Ter Stegen und Messi: Eskaliert der Streit der beiden Barça-Alphatiere?
Von Guido Müller
Am Tag nach dem Sieg des FC Barcelona gegen die Real Sociedad im Halbfinale des spanischen Supercups schrieb die in Barcelona ansässige Sport: "Ter Stegen war Messi!" und drückte damit die Bedeutung des deutschen Keepers, der gegen die Basken zwei Strafstöße parieren konnte, für die Azulgrana aus.
Tatsächlich wird Marc-André ter Stegen schon seit längerer Zeit als "Messi mit Handschuhen" bezeichnet. Im Sommer 2014 von Borussia Mönchengladbach zu den Katalanen gekommen, hat sich der 28-jährige Nationaltorhüter binnen sieben Jahren zu einem der angesehensten und einflussreichsten Spieler im Klub gemausert.
Sportlich sowieso über jeden Zweifel erhaben, rechnen es ihm der Klub und seine Fans hoch an, binnen kurzer Zeit die Landessprache erlernt zu haben. Mittlerweile spricht der gebürtige Mönchengladbacher nahezu akzentfrei und mit fast fehlerloser Syntax und Semantik.
Ter Stegen soll Messi-Nachfolger als Barça-Kapitän werden
Und so etwas wird in jedem Land der Welt honoriert. Nicht nur in Spanien. Derart ist ter Stegens Führungsrolle, dass er klubintern als einer der Favoriten auf die Nachfolge Messis als Mannschaftskapitän gilt, sollte der Superstar den Klub in diesem Sommer tatsächlich verlassen.
A propos Messi. Den wagte ter Stegen in der vergangenen Saison mannschaftsintern scharf zu kritisieren, als sich der Argentinier während eines Trainingsspielchens nicht engagiert genug in den defensiven Aufgaben zeigte.
Wenige Tage später "revanchierte" sich der Superstar mit einer abfälligen Geste gegenüber seinem Keeper, woraufhin ter Stegen wutentbrannt auf Messi losgehen wollte. Nur mit vereinten Kräften konnten die umstehenden Mannschaftskameraden die beiden Streithähne davon abhalten, sich in einer Schlägerei zu verkeilen.
Beziehung zwischen Messi und ter Stegen angespannt
Das Verhältnis ter Stegen/Messi gilt seitdem als schlichtweg nicht mehr existent. Schon seit längerer Zeit sollen beide kein Wort mehr miteinander gewechselt haben, was das allgemeine Klima in der Barça-Kabine sicherlich nicht harmonischer macht.
Weitere Tropfen Öl ins Feuer goss Messi bei der jüngsten FIFA-Wahl "The Best". In der Kategorie Torhüter wählte der Argentinier eben nicht seinen Vereinskollegen (wie er es in der Vergangenheit oft praktiziert hat), sondern den costa-ricanischen Schlussmann Keylor Navas von der PSG auf Rang 1.
Auf den Plätzen folgen in Messis Reihenfolge Manuel Neuer (ter Stegens großer Rivale im DFB-Team) und Jan Oblak. Ter Stegen befindet sich also für Messi nicht einmal unter den besten Drei! Ein klarer Affront gegen seinen Teamkollegen.
Der aufgrund dieser offenen Feindseligkeit auch schon laut darüber nachgedacht haben soll, den Klub trotz der kürzlichen Vertragsverlängerung (bis 2025) zu verlassen.
Dass es beim FC Barcelona mit beiden Alphatieren in die Saison 2021/22 geht, erscheint, Stand heute, zumindest zweifelhaft. Vor allem muss weiterhin mit einem Abgang des Südamerikaners gerechnet werden.
Dass Messi seine Stimme bei der The Best-Torhüterwahl Navas gegeben hat, wird von manchen Beobachtern als ein weiteres Signal der Verhandlungsbereitschaft des Argentiniers in Richtung der Führungsspitze von Paris St. Germain gewertet.
Aber in der Welt des Fußballs sind bestimmte Rückschlüsse auf gewisse Verhaltensformen häufig nicht konsistenter als der Wett-Tippschein für den kommenden Spieltag. Denn klar (weil für jedermann sichtbar) ist auch, dass Messi eben genau nach diesem eingangs erwähnten Elfmeterschießen sich mit einem Mitspieler in einer besonders herzlichen Umarmung vereinigte - mit Marc-André ter Stegen.