Pro & Contra: Sollte Manuel Neuer jetzt wieder ins DFB-Tor?

Marc-Andre ter Stegen hat sich am vergangenen Wochenende schwer verletzt und fällt bis zum Saisonende aus. Sollte Julian Nagelsmann nun Manuel Neuer in die Nationalmannschaft zurückholen?
Manuel Neuer
Manuel Neuer / Daniel Kopatsch/GettyImages
facebooktwitterreddit

Mehr Pech kann man kaum haben!

Jahrelang musste Marc-Andre ter Stegen darauf warten, zum Stammkeeper der deutschen Nationalmannschaft ernannt zu werden. Doch nun, wo es endlich soweit ist, hat ihn eine der schlimmsten Sportverletzungen heimgesucht, die man sich zuziehen kann: Beim 5:1-Sieg über Villarreal hat er sich die Patellasehne gerissen. Die prognostizierte Ausfallzeit soll bei sieben bis acht Monaten liegen.

Das ist gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Saisonaus, ter Stegen dürfte somit erst im August 2025 wieder ein Pflichtspiel bestreiten können. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wie es im DFB-Team zwischen den Pfosten weitergeht. Wäre es etwa eine Option, Manuel Neuer zum Rücktritt vom Rücktritt zu bewegen und den Weg doch mit ihm weiterzugehen? Vor den letzten beiden Länderspielen in der Nations League gegen Ungarn und die Niederlande hatte der Bundestrainer zumindest einen Spalt für die zurückgetretenen Gündogan, Müller und Neuer offengelassen.

Pro: Darum sollte Neuer ins DFB-Tor

Die simpelste Begründung, warum Manuel Neuer ins DFB-Tor zurückkehren sollte: Weil er (mit Abstand) der beste deutsche Torhüter ist, wenn ter Stegen nicht zur Verfügung steht. Auch mit seinen 38 Jahren gehört Neuer weiterhin zur Weltklasse. Da kann kein Alexander Nübel, kein Oliver Baumann, kein Kevin Trapp und wie sie alle heißen, mithalten. Die Defensive der Nationalmannschaft hat sich im Vergleich zur EM nicht verändert, wodurch die Abstimmung zwischen Neuer und seinen Vorderleuten ohnehin perfekt wäre.

Nach der schweren ter-Stegen-Verletzung ergäbe es keinen Sinn, die laufende Saison mit einem "Interims-Stammkeeper" zu Ende zu bringen, bei dem man der Meinung ist, die paar Monate mit ihm schon über die Bühne bringen zu können. Niemand weiß, wie ter Stegen von seiner schweren Verletzung zurückkehrt und ob er nach solch einem langen Ausfall die gleiche Spritzigkeit und Sprungkraft zurückbekommt. Zeichnet sich 2025 ab, dass ter Stegen sein vorheriges Niveau nicht erreichen kann oder noch eine Weile länger braucht, stünde der DFB ein Jahr vor der WM dann mit einer maximal halbgaren Lösung im Tor da.

Dazu gibt es noch einen weiteren Punkt, den man beachten sollte: Angenommen, es kommt während des ter-Stegen-Ausfalls zu keiner Neuer-Rückkehr, stattdessen befördert man einen Baumann oder Nübel zum Stammkeeper. Was passiert, wenn der Stellvertreter plötzlich patzt? Ja, dann werden die Rufe nach Neuer nur umso lauter - es würde vermutlich keine Länderspielpause vergehen, ohne dass Fragen aufgeworfen werden, wie es wohl mit Neuer laufen würde.

Holt man Neuer zurück, weiß man genau, was man bekommt: Die nach Status Quo beste verfügbare Option zwischen den deutschen Pfosten.

Contra: Darum sollte Neuer nicht zurückkehren

Es gibt natürlich auch Argumente, die gegen ein Neuer-Comeback sprechen. Mit Toni Kroos, Ilkay Gündogan, Thomas Müller und Neuer haben vier langjährige Stützen zeitgleich ihren Austritt vom DFB-Team erklärt - der Umbruch, der irgendwann kommen musste, wurde somit ganz klar eingeleitet. Nun liegt es an der nächsten Generation, es dem WM-Team von 2014 gleichzutun. Ein Umbruch kann aber nur dann gelingen, wenn er auch konsequent umgesetzt wird. Und bei aller Klasse von Neuer gilt es zu beachten: Er ist immerhin schon 38 Jahre alt.

Außerdem wäre da noch seine Vertragslage beim FC Bayern: Bislang ist Neuer nur bis 2025 an die Münchner gebunden, Gespräche über eine Verlängerung gab es noch nicht. Zuletzt ließ der Keeper durchscheinen, dass er sich vorstellen kann, mindestens ein weiteres Jahr dranzuhängen - das wäre aus DFB-Sicht auch zwingend erforderlich.

Denn was, wenn Neuer mit dem FC Bayern 2025 das Triple - mit dem Highlight vom CL-Gewinn in der Allianz Arena - einfährt und sich dann entscheidet, seine Handschuhe nach diesem Triumph an den Nagel zu hängen? Dann stünde der DFB wiederum dumm da, sollte ter Stegen nach seiner Verletzung nicht wie erhofft zurückkehren. Die Chance, einen möglichen Ersatz ein Jahr lang aufzubauen, wäre vertan worden. Das wäre ein Horrorszenario für den DFB, folglich bräuchte man von Neuer die Garantie, dass er dem Team - sollte er zurückkehren - auch mindestens bis zur WM 2026 zur Verfügung steht.


manual