Anfang setzt bei Werder auf 16-Jährigen und verrät Brisantes über Florian Wirtz
Von Simon Zimmermann
Werder-Coach Markus Anfang hat in einem Testspiel den erst 16-jährigen Fabio Chiarodia eingesetzt. Der 47-Jährige zog beim italienischen Teenager im Anschluss den Vergleich zu Florian Wirtz. Und verriet dabei ein brisantes Detail. Hat der 1. FC Köln bei Wirtz zu lange gewartet?
Werder Bremen hat am Dienstagabend in einem Testspiel den Regionalligisten FC Oberneuland mit 12:0 geschlagen. Die Spielzeit bei diesem Test wurde auf 120 Minuten ausgedehnt. Nach gut eineinhalb Stunden wechselte Werder-Coach Markus Anfang dabei einen gewissen Fabio Chiarodia ein.
Der italienische Innenverteidiger ist aktueller Junioren-Nationalspieler und konnte gegen den Viertligisten auf Anhieb überzeugen. So weit, nichts total Ungewöhnliches oder Weltbewegendes. Doch wenn man etwas genauer hinschaut, wird dem Beobachter erst klar, welch großes Talent hier zum ersten Mal im Profi-Team aufgelaufen ist.
Denn Chiarodia ist erst in der vergangenen Woche 16 (!) Jahre alt geworden. Anfang schwärmte gegenüber dem Weser-Kurier nach dem Spiel: "Er ist als Linksfuß in der Innenverteidigung, der auch die Statur mitbringt, schon ein bisschen was Außergewöhnliches im Fußball." All zu hoch hängen wollte der SVW-Trainer den Einsatz des Teenagers dann aber doch nicht. "Er ist immer noch ein Talent. Er möchte erst seine Schule zu Ende machen, möchte sein Abitur machen", so Anfang weiter.
Dass der neue Trainer an der Weser ein Auge für Talente hat und im nächsten Schritt, sich nicht davor scheut, sie auch einzusetzen, machte er deutlich: "Ich bin offen für junge, talentierte Spieler. Wenn wir so einen in unseren Reihen haben und den nachziehen können, dann ist das nichts Verkehrtes für uns."
Im Blick hatte Anfang Chiarodia schon länger: "Ich habe schon vor ein paar Wochen ein Gespräch mit ihm geführt und wusste, dass wir da einen jungen talentierten Spieler haben." Um ihn dann bei den Profis einzusetzen, musste "die Situation halt passen", so Anfang. Wegen des personellen Engpasses in der Innenverteidigung war das am Dienstag der Fall.
Anfang verrät brisantes Detail zu Florian Wirtz - Hat der 1. FC Köln zu lange gewartet?
Hochinteressant ist in diesem Zusammenhang auch Anfangs Blick in den Rückspiegel. Als der 47-Jährige in der Saison 2018/19 Trainer des 1. FC Köln war, kickte ein gewisser Florian Wirtz noch in der U17 der Geißböcke.
"Wir hatten damals in Köln die Situation mit Florian Wirtz, den wollten wir auch unheimlich gerne dazunehmen, das war damals auch eine ähnliche Situation", erinnerte sich Anfang zurück. Zu den Effzeh-Profis wurde Wirtz aber nie hochgezogen, was laut Anfang nicht an ihm lag: "Es ist dann vom Verein etwas anders gesehen worden."
Wie die Geschichte weiterging, dürfte bekannt sein. Unter großem Wirbel wechselte Wirtz Ende Januar 2020 zu Lokalrivale Bayer Leverkusen, wo er schnell den Sprung zu den Profis schaffte. Mittlerweile hat sich der 18-Jährige zu einem der begehrtesten Youngster Europas entwickelt, wurde im Sommer U21-Europameister und bereits in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen. Für die Werkself kam er seit seinem Wechsel bislang 47 Mal für die Profis zum Einsatz und löste Kai Havertz als jüngsten Torschützen der Klubgeschichte ab.
Aus Kölner Sicht bleibt ein extrem bitterer Beigeschmack. Der Schluss liegt nahe, dass Wirtz heute noch das Effzeh-Trikot tragen könnte, hätte man Anfangs Wunsch damals entsprochen und das Juwel zu den Profis hochgezogen.