Ein Interview, das zeigt, warum wir Steffen Baumgart so lieben!
Von Simon Zimmermann
Steffen Baumgart wie wir ihn kennen! Der Kölner Trainer stellt sich demonstrativ vor seine Spieler. Und übt Kritik an einem "Wettbewerb, den es nicht braucht". Auch die Aufteilung im Europapokal gefällt dem 50-Jährigen nicht.
Effzeh-Coach Steffen Baumgart wird in Köln fast schon verehrt. Weil er mit den Geißböcken erfrischenden und offensiven Fußball spielen lässt und diese mutige Herangehensweise mit großem Erfolg garniert wird. Aber vor allem auch wegen seiner Art: emotional und ehrlich!
Der 50-Jährige ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Erst recht, wenn es um seine Mannschaft geht. "Gar nichts", antwortete Baumgart auf die Frage des kicker, was in der laufenden Saison hätte besser laufen können. Mit zwei Siegen, vier Remis und einer Niederlage rangieren die Kölner auf dem neunten Tabellenplatz in der Bundesliga. In der Conference League gab es gute vier Zähler aus den ersten beiden Spielen.
Baumgart stellt sich vor seine Spieler: "Das sind meine Jungs"
"Es läuft genau so, wie wir uns das vorstellen. Und wenn jetzt irgendeiner kommt und uns erklären möchte, was wir hätten besser machen können, dann kann er gerne meinen Job übernehmen", fügte Baumgart an. "Wenn ich sehe, wie die Jungs marschieren, dann bin ich zufrieden, auch mit zehn Punkten", so der FC-Trainer.
Bei Kritik gegen seine Spieler wird Baumgart schnell zur Vaterfigur. "Hier wird oft keine Kritik geübt. Hier wird oft nur der Mensch attackiert", meinte der 50-Jährige und nannte Ondrej Duda und Sebastian Andersson als Beispiele. "Ich sehe doch, ob einer will oder nicht will. Ich bin der erste, der Kritik übt. Aber auch der Einzige, der sie kritisieren darf", so Baumgart. Er lasse es nicht zu, "dass einer meine Familie attackiert. Das sind meine Jungs, das meine ich so, wie ich es sage."
Und das ist wohl auch ein wichtiger Grund, warum Baumgart bei Fans, Verein und seinen Spielern so gut ankommt.
Baumgart kritisiert Nations League und Europapokal-Modi
Ein Teil dazu tragen aber auch seine klaren Meinungsäußerungen zu anderen Themen bei. Mit Blick auf die Nations League und den Modus im Europapokal hat Baumgart deutliche Ansichten.
"Dieser Wettbewerb schadet den Spielern, denen wichtige Zeit verloren geht, sich zu erholen. Das sind doch keine Roboter. Das ist ein Wettbewerb, den es nicht braucht", meinte Baumgart zur Nations League. Er habe in diesem Wettbewerb "noch nicht ein Spiel gesehen. Mich interessiert das nicht. Ich schaue mir an, wie meine Jungs gespielt haben, aber ich setze mich nicht vor den Fernseher."
Nicht viel besser fällt sein Urteil zu den Europapokal-Wettbewerben aus. Dort sieht Baumgart eine "Verwässerung":
"Die Champions League sollte für die Champions da sein und nicht für die Vereine von eins bis vier. Das kommt dann einer Super League sehr nahe."
"Großartig" fand Baumgart dagegen die alte Ordnung mit dem Europapokal der Landesmeister, UEFA-Cup und Europapokal der Pokalsieger.
"Heute wirst du in deiner Champions-League-Gruppe Dritter und gehst in die Europa League, und wer da Dritter wird, der geht in die Conference League. Du fliegst aus einem Wettbewerb raus und kriegst den roten Teppich für den nächsten ausgelegt. Das finde ich ein bisschen schwierig", so Baumgart abschließend.