So sollte Löw die Nationalmannschaft umbauen
Von Simon Hartmann
Ende März ist es wieder soweit: Länderspiele stehen an. Was sonst häufig eine nervtötende und unbeliebte Unterbrechung der Ligasaison ist, könnte im März ziemlich interessant werden, da es im Eiltempo auf die EM im Juni zu geht. Auch Deutschland möchte dort möglichst erfolgreich abschneiden. Bundestrainer Joachim Löw hat einen hervorragenden Kader zur Verfügung und viele weitere Spieler die sich momentan aufdrängen, aber wer sollte für diese weichen?
Gerade in diesem so speziellen, aber auch wichtigen Fußballjahr schwächeln die Top-Stars des deutschen Fußballs: Sane, Gnabry, Süle oder auch Reus - sie haben alle nicht ihre beste Saison erwischt. Dafür blühen andere Spieler enorm auf, egal ob schon lange Abgeschrieben oder auch blutjung. Jetzt kann es dem ein oder anderen eigentlich gesetzten Mann an den Kragen gehen. Löw sollte auch etwas verändern, Spieler austauschen und eine Dynamik in seinen Kader reinbringen, denn manchmal hat es den Anschein, dass der ein oder andere sich seiner Sache sehr sicher ist...
1. Florian Wirtz für Julian Brandt
Er ist die Entdeckung der neuen Saison: Florian Wirtz. Der 17-jährige ist bereits Stammspieler, Leistungsträger und gehört bereits zu den wertvollsten deutschen Spielern, mit einem Marktwert von 45 Millionen Euro liegt er auf Platz neun - Wahnsinn. Wirtz besticht nicht nur durch neun Scorerpunkte in 18 Ligapartien, sondern auch durch eine beeindruckende Ballbehandlung und einen ausgeprägten Spielwitz. Der junge Kerl ist sehr variabel. Für ihn sollte Julian Brandt weichen müssen, der Dortmunder spielt zwar mehr oder weniger regelmäßig, kann aber diese Saison generell wenig überzeugen und bringt zur Zeit das Nationalteam nicht zwingend weiter.
2. Kevin Volland für Luca Waldschmidt
Volland kam überhaupt nicht rein in die Ligue 1 und musste wochenlang auf seinen ersten Treffer für die AS Monaco warten. Aber es war wie bei der berühmten Ketchupflasche - erst nichts und dann alles auf einmal. Inzwischen steht der 28-jährige bei 20 Scorerpunkten in 23 Partien. In Monaco ist der Stürmer unentbehrlich. Auch ein anderer deutscher Stürmer wechselte im Sommer seinen Club, aber das lange nicht so erfolgreich wie Volland: Luca Waldschmidt. Er startete gut in die Saison, aber ließ dann stark nach. Acht Scorerpunkte in 15 Partien sind keineswegs schlecht, verglichen mit Vollands Werten aber natürlich schlechter. Dazu kommt, dass Waldschmidt die letzten Wochen das Corona-Virus zu durchstehen hatte und darüber hinaus auch noch verletzt war.
3. Nadiem Amiri für Julian Draxler
Amiri spielt eine tolle Saison und Draxler eine schwache: Eigentlich eine eindeutige Sache. In allen Wettbewerben kommt der Deutsch-Afghane auf 14 direkte Torbeteiligungen in 27 Einsätzen. Draxler hingegen mangelt es an Spielpraxis, dieser kann nur fünf Scorerpunkte in 15 Einsätzen ausweisen. Draxler ist ein Löw-Liebling und wird sehr geschätzt, aber anhand der Konkurrenz wie Wirtz oder auch Amiri, sollte Draxler mal eine Auszeit im Nationalteam bekommen.
4. Waldemar Anton für Robin Koch
Robin Koch ist schwer verletzt und wird noch brauchen bis er vollständig zurückkehrt, sein Platz schien sicher im Nationalteam, jetzt muss auch er zittern. Und das zurecht, denn Waldemar Anton vom VfB Stuttgart spielt eine tolle Runde und wird im Sommer wohl heiß umworben werden. Der 1,89 große Innenverteidiger könnte unter anderem auch für Russland oder Usbekistan auflaufen. Löw sollte also aufpassen, dass dieser vielversprechende Mann im Sommer nicht für ein anderes Nationalteam aufläuft.
5. Marvin Friedrich für Nicklas Stark
Berliner für Berliner und trotzdem könnten die Unterschiede fast nicht größer sein. Der eine spielt mit seinem Team um die internationalen Plätze mit während der andere sich vor dem Abstiegsgespenst fürchten muss. Friedrich spielt mit Union Berlin eine tolle Saison und hat bestimmt noch keine Sekunde mit Abstiegsängsten verschwendet. Stark ist zwar inzwischen wieder Stammspieler, kann aber seiner Hertha nicht wirklich Stabilität verleihen.
6. Jonas Hofmann, Lars Stindl oder Jamal Musiala für Kai Havertz
Keine Frage, der 21-jährige ist ein Top-Spieler und hat unbestrittene Qualitäten, ihm gehört die Zukunft, wenn es einen Kroos oder Gündogan nicht mehr im Deutschen Nationalteam gibt. Momentan ist der offensive Mittelfeldspieler allerdings verletzt und kommt nicht wieder richtig in Gang. Für ihn gibt es viele Optionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Lars Stindl wäre die naheliegendste Option, da beide dieselbe Position begleiten, Hofmann wäre ein defensiverer Part und Musiala wäre das Supertalent, bei dem es wohl hauptsächlich darum ginge, ihn frühestmöglich an den Bundesadler statt an die Three Lions zu binden. Stindl spielt mit 17 Scorerpunkten die Saison seines Lebens, allerdings ist er bereits 32 und wird auf Sicht keine Rolle mehr für Deutschland spielen. Hofmann hat eine noch bessere Quote mit 13 Torbeteiligungen aus 16 Partien und ist vom FC Chelsea umworben. Musiala ist kein Stammspieler beim FC Bayern München, wird das aber bestimmt im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre. Allerdings sind auch die Engländer schwer im Rennen um das Supertalent.