Spielerin des Monats Dezember in der Frauen-Bundesliga: Lara Prašnikar
Von Helene Altgelt
Zum zweiten Mal in der Saison 2023/24 gewinnt eine Eintracht-Spielerin den 90min-Award als Spielerin des Monats: Auf Barbara Dunst im Oktober folgt Lara Prašnikar. Prašnikar krönte mit ihren starken Leistungen im Dezember ein sehr erfolgreiches Jahr.
2023: Ein fast perfektes Jahr für Lara Prašnikar
Das Jahr 2023 hätte für Lara Prašnikar sportlich kaum besser laufen können. Trotz all ihrer Tore und Vorlagen ist die Slowenin noch underrated, denn ihr Jahr war geradezu absurd gut. 2023 stellte sie alle anderen Stürmerinnen in den Schatten, kam auf überragende 26 Scorerpunkte. Mit weitem Abstand zur Konkurrenz die Beste. Es hätten sogar noch deutlich mehr Vorlagen sein können - insgesamt bereitete sie 54 Schüsse der Kolleginnen vor.
Prašnikar nahm nach der Winterpause der letzten Saison nochmal richtig Fahrt auf. Plötzlich häuften sich nicht nur ihre Treffer, sondern auch die Vorlagen. Diese Form konnte die 25-Jährige auch in die neue Saison mitnehmen. Prašnikar spielte eine entscheidende Rolle in der historischen Champions-League-Qualifikation der Eintracht: In vier Quali-Spielen steuerte sie zwei Tore und drei Vorlagen bei, darunter der Treffer zum 1:1 gegen Juventus.
Den Abschluss eines hervorragenden Jahres 2023 setzten zwei besondere Momente: Prašnikar wurde als Sloweniens Spielerin des Jahres ausgezeichnet, nach einem nicht nur sportlich wechselhaften Jahr mit dem Nationalteam. Im Dezember einigten sich die Spielerinnen mit dem Verband auf einen Deal, der finanzielle Gleichheit schafft – zuvor hatten die Sloweninnen im September gegen die schlechten Bedingungen und Mobbing durch das Trainerteam protestiert, beim Verband aber wenig Gehör gefunden.
Zwischen den Jahren bekamen die Eintracht-Fans dann noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk: Prašnikar verlängerte ihren Vertrag, und das sogar bis 2028. Ihre Verlängerung ist ein weiteres Zeichen, dass Frankfurt auf dem richtigen Weg ist. Prašnikar mag nicht der große Star des Teams sein, aber sie ist eine der konstantesten Spielerinnen der Eintracht.
Prašnikars Entwicklung: Konstant immer besser
Ihre Entwicklung in den letzten Jahren steht symbolisch für die Entwicklung der Eintracht: Von einem Team der "jungen Wilden" zum Topteam, zu mehr Abgeklärtheit und zu stärkeren Leistungen, Woche für Woche. Frankfurt gelingt es hervorragend, die heiß umworbene Offensivreihe zusammenzuhalten, und mit jedem Spiel werden Freigang, Anyomi, Prašnikar und Co. eingespielter. Bereits jetzt kontert das Trio so sicher, dass man meinen könnte, sie könnten ihre Pässe auch im Schlaf spielen.
Prašnikar, die Tochter des ehemaligen jugoslawischen Nationalspielers Bojan Prašnikar, machte ihre ersten Schritte in Slowenien, wo Turbine Potsdam auf ihre starke Torquote aufmerksam wurde. In Potsdam reifte Prašnikar zur Bundesligaspielerin und wechselte nach einer starken Saison 2019/20 mit 20 Scorerpunkten zur Eintracht.
Dort konnte sie dieses Niveau nicht nur halten, sondern steigerte sich noch. In den letzten beiden Saisons wurde Prašnikar je Top-Scorerin der Bundesliga. Niemand meistert die Kombination aus Vorlagen und Toren so gut wie die Slowenin, auch dieses Jahr führt sie die Liste an. Prašnikar zeigte einige Gala-Vorstellungen, etwa beim sensationellen 4:0 gegen Wolfsburg, lieferte vor allem aber Woche für Woche ab.
Prašnikars Stil: Das slowenische Taschenmesser - Spielwitz, Übersicht und Torgefahr
Eintracht-Coach Niko Arnautis war, wie bei Vertragsverlängerungen üblich, voll des Lobes für Prašnikar: "Lara ist in den vergangenen Jahren technisch wie taktisch sehr gereift, sie bringt alles mit (…) Sie belebt unser Spiel, ihre Kreativität auf dem Platz ist immer wieder ausschlaggebend für unseren Erfolg", sagte er.
