Svenja Huth: Spätzünderin, Motor, Flankenmeisterin - ihre Karriere im Nationalteam

Svenja Huth hat ihren Rücktritt aus dem DFB-Nationalteam der Frauen bekanntgegeben. Ein Blick zurück auf ihre Karriere im Deutschland-Trikot.
Svenja Huth verabschiedet sich aus dem DFB-Team
Svenja Huth verabschiedet sich aus dem DFB-Team / Eurasia Sport Images/GettyImages
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Svenja Huth beendet ihre Karriere im DFB-Team - noch vor den Olympischen Spielen in Paris, für die sich Deutschland jüngst qualifizierte. Mit der 33-Jährigen verabschiedet sich eine der prägenden Spielerinnen der letzten Dekade: Huth lief bisher in 88 Länderspielen für Deutschland auf, sorgte dabei im offensiven Mittelfeld oder auf dem Flügel für Torgefahr. Ein Blick zurück auf ihre Karriere.

Die Anfänge: Debüt 2011 gegen Schweden

Huth gab am 26. Oktober 2011, mit 20 Jahren, ihr Debüt für das Nationalteam. Damals war sie noch in Diensten des 1. FFC Frankfurt: Am Main fing die Karriere von Svenja Huth an, dort spielte sie insgesamt acht Jahre lang, von 2007 bis 2015.

Ihr Debüt im Nationalteam endete gleich positiv: Deutschland gewann das Testspiel gegen Schweden mit 1:0. Die Heim-WM 2011 hatte Huth noch knapp verpasst, ein Jahr später gewann sie dann ihren ersten Titel mit Deutschland, den Algarve-Cup.

Huth zunächst lange Ergänzungsspielerin

Bis Huth sich als unangefochtene Stammspielerin im DFB-Team etablierte, dauerte es aber noch. 2013 stand sie bei der EM zwar im Kader, konnte aber keine einzige Spielminute sammeln. Für die WM 2015 in Kanada stand Huth nicht im Kader - ein Kreuzbandriss nach der EM 2013 warf sie im Kampf um einen Platz im Kader zurück.

Im Sommer 2015 wechselte sie dann von Frankfurt zu Turbine Potsdam. Auch danach blieb Huth vor allem Ergänzungsspielerin. Bei dem vielleicht besten Turnier der DFB-Frauen in der jüngeren Geschichte, Olympia 2016, spielte Huth bei dem Gewinn der Goldmedaille nur eine Nebenrolle und kam zu zwei Kurzeinsätzen - für Huth sicher enttäuschend, da sie bei Potsdam eine hervorragende Saison mit 13 Toren und acht Vorlagen hinter sich hatte.

VfL Wolfsburg v Turbine Potsdam - Allianz Frauen-Bundesliga
Svenja Huth (links) im Duell mit Wolfsburgs Caroline Graham Hansen / Daniela Porcelli/GettyImages

Im DFB-Team gehörte die Torgefahr trotz ihrer offensiven Position aber nie wirklich zu Huths Stärken: In ihrer DFB-Karriere brauchte sie im Schnitt 439 Minuten für ein Tor. Mit 1,63 ist Huth nicht besonders kopfballstark - wenn sie traf, dann oft mit einem schönen Schuss in den Winkel oder auch mit einer Standardsituation.

Ihren ersten Treffer im Deutschlandtrikot durfte Huth erst sechs Jahre nach ihrer ersten Berufung feiern, im September 2017. Kurz darauf schoss Huth auch ihr wohl schönstes Tor für die Nationalelf: Bei einem 4:0 gegen Frankreich traf Huth aus 20 Metern per Bogenlampe - ihr sehenswerter Treffer wurde zum Frauen-Nationalmannschafts-Tor des Jahres 2017 gewählt.

