Die Topelf der Europameisterschaft
Von Daniel Holfelder
Mit dem Finale zwischen Deutschland und Gastgeber England ist die Frauen-Europameisterschaft am Sonntag zu Ende gegangen. 90min hat die 31 Partien des Turniers genau verfolgt und eine Topelf erstellt, die wohl jedem Gegner den Angstschweiß auf die Stirn treiben würde.
Tor: Daphne von Domselaar (Niederlande)
Die 22-Jährige hat ein überragendes Turnier hinter sich. Als Nummer zwei gestartet, rückte van Domselaar gleich im Auftaktmatch gegen Schweden zwischen die Pfosten des Titelverteidigers, da sich die etatmäßige Nummer eins Sari van Veenendaal an der Schulter verletzt hatte. Von nun an bewies die junge Torfrau in jedem Spiel ihre Klasse, bescherte ihren Farben mit unglaublichen Reflexen gegen die Schweiz den Einzug in die K.o.-Runde und brachte auch die Französinnen im Viertelfinale an den Rand der Verzweiflung. Ihre 23 Paraden sind der Bestwert der diesjährigen Euro.
RV: Giulia Gwinn (Deutschland)
Deutschlands Rechtsverteidigerin stand in allen sechs EM-Begegnungen von Beginn an auf dem Feld. Die Bayern-Akteurin war auf ihrer Seite ein fester Rückhalt und gefiel mit ihrer enormen Laufstärke. Keine andere Spielerin legte mehr Kilometer (65,2) zurück als die 23-Jährige. In Sachen Offensivpower mag Englands Lucy Bronze die Nase vor der deutschen Nummer 15 gehabt haben. Im Gegensatz zu Gwinn leistete sich die Engländerin allerdings zu viele Fehler in der Abwehrarbeit.
IV: Millie Bright (England)
Die 28-Jährige war Englands Fels in der Brandung. Bright überzeugte mit ihrer Zweikampf- und Kopfballstärke und erlaubte sich während des gesamten Turniers keinen entscheidenden Fehler. Dass die Gastgeberinnen nur zwei Gegentore kassierten, haben sie zu großen Teilen der Chelsea-Verteidigerin zu verdanken.
IV: Marina Hegering (Deutschland)
Auch die deutsche Elf zeichnete sich durch ihre sehr aufmerksame Arbeit in der Defensive aus. Abwehrchefin Marina Hegering stach aus der deutschen Deckung besonders hervor. Die 32-Jährige war nach langer Verletzungspause erst kurz vor EM-Beginn wieder fit geworden und zeigte insbesondere in der Gruppenphase fantastische Leistungen. In den K.o.-Spielen ließ die Bald-Wolfsburgerin etwas nach, gehörte aber nach wie vor zu den beiden besten Innenverteidigerinnen des Turniers.
LV: Sakina Karchaoui (Frankreich)
Die offensivstarke Französin führte Les Bleues mit zwei Vorlagen und ansprechenden Leistungen bis ins Halbfinale. Der PSG-Akteurin wird häufig eine gewisse Sorglosigkeit im Defensivverhalten attestiert. 42 Balleroberungen (viertbester Wert aller Spielerinnen) sprechen eine andere Sprache, zumal sich Karchaoui bei keinem ihrer fünf Einsätze gravierende Unzulänglichkeiten leistete.
ZM: Lena Oberdorf (Deutschland)
Das deutsche Zweikampfmonster wurde von der UEFA zu Recht als beste junge Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Die Wolfsburgerin bestritt in jeder Partie die meisten direkten Duelle im DFB-Team und dominierte mit ihrer Physis regelmäßig das Mittelfeld. In puncto Passqualität muss die 20-Jährige sicher noch zulegen, trotzdem dürfte es in ihrem Alter weltweit kaum eine bessere Fußballerin geben.
ZM: Keira Walsh (England)
Englands Keira Walsh spielt auf der gleichen Position wie Oberdorf, ist aber ein vollkommen anderer Spielerinnentyp. Die Stärken der 24-Jährigen liegen weniger im körperlichen als vielmehr im strategischen Bereich. Die Man City-Akteurin ordnete und gestaltete das Spiel der Lionesses und war mit ihrem genialen langen Pass auf Toone ganz wesentlich am Finalerfolg beteiligt.
ZM: Kosovare Asllani (Schweden)
Die beste schwedische Spielerin des Turniers darf in der Topelf nicht fehlen. Asllani sammelte insgesamt vier Scorerpunkte (ein Tor, drei Assists) und brillierte mit ihrer herausragenden Technik. Dabei wusste die 33-Jährige nicht nur in der Offensive zu überzeugen, sondern präsentierte sich auch im Spiel gegen den Ball als gewissenhafte Arbeiterin. Abgesehen von den Deutschen und Engländerinnen, die alle eine Partie mehr bestritten, legte Asllani die meisten Kilometer aller EM-Spielerinnen zurück (48).
RA: Beth Mead (England)
Die meisten Tore (sechs), die meisten Vorlagen (fünf), dazu Teil des Europameisterteams - Beth Mead hat die Auszeichnung als beste Spielerin des Turnier auf jeden Fall verdient. Die Akteurin vom FC Arsenal zeichnete sich durch enorme Effektivität in der gegnerischen Hälfte aus und gehörte zu den Garantinnen für den Triumph der Lionesses.
LA: Kadidiatou Diani (Frankreich)
Dass die Équipe Tricolore im Halbfinale an Deutschland scheiterte, lag sicher nicht an der schnellen Flügelstürmerin. Diani wirbelte den deutschen Abwehrverbund mit derselben Mischung aus Athletik und Spielintelligenz durcheinander, die auch ihre anderen Gegnerinnen gehörig ins Schwitzen gebracht hatte. Es gibt wohl keinen Trainer, der die 27-jährige Dribblerin nicht mit offenen Armen in sein Team aufnehmen würde.
MS: Alexandra Popp (Deutschland)
Sechs Tore in fünf Spielen - was für ein Turnier der deutschen Kapitänin! Die Wolfsburgerin lehrte den europäischen Verteidigerinnen mit ihrer enormen Wucht und Kopfballstärke das Fürchten und ging als Führungsspielerin immer vorne weg. Der Fußballgott muss sich fragen lassen, was er sich bei Popps Verletzung vor dem Finale eigentlich gedacht hat.
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