Tatsächlich hat Prašnikar eine einzigartige Kombination aus Technik, Torgefahr und dem Auge für die Mitspielerinnen. Flanken? Kann sie. Dribblings? Kann sie. Steckpässe? Kann sie. Die meisten Stürmerinnen würden sich schon darüber freuen, Prašnikar hat dazu noch einen eiskalten Abschluss.
Nominell spielt sie als Stürmerin, aber eigentlich ist sie eine Art Schweizer Taschenmesser. Prašnikar kann alles, was in der Offensive gefordert ist, kann den Angriff einleiten oder beenden. Oft wirbelt sie in einem Moment auf dem Flügel, nur um dann im nächsten vor dem Kasten aufzutauchen. In der variablen Frankfurter Offensive verkörpert sie noch am meisten diese Vielfältigkeit. Prašnikar ist der Inbegriff einer Spielerin, die für den Gegner extrem schwer zu greifen ist.
Dass Prašnikar ein Tausendsassa in der Offensive ist, zeigt auch ein Blick in die Statistiken: Bei den Dribblings, aber auch bei den angekommenen Pässen, den Flanken und den Ballberührungen im Strafraum gehört sie zu den Topspielerinnen der Frauen-Bundesliga. Dazu kommt das, was die Statistiken nicht zeigen – eine sehr starke Technik. So wie Prašnikar können nur die Wenigsten den Ball elegant mit der Hacke weiterleiten oder mal eben drei Gegenspielerinnen aussteigen lassen.
Diese Vielseitigkeit ist für Frankfurt extrem wichtig: Sie gibt Trainer Niko Arnautis mehr Alternativen, sie macht das SGE-Spiel unberechenbarer und sie erweitert das Repertoire von Frankfurt, um die gegnerische Defensive zu knacken.
Trotzdem gibt es in einem Aspekt noch Luft nach oben. Interessant ist, was Frankfurts Technische Direktorin Katharina Kiel bei der Vertragsverlängerung sagte: "Mit der Vertragsverlängerung geht auch einher, dass wir Lara zukünftig ganz klar auch in der Rolle einer Führungsspielerin sehen. Das ist eine neue Rolle, in die sie hineinwachsen muss, die wir ihr aber zweifelsohne zutrauen und die auch ihren eigenen Anspruch widerspiegelt."
Ein Eintracht-Dezember mit Höhen und Tiefen
In der Tat ist Prašnikar bisher noch keine Führungsspielerin. In den schwierigen Phasen treiben eher andere das Team an – Laura Freigang, Tanja Pawollek oder Barbara Dunst. Das zeigte sich auch in diesem Dezember, mit dem Frankfurt nicht wirklich zufrieden sein konnte: In der Bundesliga lief es gut, in der Champions League nicht so.
Dort spielte die SGE zweimal gegen Benfica, und nach einer Niederlage und einem unglücklichen Unentschieden schmolzen die Hoffnungen auf das Viertelfinale erheblich. Gerade im ersten Spiel zeigte Frankfurt eine schwache Leistung, und auch Prašnikar blieb blass.
Unabhängig von ihren Mitspielerinnen stärker zu werden, auch in schwierigen Spielen die entscheidenden Aktionen zu haben – das wäre der nächste Schritt in der Entwicklung. Dass sie es spielerisch draufhat, zeigte Prašnikar in den anderen Spielen im Dezember. Im Topspiel gegen Hoffenheim hatte sie einen entscheidenden Anteil am Sieg, mit ihrem Treffer zum Ausgleich, aber auch mit tollen Soli und einer guten Übersicht. Beim 4:0 gegen Freiburg glänzte sie ebenfalls mit zwei Vorlagen, auch beim Unentschieden gegen Benfica spielte sie stark.
2023 zu toppen, wird für Prašnikar nicht einfach. Mit ihrer Kombination aus Spielwitz, Übersicht und Torgefahr war sie eine der überragenden Spielerinnen der Bundesliga und zeigte das auch im Dezember wieder. Wenn Prašnikar ihre Form halten kann und in den Topspielen noch zulegt, wird sie sicher weiter Scorerpunkt um Scorerpunkt sammeln - und vielleicht ja noch mehr Auszeichnungen als Spielerin des Monats.
Weitere Frauenfußball-News lesen: