Spitzenduell in der Frauen-Bundesliga: Die Vorschau zu Frankfurt gegen Wolfsburg
Von Helene Altgelt
Spitzenduell in der Frauen-Bundesliga am zweiten Spieltag: Am Sonntag um 14 Uhr trifft Eintracht Frankfurt im Deutsche-Bank-Stadion auf den VfL Wolfsburg. Frankfurt will auf seine Heimstärke bauen, es ist der Auftakt von anstrengenden Wochen für die SGE. Die Vorschau.
Letzte Saison: Zwei klare Ergebnisse im direkten Duell
Knapp waren die beiden direkten Duelle in der letzten Saison nicht gerade. Dabei liegen Wolfsburg und Frankfurt sportlich eigentlich nicht weit voneinander entfernt. Aber in der letzten Spielzeit hieß es Alles oder Nichts: In der Hinrunde fertigte Wolfsburg die Adlerträgerinnen mit 5:0 ab, wenige Monate später gelang Frankfurt mit einem 4:0 die Rache. Für die SGE war es der erste Sieg gegen Wolfsburg überhaupt (unter Eintracht-Wappen).
Zwischen Himmel und Hölle zeigten sich beide Teams also. Falls sowohl Wolfsburg als auch Frankfurt an ihr Leistungsmaximum kommen, könnte es aber sehr spannend werden. Der VfL ist dabei sicher favorisiert, kam nicht umsonst in das Champions-League-Finale und zum Sieg im DFB-Pokal. Allein die individuelle Qualität und die Joker von der Bank sprechen für den VfL.
Aber auch die SGE ist nicht chancenlos. Der Trend spricht für sie: Die Lücke zwischen den Teams ist nicht verschwunden, aber sie schrumpft. In der Saison 2022/23 hatte Frankfurt drei Punkte Rückstand auf den VfL, im Jahr davor waren es noch 13 und davor 29. Der Prozess lief nicht immer ohne Rückschläge, aber die konstant gute Arbeit am Main macht sich bezahlt.
Frankfurt will auf seine Heimstärke bauen, die SGE ist seit 13 Bundesliga-Heimspielen ungeschlagen. Die letzte Niederlage gab es im März 2022 - gegen den VfL Wolfsburg. Die meisten Spiele trägt Frankfurt im Brentanobad aus, aber auch der Deutsche-Bank-Park ist für das Team ein gutes Pflaster.
Frankfurt verlor dort in drei Spielen noch nie. Gegen Bayern gab es ein Unentschieden, gegen Wolfsburg und jüngst gegen Juventus Turin konnten die Frankfurterinnen gewinnen. Der Sieg gegen Juve in der Champions-League-Qualifikation war mental sicher viel wert - könnte aber auch für schlappe Beine sorgen.
Erster Spieltag: Schlappe für Frankfurt, Wolfsburger Pflichtsieg
Am ersten Spieltag zumindest lief es nicht so, wie die Frankfurterinnen es sich vorgestellt hatten. In Essen verlor das Team von Niko Arnautis mit 0:2. Die Eintracht war sichtlich noch nicht in Form, viele Spielerinnen blieben unter ihrem üblichen Niveau. Mit dem Ball war Frankfurt zu behäbig und vergab die wenigen Chancen auch noch.
Trainer Niko Arnautis war mit der Leistung erwartungsgemäß nicht zufrieden: "Wir haben zu lange gebraucht, um Entscheidungen mit dem Ball zu treffen und uns in den entscheidenden Zonen durchzusetzen. Zudem haben wir ein paar gute Torchancen nicht gut genug ausgespielt", sagte er. Gegen Wolfsburg muss sich Frankfurt definitiv eiskalt zeigen - wie beim 4:0 im Frühling - um eine Chance zu haben.
Der VfL gab sich beim Auftakt keine Blöße: Die Wölfinnen gewannen entspannt mit 3:0 gegen Bayer Leverkusen. Interessant war dabei, dass Tommy Stroot mit einem neuen System experimentierte und Lena Oberdorf dadurch in eine offensivere Position auf die Acht rückte. Gegen Leverkusen funktionierte das gut - ob das 4-3-3 gegen Frankfurt angewendet wird, ist eine spannende Frage.
Spielstil - darauf kommt es für Wolfsburg und Frankfurt an
Beide Teams spielen gerne schnell nach vorne: Bei den direkten Angriffen führten Frankfurt und Wolfsburg in der letzten Saison die Statistik der Frauen-Bundesliga an. Mit Lara Prašnikar und Nicole Anyomi, oder Ewa Pajor und Jule Brand, haben auch sowohl Niko Arnautis als auch Tommy Stroot die Spielerinnen für diesen Stil zur Verfügung. Nicht in Konter hereinlaufen ist also schon die halbe Miete.
