte die Mannschaft von Florian Kohfeldt wie befreit und so enorm unbeschwert. Zwar leistete auch der 1. FC Köln einen Anteil an der deutlichen Niederlage; der große Ansporn und der unbändige Wille ging aber von den Bremern aus.
Es passt einfach alles für Grün-Weiß
Selbst ohne Zuschauer machte das Team das Weserstadion zum Tollhaus. Denn von Beginn an entfachten die lange so zaghaften und harmlosen Bremer ein wahres Feuerwerk. Die drei Tore vor der Pause waren ein dickes Ausrufezeichen nach dieser zehrenden Saison, vor allem aber ein Beweis an sich selbst. Denn es geht doch alles irgendwie, wenn man es nur unbedingt erzwingt. Dass auch noch die Konkurrenz mithalf, machte den Tag für alle Werderaner perfekt.
Geschichten schrieb der 27. Juni dabei einige. Da wäre zum einen das Startelf-Comeback von Niclas Füllkrug, der den Bremern schmerzlich fehlte. Oder das verschobene Endspiel für Claudio Pizarro, der sich nur zu gerne noch zwei Wochen für seine große Liebe fit halten wird. Doch vor allem dürfen die Fans feiern, nachdem sie trotz schwieriger Wochen stets hinter ihrem Verein standen.
Mit diesem Selbstbewusstsein soll nun auch in der Relegation alles klar gemacht werden. Und dann wird es einen Neuanfang geben, der gewiss nicht so radikal ausfallen wird wie angenommen. Denn vielleicht war nach dieser Saison auch nicht alles schlecht.
Und vermutlich wird dieses Spiel noch für Jahre ein Anker bleiben. Nicht nur eben für die Fans, sondern auch für die Mannschaft. Die Bremer Geschichten von Pizarro oder Milot Rashica werden bald zu Ende geschrieben sein. Der Rest dürfte aber noch ein weiteres Kapitel dranhängen wollen, in dem der Abstiegskampf nicht mehr als eine kleine Randnotiz bleibt.