Spieltag 19 der Frauen-Bundesliga: Befreiungsschläge, Patzer - Überraschungen überall
Von Helene Altgelt
Leipzig rettet sich: Klassenerhalt wohl gesichert
In der Winterpause sah es noch gar nicht gut aus für Leipzig, den so ganz anderen Aufsteiger, wie es vor der Saison gerne gesagt wurde. Allerdings spielten die Sächsinnen zunächst wie ein ganz gewöhnlicher Aufsteiger, hatten einige Probleme mit dem neuen Tempo der Liga, wirkten etwas verloren. Dem Klub gelang es aber, das Ruder herumzureißen.
Ein wichtiger Faktor dafür zeigte sich auch am Freitagabend gegen Leverkusen: Beim 1:0-Sieg gegen Leverkusen war Mimmi Larsson, die in der 83. Minute aus 18 Metern das Tor des Tages erzielte, wieder die entscheidende Akteurin. Die erfahrene Schwedin kam in der Winterpause und half seitdem mit Routine und Torgefahr auch ihren Mitspielerinnen Vanessa Fudalla und Marlene Müller.
Gegen die Leverkusenerinnen, die weiterhin im gesicherten Mittelfeld verbleiben, war der knappe Sieg aber eher schmeichelhaft. Die Werkself war spielerisch überlegen, aber Chancen blieben Mangelware. Larsson entschied mit ihrer starken Einzelaktion dann das Spiel zugunsten von Leipzig. Falls der Klub im Sommer weitere ähnliche Verpflichtungen tätigt, könnte bald mehr als nur der Klassenerhalt drin sein.
Hoffenheim patzt gegen Essen erneut
Noch vor eine Woche hatte die TSG Hoffenheim beste Chancen auf die Champions League: Rivale Frankfurt hatte gerade überraschend Punkte liegen gelassen und hatte somit die Qualifikation nicht mehr in der eigenen Hand. Hoffenheim trat zum Matchball an – und scheiterte, spielte ebenfalls nur Unentschieden gegen Köln. Matchball vergeben, Satz verloren, und bald wohl auch die gesamte Partie.
Denn Hoffenheim patzte nun erneut, verlor mit 1:2 gegen die SGS Essen. Es war ein Spiel mit einigen Wendungen. In der ersten Halbzeit machte Hoffenheim zwar das Spiel, aber die SGS hatte die klareren Chancen. Nur nach einer Ecke (24.) wurde Hoffenheim gefährlich, bei Essen verpasste Ramona Maier in der 43. Minute aus elf Metern eine hervorragende Möglichkeit. In der zweiten Hälfte entwickelte sich ein offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten, Gia Corley (52.) fand in der hervorragend aufgelegten Sophia Winkler ihre Meisterin.
Schließlich brachte ein Eigentor von Laura Pucks die Favoritinnen doch in Führung – doch die Hoffenheimer Freude währte nicht lange: Beke Sterner glich in der 88. Minute nach einer Ecke zunächst aus, dann kam es noch schlimmer für Hoffenheim: Nach einem Foul an Potsi bekam Essen einen Elfmeter in der Nachspielzeit zugesprochen, Natasha Kowalski krönte eine starke Leistung mit dem entscheidenden Tor.
Hoffenheim hat eine Formkrise zum denkbar schlechtesten Moment erwischt, hat dreimal hintereinander in der Bundesliga nicht gewonnen. Die Elf von Stephan Lerch hat nun einen Punkt Rückstand auf Frankfurt, die Qualifikation für die Champions League wird nun eine Mammutaufgabe: Selbst wenn die TSG das direkte Duell gewinnt, muss sie noch am letzten Spieltag gegen Bayern bestehen.
Frankfurt bleibt cool gegen Nürnberg
Nach ihrem Patzer hatte die TSG vielleicht doch noch einen Funken Hoffnung: Denn auch der Konkurrent Frankfurt startete nicht gut in seine Partie, lag gegen den Abstiegskandidaten Nürnberg in der ersten Minute bereits zurück. Die Isländerin Selma Sol Magnusdottir hatte den Club mit einem direkt verwandelten Eckball in Führung gebracht, nachdem Stina Johannes davor einen Distanzschuss noch stark pariert hatte – bahnte sich hier schon die dritte Überraschung des Spieltags an?