Für Frankfurt wird es außerdem auf die Verteidigung von Ecken und Freistößen ankommen: Wolfsburg zeichnet ihre Stärke bei Standardsituationen aus. Letzte Saison erzielten sie 26 Tore aus diesen Situationen, was mit weitem Abschnitt der Liga-Bestwert ist. Zum Vergleich: Frankfurt kommt gerade mal auf neun. Die SGE sollte Alex Popp und Co. nicht zu oft zum Kopfball kommen lassen und idealerweise nicht zu oft zur Ecke klären.
Frankfurt zeichnet sich dagegen durch eine große Effizienz aus: Aus einem Expected-Goals-Wert von 33,43 aus dem offenen Spiel machten die Adlerträgerinnen 44 Tore. Wolfsburg erzielte gleich viele Treffer, aber hatte sich eigentlich die besseren Chancen erarbeitet. Auch beim 4:0 der Frankfurterinnen im letzten Jahr hatten sie keine Fülle an Möglichkeiten, zeigten sich aber eiskalt.
Team-News, voraussichtliche Aufstellungen und wichtigste Spielerinnen
Ein besonderes Spiel wird es für Pia-Sophia Wolter: Die 25-Jährige ist von Wolfsburg an Frankfurt ausgeliehen. Nach einem Kreuzbandriss tat sie sich schwer, sich wieder in die erste Elf zu spielen, aber ihre ersten Auftritte im Frankfurt-Trikot waren recht vielversprechend. Umgekehrt wechselte im Sommer Camilla Küver vom Main an den Mittellandkanal, aber für die 20-Jährige wird es nach ihrer Verletzung für einen Einsatz wohl noch zu früh sein.
Die Slowenin Lara Prašnikar, letzte Saison Frankfurts Top-Scorerin, wird wieder für den Angriff der SGE wichtig sein. Interessant wird auch, ob Jella Veit wieder in der Innenverteidigung aufläuft: Die 18-Jährige gab gegen Essen ihr Startelf-Debüt, Wolfsburg wäre aber nochmal eine ganz andere Nummer.
Ihr Einsatz hing auch mit der Verletzung von Sara Doorsoun zusammen - ob die Ex-Wolfsburgerin für das Topspiel wieder komplett fit ist, ist noch unklar. Laut offizieller Website fehlt den Frankfurterinnen nur Anna Aehling (Fußprobleme). Für Wolfsburg werden Rebecka Blomqvist (Kreuzbandriss), Sveindis Jonsdottir (Achillessehnenreizung) und Tabea Sellner (wird Mutter) fehlen.
Bei den Wölfinnen stand beim Liga-Auftakt gegen Leverkusen noch kein Neuzugang in der Startelf. Vivien Endemann könnte wegen Jonsdottirs Verletzung zum ersten Mal von Anfang an spielen. Fenna Kalma (30 Tore und 10 Vorlagen in der letzten Saison für Enschede) ist zudem eine gute Option von der Bank.
Voraussichtliche Aufstellung Frankfurt: Stina Johannes - Verena Hanshaw, Sophia Kleinherne, Jella Veit - Barbara Dunst, Tanja Pawollek, Pia-Sophie Wolter - Nicole Anyomi, Laura Freigang, Lara Prašnikar, Géraldine Reuteler
Voraussichtliche Aufstellung Wolfsburg: Merle Frohms - Kathrin Hendrich, Dominique Janssen, Felicitas Rauch, Lynn Wilms - Jule Brand, Lena Lattwein, Lena Oberdorf - Vivien Endemann, Ewa Pajor, Alexandra Popp
Auftakt für turbulente Wochen für beide Teams
Für beide Teams beginnen mit dem Topspiel nun strapazierende Wochen. Frankfurt hat nun zwei schwierige Bundesliga-Spiele gegen Leipzig und Bayern München vor der Brust, dazu kommt die Champions-League-Qualifikation gegen Sparta Prag.
Für Wolfsburg wird es nicht viel einfacher: Nach Partien gegen Nürnberg und Leipzig geht es gegen Hoffenheim und München. Dazwischen steht ebenfalls die UWCL-Quali an. Ein Punktgewinn wäre daher für beide wichtig, um sich vor der schwierigen Phase der Saison schonmal abzusichern und Selbstbewusstsein zu tanken.