Nach Silvia Neid: Huth wird zur Stammspielerin und Spätzünderin

Da hatte sich Huth schon zur Stammspielerin hochgearbeitet: Die EM 2017 in den Niederlanden war das erste Turnier, in dem sie in allen Spielen in der Startelf stand. Für die DFB-Elf war es eine schwierige Phase: Nach dem emotionalen Abschied von Silvia Neid in Rio übernahm Steffi Jones - unter der ehemaligen Nationalspielerin konnte Deutschland jedoch nicht überzeugen, Huth schied mit den DFB-Frauen schon im Viertelfinale der EM aus.

UEFA WEURO 2017"Women: Germany v Sweden"
Svenja Huth 2017 mit Bundestrainerin Steffi Jones / VI-Images/GettyImages

Ähnlich lief es beim nächsten großen Turnier, dieses Mal unter Martina Voss-Tecklenburg: Auch bei der WM 2019 in Frankreich schaffte es Deutschland nicht unter die besten Vier, Huth blieb unter der neuen Trainerin eine feste Größe im Team. Huth schloss sich nach der WM dem VfL Wolfsburg an. In ihrer Karriere hat sie für drei Vereine - Frankfurt, Potsdam, Wolfsburg - gespielt, denen sie je über vier Jahre oder länger treu geblieben ist.

Höhepunkt der Karriere: Wolfsburg und EM 2022

Auch in Wolfsburg setzte sich Huth durch. Ab ihrer zweiten Saison war die technisch beschlagene Mittelfeldspielerin beim VfL gesetzt. 2021/22 erlebte sie das vermutlich beste Fußballjahr ihrer Karriere. Für den VfL sammelte sie 16 Scorerpunkte in der Frauen-Bundesliga und gewann das Double aus Pokal und Meisterschaft.

Dementsprechend konnte Huth mit großem Selbstbewusstsein zur EM 2022 fahren. Voss-Tecklenburg setzte in allen sechs Spielen von Beginn an auf ihre Erfahrung und Übersicht. Das Turnier wurde zu einem Wendepunkt im deutschen Frauenfußball, die DFB-Elf kam mit geschlossenen Leistungen und flexibler Taktik bis ins Finale und gewann die Sympathien vieler Fans. Huth glänzte besonders beim Halbfinale gegen Frankreich, wo sie die beiden Kopfballtore von Alexandra Popp per Flanke auflegte. Am besten war Huth im Nationalteam als fleißiger Motor an der Seitenlinie und selbstlose Vorbereiterin.

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Eingespieltes Duo in Klub und Nationalmannschaft: Popp und Huth / SIMON WOHLFAHRT/GettyImages

Kräftezehrende letzte Phase

Auf das Hoch folgte dann das Tief - an die Leistungen der EM konnte die Elf von Voss-Tecklenburg in Testspielen nicht mehr anknüpfen, bei der WM 2023 schied Deutschland überraschend in der Vorrunde aus. Das konnte auch Huth, wieder in allen Spielen gesetzt, nicht verhindern. Immerhin privat gab es für sie positive Neuigkeiten, da ihre Frau im Sommer 2023 das erste gemeinsame Kind auf die Welt brachte.

Die Phase nach der WM beschreibt Huth im Nachhinein als "mental herausfordernd sowie kräftezehrend." Lange stand nach der Weltmeisterschaft nicht fest, ob Voss-Tecklenburg weitermachen würde, diese Unsicherheit ging auch dem Team nahe. Nach Co-Trainerin Britta Carlson übernahm Horst Hrubesch, der die DFB-Frauen zu Olympia führte.

Ausgerechnet im entscheidenden Spiel gegen die Niederlande blieb Huth, in den letzten Jahren stets Stammspielerin, auf der Bank - die als Teamplayerin bekannte 33-Jährige stellte sich selbst aber natürlich hinter den Erfolg des Teams. Statt Huth startete ihre Wolfsburger Teamkollegin Jule Brand - der Generationenwechsel im DFB-Team schreitet weiter voran. Huth, einst selbst junges Talent im DFB-Team, dann Ergänzungsspielerin, Spätzünderin und Stammspielerin, macht nach einer langen Karriere im Nationalteam nun den Weg frei für die neue Generation.