"Spy-Gate" bei Olympia: Kanada fliegt Drohne über Neuseelands Training
Von Helene Altgelt
Die Trainingsspionage hat im Fußball eine lange, wenn auch wenig ruhmreiche Geschichte. Schon in den 80er-Jahren wurde in der Bundesliga kreativ aus dem Hubschrauber spioniert. Auch im Frauenfußball gab es schon einige Beispiele - allen voran die WM 2007, wo Gastgeber China mit schön unauffällig platzierten Kameras die Taktikbesprechung von Gegner Dänemark filmte.
Die Trainingsspionage ist vom technologischen Fortschritt nicht verschont geblieben, und so sind Kameras und Hubschrauber inzwischen passé, Drohnen dagegen das neue Mittel der Wahl. Auch bei den Olympischen Spielen 2024, wo Kanada für die Partie gegen den ersten Gruppengegner Neuseeland (Donnerstag, 17 Uhr in Saint-Etienne) auf Nummer sicher gehen wollte, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
Ein Mitglied des kanadischen Staff wurde dabei erwischt, wie er eine Drohne über das Training von Neuseeland fliegen ließ. Besonders unauffällig war das Flugobjekt wohl nicht, denn das neuseeländische Team entdeckte den Spionageversuch schnell und rief die Polizei. Der kanadische Mitarbeiter wurde festgenommen, dass Internationale Olympische Komitee (IOC) benachrichtigt.
Eine Ermittlung läuft nun, erste Konsequenzen gab es bereits: Zwei Mitglieder des Trainerteams mussten gehen. Cheftrainerin Bev Priestman, die nicht klar sagen wollte, ob sie von der Spionage wusste, steht ebenfalls in der Kritik. Der amtierende Olympiasieger Kanada trifft in der Gruppenphase vom Frauenfußball-Turnier neben Neuseeland auch auf Frankreich und Kolumbien.
Neuseeland forderte nun, dass Kanada für das erste Spiel gegen die "Football Ferns" keine Punkte bekommen sollte. Im schlimmsten Fall droht Kanada der Ausschluss aus dem Frauenfußball-Turnier. Das kanadische Olympische Komitee kündigte an, für eine bestmögliche Aufklärung mit dem IOC und der FIFA zusammenzuarbeiten und verurteilte den Vorfall in einem Statement: "Das Kanadische Olympische Komitee steht für Fairplay und wir sind schockiert und enttäuscht."