Thiago bei Liverpool in der Kritik: Jetzt ist Geduld gefragt

Liverpool v Chelsea - Premier League
Liverpool v Chelsea - Premier League / Pool/Getty Images
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Als gefeierter Held verließ Thiago Alcántara den FC Bayern im Sommer nach sieben erfolgreichen Jahren. Mit dem Triple-Sieg im Gepäck brach der Spanier nach Liverpool auf, um seiner Karriere ein weiteres spannendes Kapitel hinzuzufügen. An der Anfield Road ist der 29-Jährige aber noch immer nicht so richtig angekommen.


Als Mittelfeldakteur verkörpert Thiago Alcántara einen echten Weltklassespieler, der ein Spiel mit seiner Technik, Passstärke und Spielübersicht im Alleingang lenken kann. Dies hat er zumindest in seiner Zeit beim FC Bayern gezeigt. Umso überraschender kommt also die Tatsache, dass der Spanier in Liverpool noch nicht so ganz Fuß fassen konnte.

Mit einer Corona-Erkrankung lief bereits der Start mehr als unglücklich, ehe ihn eine Knieverletzung gut zwei Monate außer Gefecht setzte. Seitdem ist Thiago noch nicht wieder der Alte und gerät auf der Insel zunehmend in die Kritik. So haben einige Experten die Ansicht, dass Thiago athletisch zu schwach sei, um mit dem körperlichen und dynamischen Fußball unter Jürgen Klopp zurecht zu kommen.

Scheitert Thiago in Liverpool?

Ist es jedoch deshalb an der Zeit, Thiago die Fähigkeiten für das Liverpooler Spiel abzusprechen? Zuerst einmal muss man die Umstände berücksichtigen, die zu Thaigos Formkriese beitragen.

Zum einen wäre da die enorm lange und kräftezehrende Saison mit den Bayern, die auch bei Serge Gnabry oder David Alaba zu Schwächeperioden geführt haben. So war es ohne richtige Vorbereitung ohnehin schwierig, sofort in Liverpool Fuß zu fassen.

Umso bitterer also, dass der Mittelfeldakteur aufgrund seiner Erkrankung und Verletzung fast die komplette Hinrunde fehlte. Als er dann zurück kam, steckte der Klub bereits in einer Krise. Da ist es als Neuzugang natürlich nicht so einfach, sofort voran zu gehen und den Klub aus der Schwächeperiode zu führen. Genau diese Erwartung schienen in Liverpool jedoch viele zu haben.

Doch ohne Spielpraxis und körperliche Fitness ist das eben auch für einen derart brillanten Spieler, wie Thiago, kein Kinderspiel. Demzufolge darf man den Ex-Bayern-Star auf gar keinen Fall abschreiben. Schließlich ist der Fußball, den Bayern unter Flick spielte, dem von Liverpool gar nicht so unähnlich.

So zeichnen sich beide Klubs durch ein enorm aggressives Pressing aus. Diese Art, gegen den Ball zu agieren, kennt Thiago also bereits aus München und auch aus Barcelona. Dabei zeigte sich, dass Thiago mit seiner guten Antizipationsfähigkeit durchaus schnell an seinem Gegenspieler dran ist und sich wichtige Bälle erkämpfen kann. Hierzu benötigt er aber natürlich auch seine Fitness.

Selbst den Vorwurf, wonach Thiago nur in der mittleren Position im Mittelfeld agieren kann, konnte er in München entkräften. Zwar agierte der 29-Jährige in der Triple-Saison als Sechser, in früheren Jahren war seine Rolle aber mehr die eines Achters. Kleiner Unterschied dabei: In dieser Zeit spielten die Bayern sehr balldominant, wodurch das Spiel im engen Raum von größerer Wichtigkeit war. Im Liverpooler Tempofußball ist mehr Dynamik und Zug zum Tor gefragt. Thiago ist jedoch nur bedingt ein Spielertyp, der mit langen Schritten viele Meter zurücklegt und selbst torgefährlich wird. Demnach haben die Kritiker zumindest in diesem Punkt nicht ganz Unrecht.

Rückkehr zu alter Stärke eine Frage der Zeit: Wann finden Klopp und Thiago zusammen?

Nichtsdestotrotz ist der Neuzugang einer der begnadetsten und komplettesten Mittelfeldspieler der Welt. Man kann sicherlich der Annahme folgen, dass der Ex-Bayern-Star bei Klubs wie Manchester City noch besser aufgehoben wäre, doch trotzdem ist dieser zu gut, um sich in Liverpool nicht durchzusetzen. Ob dies auf der klassischen Sechs oder auf der Achterposition der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Dass ein Trainergenie wie Klopp und ein Mittelfeldkünstler wie Thiago nicht zusammenfinden, ist langfristig eigentlich auszuschließen. Die Frage ist lediglich, wie lange das noch dauert und wie genau die Rolle des Spaniers im Dress von Liverpool letztendlich aussehen wird.