Tönnies würde Schalke finanzielle Hilfe anbieten: "Bin der Allerletzte, der nicht hilft"
Von Yannik Möller
Ein halbes Jahr ist es her, dass Clemens Tönnies seinen Posten als Vorsitzender des Aufsichtsrates auf Schalke niedergelegt hat - aus verschiedenen Gründen. Im Interview mit RTL und ntv erklärte er nun, dass er dem Verein "sicherlich" finanziell unter die Arme greifen würde. Dazu würde er sich "gerne" als "euer Souverän" anbieten.
Schlussendlich waren es die haufenweise Corona-Ausbrüche in seinen Werken, die Clemens Tönnies beim FC Schalke 04 zu Fall brachten. Das Fass stand bereits bis an die Unterkante voll, prall gefüllt durch eine teilweise stark kritisierte Vereinskultur und natürlich seinen rassistischen Aussagen über 1,2 Milliarden Menschen. Ende Juni war der öffentliche wie vereinsinterne Druck so groß, dass er sich zurückziehen musste. Ein großer Knall, so war er doch seit 1994 im Aufsichtsrat und seit 2001 der Vorsitzende und Quasi-Chef.
Nun äußert sich der 64-Jährige erstmals wieder vor der Kamera. Im RTL-/ntv-Interview spricht er, selbstverständlich, auch und vor allem über den S04, der bekanntlich in finanziell sehr angeschlagener Lage ist. Finanzielle Hilfe habe er bereits angeboten (via Sportbuzzer):
"Ich käme sicherlich ins Überlegen. Also wir dürfen Schalke nicht untergehen lassen, da bin ich der Allerletzte, der nicht hilft." Das Gespräch soll in der Nacht zum Donnerstag im Nachtjournal Spezial ausgestrahlt werden.
Allerdings, das erklärte Tönnies, habe man ihn bisher nicht um Hilfe gebeten. Den Klub, an dem er mit dem Herzen hängt, wie er oftmals betonte, würde er aber gerne unterstützen: "Ich habe gesagt, ich bin gerne euer Souverän, stehe mit Rat und Tat zur Seite und mit allem, was ich habe, bleibe ich durch und durch Schalker."
Natürlich hängt auch die aktuelle Problemlage mit dem lieben Geld mit ihm selbst zusammen, immerhin hat er den Verein fast zwei Jahrzehnte lang von ganz oben gelenkt und - wie es häufig zu hören ist - als eine Art Alleinherrscher oftmals Entscheidungen gefällt. Schließlich ist das Kontrollgremium dafür da, um die sportliche Arbeit zu beobachten und Abzunicken oder etwas zu verändern, auch personell, insofern man der Meinung ist, dass es in eine falsche Richtung läuft.
Tönnies attestiert Schalke "ein strukturelles Problem" - Hilfsangebot spaltet königsblaue Anhängerschaft
Dass er, trotz Aus vor einem halben Jahr, damit noch immer zusammenhängt, hält Tönnies jedoch nicht davon ab, gut gemeinde Ratschläge zu geben: "Ich sage Ihnen: Schalke hat ein strukturelles Problem. Schalke ist ein Verein und man sieht, wie dieser Verein immer wieder mit sich selbst beschäftigt ist. Wir kämpfen als Verein mit allen Nachteilen. Gegen eine Fußballmaschinerie, gegen hochprofessionelle Fußballunternehmen, da laufen wir der Musik hinterher." Er selbst werfe sich indes vor, "diesen Traum des ewigen Vereins zu lange geträumt" zu haben.
"Schalke muss sich zu einem Unternehmen verwandeln und dann ist Schalke wieder da. Das ist auch mein Appell an die Verantwortlichen. Verändert das", so seine Schlussfolgerung aus den letzten Jahren bei Königsblau. Damit hat sich seine Meinung zum Status des eingetragenen Vereins in vergleichsweise kurzer Zeit stark gewandelt. Noch im Jahr 2015 betonte er auf der Vereinshomepage: "[Ich bin nicht für die Ausgliederung.] Ich bin dafür, alles zu tun, dass wir ein eingetragener Verein bleiben. Solange ich auf Schalke bin, bleibt Schalke ein eingetragener Verein." Das bezeichnete er zu diesem Zeitpunkt als "feste Zusage".
Das generelle Hilfsangebot dürfte die Fanlandschaft der Knappen erneut spalten. Die Tönnies-Kritiker werfen ihm vor, den Laden selbst angezündet zu haben und sich nun als Retter in der Not darzustellen. Andere Anhänger des krisengebeutelten Klubs erklären regelmäßig, er würde Schalke wieder auf die Beine helfen können und dass er im Sommer 2020 fälschlicherweise vom Hof gejagt worden sei.