Tiefe Einblicke: "Perlentaucher" Ben Manga erklärt seine Scoutingarbeit auf Schalke
Von Oliver Helbig
Ben Manga gilt in Fußballkreisen als absoluter Fachmann und Kenner des Transfer-Geschäfts mit dem nötigen Auge für entwicklungsfähige Spieler. Dass er auch kleine Namen ganz groß machen kann, bewies er unter anderem bei Eintracht Frankfurt mit Transfers von in Deutschland unbekannten Namen wie dem französischen Torjäger Randal Kolo Muani, den Innenverteidigern Tuta oder Evan Ndicka, dem japanischen Mittelfeldstar Daichi Kamada oder den Stürmern Sébastien Haller und Luka Jovic. Das brachte dem Schalker Kaderplaner in seiner Zeit bei den Frankfurter Adlern Spitznamen wie "Perlentaucher" und "Adlerauge" ein. Von diesen Fähigkeiten erhofft man sich auch auf Schalke zu profitieren. Dort versucht Manga mit schmalem Taler unbekannte Namen groß und zu Geld zu machen und den Spagat zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlichen Notwendigkeiten bei den Königsblauen zu meistern.
Dass Mangas großes internationales Netzwerk auch bei Schalke 04 bereits erste keimende Früchte trägt, zeigen vereinzelte Transfers des vergangenen Transfersommers. Manga lotste zahlreiche unbekannte Spieler nach Gelsenkirchen, die sich bei den Schalkern in der 2. Bundesliga weiterentwickeln sollen. In einem Interview mit transfermarkt.de aus dem August schilderte Ben Manga seine Vorgehensweise beim Scouting.
Basis der erfolgreichen Transferarbeit der letzten Jahre ist für Ben Manga vor allem sein Team. "Mittlerweile arbeite ich mit meinen engsten Teammitgliedern schon acht bis zehn Jahre zusammen. Das, was ich an diesen Menschen schätze, ist ihre absolute Loyalität. Genauso wissen auch sie, dass sie sich hundertprozentig auf mich verlassen können. Ich brauche diese Menschen, um Erfolg zu haben“, so der Schalker Kaderplaner über sein direktes berufliches Umfeld. Dabei macht er auch deutlich, dass eine erfolgreiche Arbeit auf Schalke maßgeblich von einem eingespielten Miteinander abhängt. "Wäre ich zu Schalke gekommen und hätte mit einem mir unbekannten Team zusammenarbeiten sollen, das nicht weiß, wie ich ticke und wie ich den Fußball sehe, dann hätten wir heute vielleicht nur zwei Neuzugänge zu diesem Zeitpunkt und nicht elf. Wir sind ein eingespieltes Team und Zeit ist in unserem Job ein zentraler Faktor – wenn man bei null anfangen muss, ist die Chance auf kurzfristigen Erfolg und Wachstum gering.“
Nicht erst seit dem Transfer des Argentiniers Felipe Sanchez ist klar, dass Manga einen intensiven Blick nach Südamerika wirft. Der schmale Geldbeutel der Schalker profitiert dabei von Mangas großem Know-how und seinem weitreichenden Netzwerk - auch in Europa. "Ich habe eine sehr gute und große Scouting-Abteilung. Die meisten der Scouts leben in den Ländern, die ich im Fußball für wichtig halte. In Südamerika brauchst du auf jeden Fall ein gutes und funktionierendes Netzwerk. Argentinien, Brasilien, Uruguay, Paraguay, Chile, Ecuador, Kolumbien – das sind wichtige Märkte. In Europa haben wir die Top-Ligen natürlich abgedeckt“, so der 50-Jährige.
Wichtig bei seiner schwierigen Aufgabe in der 2. Bundesliga ist dabei auch maßgeschneiderte Vorgaben zu befolgen die zum einen die Schalker Baustellen schließen, den Etat aber nicht sprengen sollen. "Wir müssen nicht in England in die Premier League gucken. Da werden wir keinen Spieler bekommen. Was ich damit sagen will: Wir müssen schon wissen, wo man hingehen muss, um für Schalke 04 die richtigen Spieler zu finden.“
Manga selbst hat volles Vertrauen in seine Mitarbeiter und filtert am Ende deren Informationen, um den größtmöglichen Erfolg der Transferbemühungen zu erzielen. "Ob es der Belgier ist, ob es der Spanier ist – die wissen genau, wo sie suchen müssen und was sie zu tun haben. Wenn ich sage: ‚Wir suchen einen Innenverteidiger, Linksfuß.‘ Dann machen die Scouts die Vorarbeit. Anschließend setzen wir uns zusammen und die Profile werden diskutiert. Dann schauen wir, ob es machbar ist und ich reise los, um die Spieler persönlich kennenzulernen“, erklärt der dreimalige Bundesligaspieler für Fortuna Düsseldorf bei transfermarkt.de.
Die herausgefilterten Kandidaten will Manga dann selbst unter die Lupe nehmen und sich ein Bild von der Person machen, die ihm gegenüber sitzt. Das ist für Manga sehr wichtig, um den richtigen Fit für die Schalker Bedürfnisse zu finden. "Wir marschieren und marschieren und marschieren, netzwerken, holen Informationen ein, dann fliegen wir rüber. Wir lernen den Spieler kennen, sein Umfeld, den Charakter. Wir sehen ihn einmal spielen und alles muss genau gecheckt werden – passt er in eine Mannschaft rein? Passt er zu unseren Vorstellungen? Ich verpflichte keinen Spieler, den ich selbst nicht gespürt habe. Wie tickt er? Passt er genau zu Schalke 04? Ist er ein Arbeiter oder ein Schönspieler? Das alles muss mitgedacht werden und macht in meinen Augen einen guten Scout, Kaderplaner oder Sportdirektor aus“, erläutert der Kaderplaner.
Dabei verfolgt Manga eine klare Linie mit selbst gesetzten Leitplanken. Für den Kaderplaner der Schalker ist es besonders wichtig, ein gutes Gefühl für mögliche Transferziele zu bekommen und zu spüren, ob der Spieler auch charakterlich zum Verein passt. "Hat er uns zugehört? Hat er sich professionell verhalten? Wenn uns die Familie willkommen heißt und sich freut, dass wir wiedergekommen sind, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit einem Wort über Geld gesprochen wurde, dann sage ich: Das sind Spieler, die wir brauchen. Geht es in Gesprächen von Spielerseite gleich zu Beginn um Geld, Ausstiegsklausel und so weiter, dann sage ich: Finger weg“, wird Manga deutlich.
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