Die Eintracht hatte etwas dagegen einzuwenden, und schon vier Minuten nach dem Rückstand glich Sara Doorsoun per Volley am heimischen Brentanobad aus. Nicole Anyomi sorgte mit einem Doppelpack vor der Pause (31./43.) dann aber schon für klare Verhältnisse, die Nationalspielerin konnte zweimal abstauben. Nach der Pause leistete sich die Eintracht wieder ein wenig Chancenwucher, wie so oft in dieser Saison.
Anyomi und Reuteler verpassten beste Chancen, aber Lara Prasnikar machte nach einer schönen Kombination in der 64. Minute den Deckel drauf. Der Club bäumte sich in der Schlussphase nochmal auf und hatte einige gute Möglichkeiten für das zweite Tor. Mit dem 4:1-Sieg ist Frankfurt nun wieder in der Spur für die Champions League. Nürnberg braucht im Keller dringend Punkte, aber Kapitänin Lea Paulick zeigte sich kämpferisch: „Wir haben den Glauben definitiv noch nicht verloren.“
Köln mit Befreiungsschlag gegen Freiburg
Die Lage des FCN ist durch ein Resultat am Sonntag jedoch nochmal dramatisch verschlechtert worden: Hauptkonkurrent Köln punktete zum zweiten Mal in Folge und ist inzwischen davongezogen. Die formstarken Rheinländerinnen besiegten den SC Freiburg verdient mit 2:0, Selina Cerci war mit einem Doppelpack die Spielerin des Spiels.
Die Zeit von Cerci, die mit großen Erwartungen aus Potsdam gekommen war, lief bisher eher unglücklich – schuld daran waren vor allem anhaltende Verletzungsprobleme der Stürmerin. Gegen Freiburg zeigte die eingewechselte Cerci mit Treffern in der 47. und 85. Minute, wie wichtig sie für den Effzeh sein kann. Der Sieg für Köln ging in Ordnung – die Elf von Daniel Weber hatte schon in der ersten Hälfte durch Zeller eine große Chance auf die Führung.
Köln kann nun – wenn Nürnberg nun nicht komplett aufdreht – langsam aufatmen und für ein weiteres Jahr erste Liga planen. Nach der zweiten Saison in Folge im tiefsten Abstiegskampf ist der Gesprächsbedarf in Köln dennoch groß. Gegner Freiburg verbleibt im unteren Mittelfeld, droht aber, noch von Leipzig überholt zu werden. Tabellenplatz 9 wäre sicher kein Resultat, das zu den Erwartungen des Klubs passt.
Wolfsburg siegt spät gegen Duisburg
Als in der Schauinsland-Arena abgepfiffen wurde, war der MSV Duisburg schon abgestiegen. Der Sieg von Köln hatte das Schicksal des MSV besiegelt. Doch das hinderte die Zebras nicht daran, gegen Wolfsburg lange die Null zu halten - und sogar zu führen. Dabei deutete sich zunächst ein Kantersieg für Wolfsburg an.
Es hagelte in der Anfangsphasen Chancen für Wolfsburg. Mahmutovic wehrte mehrmals brillant ab (6. gegen Kalma, 10. gegen Endemann, 25. gegen Brand, 35. gegen Wedemeyer). Und wenn nicht an der Keeperin, dann scheiterte Wolfsburg am Aluminium - dreimal in der ersten Hälfte - , oder an der eigenen, miserablen Chancenverwertung. Trotz bester Möglichkeiten wollte das 0:1 einfach nicht fallen. So ging nach der Pause sogar der MSV, mit der zweiten Chance des Spiels, durch Natalie Muth in Führung (64.).
Verdient vielleicht nicht - aber es bewies das alte Sprichwort: Wer sie vorne nicht macht, kriegt sie hinten. Der VfL machte aber ernst, Stroot wechselte direkt vor dem Rückstand Popp und Pajor ein. Das machte sich bezahlt - Popp köpfte in der 71. nach einer Ecke zum Ausgleich ein. In der 85. Minute wurde sie dann im Strafraum gefoult, Janssen verwandelte den Elfer locker. Endemann und Pajor (88. und 89.) schraubten das Ergebnis binnen kürzester Zeit noch nach oben - aber ein Sonntagsspaziergang war das 4:1 für den Vizemeister nicht.