Thiago und der FC Liverpool: Noch funkt es nicht
Von Florian Bajus
Thiago sollte dem FC Liverpool noch mehr Spielkontrolle im Mittelfeld verleihen. Der Start des 29-jährigen Spaniers verlief jedoch äußerst unglücklich - funken will es zwischen ihm und den Reds noch nicht.
Nach sieben Jahren beim FC Bayern inklusive des Triple-Erfolgs in der vergangenen Saison wollte Thiago eine neue Herausforderung. Für 22 Millionen Euro wechselte der 39-fache Nationalspieler Spaniens zum FC Liverpool, wo er insbesondere seine Qualitäten am Ball einbringen soll: In seinem letzten Jahr bei den Bayern hat es Thiago wie kein Zweiter verstanden, dem Spiel einen Rhythmus zu verleihen und diesen zu steuern, das Spiel zu verlagern, immer wieder den freien Mann zu finden und Torchancen einzuleiten.
Für Hansi Flick war Thiago unentbehrlich - Jürgen Klopp muss in diesen Tagen allerdings noch darauf hoffen, dass er zu seiner Bestform findet. Das ist auch den vergangenen Monaten geschuldet: Nach einer Corona-Infektion fiel Thiago von Ende September bis Mitte Oktober aus. Ausgerechnet bei seinem Comeback im Merseyside-Derby gegen den FC Everton am fünften Spieltag erlitt er eine Knieverletzung, die ihn für zwei Monate außer Gefecht setzen sollte.
Seit Ende Dezember ist Thiago wieder einsatzbereit und regelmäßig auf dem Platz, allerdings hat er - wie viele andere Sommerneuzugänge bei anderen Vereinen auch - noch immer Schwierigkeiten, sich an das Spiel in Liverpool anzupassen. Sein Passspiel ist wie gewohnt präzise, was das Kreieren von Torchancen angeht hält er sich allerdings in Grenzen: Laut fbref.com haben 26 seiner Aktionen zu einem Torschuss geführt; zum Vergleich: Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold verzeichnet 60, Linksverteidiger Andrew Robertson sogar 64. Bei den Aktionen, die am Ende zu einem Tor geführt haben, steht bei Thiago sogar noch die Null - Robertson steht dagegen mit zehn Aktionen an der Spitze.
Ein Lichtblick und viel Schatten
Ein Lichtblick war seine Leistung beim 3:1-Sieg über Tottenham Hotspur am 20. Spieltag, mit einer Passquote von 91,4 Prozent, den meisten Pressingaktionen (17) und den drittmeisten Ballkontakten (68) war Thiago ein Dreh- und Angelpunkt gegen die Londoner. "Ich weiß, dass Thiago noch viel besser spielen kann als heute Abend", sagte Klopp laut Sport1 nach der Partie; denn auch er weiß, dass sein Schützling bisher keine leichte Zeit hatte: "Er kam nach Liverpool, wurde krank, dann verletzte er sich und musste dann gleich eine so entscheidende Rolle einnehmen."
Seither sind allerdings vier Spiele vergangen, in denen Liverpool dreimal als Verlierer vom Platz ging. Am Samstagmittag setzte sich Leicester City mit 3:1 gegen den amtierenden englischen Meister durch - auch wegen Thiago. Der Spanier kam bereits nach 17 Minuten für den verletzten James Milner in die Partie, stellte im Spiel gegen den Ball allerdings einige Mängel unter Beweis; dabei machte ihn auch die defensive Mitarbeit bei den Bayern so unentbehrlich. Doch es wird vermutlich noch eine ganze Weile dauern, ehe er sich an die Premier League und an Liverpool gewöhnt hat.