"Strippenzieher" Peters geht auf Schalke noch immer ein und aus
Von Yannik Möller
Vor etwas weniger als einem Jahr legte Peter Peters sein Amt als Finanzvorstand auf Schalke nieder. Von Bord gegangen ist er offenbar trotzdem nicht. Nach anfänglichen Gerüchten scheint sich zu bestätigen: Der Ex-Funktionär geht - angesichts seiner Aufsichtsrats-Ambitionen- im Klub noch immer ein und aus.
Dass Schalke 04 seit Jahren am finanziellen Hungertuch nagt, das ist gewiss nicht die Schuld eines einzigen Funktionärs. Das ist auch keine Entwicklung der letzten zwei, drei Jahre. Eine der Positionen, die angesichts dieser Misere aber am wenigsten in Schutz genommen werden kann und sollte, ist die des Finanzvorstands. Den Posten hatte Peter Peters über viele Jahre inne.
Vor etwas weniger als einem Jahr kündigte er an, den Verein zu verlassen. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert im Dienste des S04 hat er um die Auflösung seines Vertrags gebeten, hieß es Anfang Juni 2020. Schon damals gab es Gerüchte und Spekulationen, er könnte eher aus dem Amt gedrängt worden sein.
Über die letzten zehn Monate gab es allerdings neue Entwicklungen, die sich im Hintergrund abgespielt haben. Was schon länger berichtet wird: Peters strebt einen Sitz im Aufsichtsrat des Vereins an. Nach rund 27 Jahren Vereinsarbeit, darunter alleine zehn Jahre als Vorstand für Finanzen, möchte er innerhalb des Klubs weiter mitbestimmen und agieren.
Peters noch immer auf Schalke aktiv - und das ohne offizielles Amt
Das scheint er aber längst wieder zu tun. Besser gesagt: noch immer. Schon vor ein paar Wochen gab es seitens einiger S04-Fans bei Twitter, die schon angesichts der Meldungen um ein etwaiges Engagement von Ralf Rangnick mit Informationen und versteckten Hinweisen aufgefallen waren, Anspielungen darauf, dass Peters bei den Knappen weiterhin ein Wörtchen mitzureden habe. Und das ohne offizielles Amt, versteht sich.
Gemutmaßt wurde zu diesem Zeitpunkt, dass auch er intern gegen ein Rangnick-Engagement agiert haben könnte, weil es ihm womöglich die Chancen auf einen Sitz im Aufsichtsrat verkleinert hätte. Das war und bleibt bislang aber lediglich eine Spekulation, das muss betont werden.
Nun berichtete allerdings auch die WAZ am Sonntag, dass der 58-jährige UEFA- und DFL-Funktionär auf Schalke weiter mitmischt. Das Beispiel: Zuletzt traf sich Christina Rühl-Hamers, Finanzvorständin und dementsprechend Nachfolgerin Peters', mit dem Sportbeirat des Vereins. Es ging, selbstredend, um die Finanzen und mögliche Einsparungen.
In diesem Gremium befinden sich die zehn Abteilungsleiter der jeweiligen Abteilungen, die neben dem Fußballgeschäft existieren. Beispielsweise die Tischtennis- und Handball-Abteilung. Bei der Letzteren soll dem Bericht zufolge übrigens der Rotstift gekreist sein. Ebenfalls mit bei diesem Treffen: Peter Peters. Der Klub teilte auf WAZ-Anfrage mit, er sei als Mitglied der Ski-Abteilung dabei gewesen.
Zur Einordnung: Diese Abteilung gibt es bei S04 eigentlich nur aus einem Grund und nur auf dem Papier. Um im Mehrzweck-Stadion Veltins-Arena die bekannte "Biathlon World Team Challenge" auszutragen, musste 2002 die Ski-Abteilung gegründet werden. Nur sie kann diesen Wettkampf ordnungsgemäß anmelden. Abteilungsleiter ist Peters nicht, das ist Thorsten Kramer aus dem Arena-Management, so die Meldung. Er war anwesend, hatte den ehemaligen Vorstand offiziell mitgenommen.
Somit ist Peters noch immer bei offiziellen Treffen und Besprechungen dabei. Die Sitzung des Sportbeirats dürfte dabei wohl primär als ein Beispiel verstanden werden, zumal es zumindest angezweifelt werden darf, dass die Mitgliedschaft in der Ski-Abteilung nicht bloß als Platzhalter und somit de facto als Eintrittskarte verstanden werden darf.
Die angesprochenen Fans, die bis zuletzt sehr versteckt und dezent auf derartige Verstrickungen hingewiesen hatten, mahnten auch schon den Einfluss auf die Arbeit von Rühl-Hamers an. Sie wurde als Nachfolgerin bestimmt, arbeitete zuvor schon als Finanzdirektorin sehr eng mit Peters zusammen.
Wahl in den S04-Aufsichtsrat als Ziel Peters' - entweder per Wahl oder Entsendung
Weiterhin scheint die Wahl in den Aufsichtsrat der Fokus zu sein. Sollte der Funktionär nicht vom Wahlausschuss als einer der zehn Kandidaten für die Mitte Juni fünf zu vergebenen Mandate bei der Mitgliederversammlung zugelassen werden, so gäbe es eine Hintertür. Und zwar in eben jedem Sportbeirat. Dieser entsendet nämlich auch ein Mitglied in das Kontrollgremium. Die aktuelle Personalie mit Mandat bis 2022: Jens Buchta, der Vorsitzende und Nachfolger von Clemens Tönnies.
Im Sinne dieser weiteren Möglichkeit, in den Aufsichtsrat zu gelangen, bezeichnet die WAZ Peters als "Strippenzieher". Angesichts der möglichen Verstrickungen im Hintergrund ein offenbar passender Begriff. Noch immer scheint er bei Entscheidungen mit am Tisch zu sitzen.
Ein solches Vorgehen wäre seitens des Vereins nicht nur äußerst unprofessionell und ein weiteres Negativ-Highlight im Sinne des allgemeinen Absturzes, sondern auch eine potenzielle Erklärung für die Frage, was Ralf Rangnick bei seiner Absage mit "Unwägbarkeiten im Verein" meinte. Wer würde in einem solchen Chaos schon ein gesundes Arbeitsumfeld sehen?