Top-Favoriten unter der Lupe: Wer hat die besten Titelchancen bei der U21-EM?
Von Simon Hartmann
"Lief gut die letzten paar Mal", werden sich wohl die Verantwortlichen der deutschen U-21 schulterklopfend sagen. Vier Mal stand die deutsche Auswahl bei den letzten sechs Turnieren zumindest im Halbfinale - das muss dieses Jahr wieder drin sein. Es gibt aber auch andere Nationen, die sich große Chancen ausrechnen - und das zu Recht. Niederlande, England oder Spanien, um nur drei zu nennen.
Einen ganz klaren Favoriten wie Spanien 2011, Frankreich 2019 oder Italien 2004 gibt es dieses Jahr nicht. Dafür ist aber Spannung garantiert. Beim Kader-Marktwert gibt es einen klaren Gewinner - aber was heißt das schon? Die ersten Tendenzen werden wir im März bestaunen können, wenn die Gruppenphase beginnt. Die K.O-Runde folgt im Mai.
1. Deutschland
Angefangen wird mit der Nation, an der unser Interesse wohl am stärksten ist: Deutschland. Wie auch bei den letzten drei Turnieren haben die Männer mit dem Bundesadler auf der Brust einen tollen Kader beisammen. Ob es für den Titel reicht, ist fraglich. Gerade auf der so wichtigen Torhüterposition sind die Jungs aus dem Herzen Europas nicht ideal aufgestellt. Dafür ist allerdings die Offensive mit Wirtz, Nmecha, Moukoko oder Mergim Berisha eine echte Bedrohung für jede Abwehrreihe. Auch das Mittelfeld bietet mit Spielern wie Arne Maier, Adrian Fein, Niklas Dorsch oder Jean Manuel Mbom reichlich Potential. In der Defensive ist derweil Ridle Baku der Star.
Titelchance: 20%
Der Topfavorit ist das Team von Trainer Stefan Kuntz nicht, das muss es aber auch nicht sein! 2017 hätten die wenigsten mit dem Titel gerechnet, da viele Spieler parallel um den Confed-Cup in Russland kämpften. Mit Leidenschaft und Wille stand am Ende für beide Teams ein Titel in der Pokalvitrine. Deutschland muss sich ins Turnier kämpfen, hat aber die individuelle Klasse um ganz oben mitzuspielen.
2. Niederlande:
Vom deutschen Trainer Stefan Kuntz wurden die Niederländer bereits zum Favoriten ausgerufen. Definitiv nicht unberechtigt, denn mit Zirkzee, Justin Kluivert, Mohammed Ihatarren oder Myron Boadu ist die Elftal exzellent ausgerüstet. Interessant wird zu sehen sein, wer mit zum Turnier reist, da wohl mehrere potentielle Turnierhelden für die A-Mannschaft der Niederlande bei der EM auflaufen könnten. Mit Sven Botman und Peer Schuurs hat Oranje die wohl beste Innenverteidigung des Turniers. Das zentrale Mittelfeld aus Koopmeiners und Gravenberch hat einen Gesamtmarktwert von bereits 37 Millionen Euro. Star des Teams ist Donyell Malen, der Stürmer wird aber wahrscheinlich im A-Kader der Holländer erwartet.
Titelchance: 30%
Kuntz sieht die Niederlande als Favorit, das ist begründet. Übermächtig sind die Niederländer allerdings nicht, da wohl mehrere Spieler bei der EM im Juni gebraucht werden.
3. Spanien:
Pedri, Barrenetxea, Zubimendi oder Bryan Gil - vor allem in der Offensive ist enorme Qualität vorhanden. Bis auf Pedri wird aus dem gesamten Kader wohl kein Spieler für die A-Mannschaft in Erwägung gezogen werden. Supertalent Ansu Fati wird ziemlich sicher bei der U21 nicht dabei sein. In der spanischen Gruppe befinden sich Slowenien, Italien und Tschechien - nicht gerade angenehme Herausforderungen. Vor allem mit den Italienern werden die Iberer ihre liebe Mühe haben.
Titelchance: 30%
Mit den Spaniern dürfen die Zuschauer, wie eben jedes Mal, auch bei diesem Turnier wieder rechnen.
4. Frankreich
Es wird überall von dieser großartigen jungen Generation gesprochen, die Frankreich hervorgebracht hat. In der U21 war davon jedenfalls wenig in den letzten Jahren zu sehen. Das soll sich ändern: Meslier im Tor, Konate in der Abwehr, Guendouzi im Mittelfeld und im Sturm Moussa Diaby - Frankreich ist überall top besetzt! Auch wenn Spieler wie Camavinga, Upamecano oder Houssem Aouar noch spielberechtigt wären, sind sie für die EM und ein Aufeinandertreffen mit Deutschland eingeplant.
Titelchance: 50%
Ohne wenn und aber: individuell ist dieser Mannschaft nicht beizukommen. Kein Team hat eine höhere Qualität und keine Mannschaft hat solch eine Profi-Erfahrung wie die Auswahl der Equipe Tricolore.
5. England
Bei der Herren-EM gelten sie als Mit-Favorit auf den Titel, so sieht es auch bei den Junioren aus. Der Kader der Three Lions ist gespickt mit Top-Talenten: Greenwood, Ryan Sessegnon, Callum Hudon-Odoi oder Bayern-Spieler Jamal Musiala, um nur vier der Edel-Truppe zu nennen. Dieses Team kann sicher mit Frankreich mithalten. Allerdings ist die Gruppe der Briten sehr ungemütlich. Mit Portugal ist ein weiteres Top-Team in der Gruppe vertreten und auch Kroatien und die Schweiz sind stark genug, um die Engländer vor Probleme zu stellen. Im Halbfinale warten dann wohl Italien oder die Spanier - das hat es ordentlich in sich. Verstecken brauchen sich die Engländer vor niemandem, allerdings sind sie eben immer noch England. Da gehören internationale Titel leider nicht zur Kernkompetenz. Zu oft hatten die Männer von der Insel einen super Kader, standen aber trotzdem am Ende mit leeren Händen da; das gilt für die A-Nationalmannschaft, wie auch für die U21. Den letzten Titelgewinn in der U21 gab es im Jahre 1984. Spanien und Italien gewannen in diesem Zeitraum den Titel jeweils fünf Mal!
Titelchance: 40%
Wenn die alleinige Qualität des Kaders betrachtet wird, entfleucht ein kurzes: "Wooow". Dieser Kader würde auch bei der EM im Sommer eine gute Figur abgeben. Aber bei all den Komplimenten: England ist kein Titelhamster und verliert häufig die Nerven, wenn es drauf ankommt.