So positiv hat Kolasinac Schalke verändert

Sead Kolasinac ging beim S04 direkt als Leader vorweg
Sead Kolasinac ging beim S04 direkt als Leader vorweg / Lars Baron/Getty Images
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Mit dem 4:0-Erfolg vom Wochenende gab es ein erstes Zeichen, dass Schalke noch lebt. Direkt hauptverantwortlich für diesen Umschwung: Leihgabe und Rückkehrer Sead Kolasinac. Schon jetzt hat er bei den Knappen einen sehr positiven Einfluss, den er auch auf andere Spieler wirken lässt. Der Rückkehrer will offenbar bei Klassenerhalt sogar bleiben!

Seit anderthalb Wochen ist Sead Kolasinac nun wieder offiziell zurück beim FC Schalke 04. Seine erste Partie, das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am vergangenen Samstag, war direkt ein großer und enorm wichtiger Erfolg - wenngleich auch einer, der sich in den nächsten Wochen und Monaten mehrmals wiederholen muss. Dass das wieder wahrscheinlicher und glaubhafter geworden ist, liegt auch an ihm als Spielertyp und Mensch selbst.

Schon in den Tagen vor dem Spiel hat er auf dem Trainingsgelände gezeigt, dass er voran gehen will, dass er diese Rolle gerne einnehmen und seinem Herzensklub dadurch unbedingt helfen möchte. Das Tragen der Bälle, während er als erstes den Platz zum ersten gemeinsamen Training betrat und seine Teamkollegen sozusagen anführte, war ein symbolisch passendes Bild für den Einfluss und seine Art und Weise, wie er intern vorhat aufzutreten.

Schalke hat den gesuchten Anführer gefunden - Kolasinacs positiver Einfluss auf und neben dem Platz

Laut Sport Bild ist es aus dem Vereinsumfeld zu hören, dass der Bosnier genau die Respektsperson und der Leader sei, der davor über einige Monate fehlte. Jeder Spieler weiß um seine Vergangenheit beim S04 und wie viel ihm dieser Klub bedeutet - eine Erkenntnis, die sich bei so manchem anderen Akteur auch wieder einstellen muss, um die fehlenden Prozente auf den Platz bringen zu können.

Doch dafür sorgt Kolasinac auch noch selbst. Das perfekte Beispiel ist Amine Harit: Seit seiner Ankunft und speziell vor dem Spieltag habe sich der Rückkehrer den zuletzt glücklosen Spielmacher mehrmals zur Brust genommen, zahlreiche Einzelgespräche mit ihm geführt. Dabei soll er vorrangig an seine Ehre appelliert und ihm klar gemacht haben, dass er ihm im Spiel den Rücken freihalten wird - was im Endeffekt sehr gut funktioniert hat, sogar mit einem Pre-Assist vor dem so wichtigen 1:0, aufgelegt natürlich von Harit auf Matthew Hoppe.

Kolasinac ist ganz oben und vorne mit dabei
Kolasinac ist ganz oben und vorne mit dabei / Lars Baron/Getty Images

Auch Norbert Elgert, Schalkes U19-Coach, der einen großen Einfluss auf Kolasinac als Fußballer, aber auch als Person hatte, kann das gut einschätzen (via Sport Bild): "Wenn du ihn als Freund hast, brauchst du keinen zweiten. Er ist mutig und geht für seine Familie, sein Team und seine Freunde durchs Feuer. [...] Typisch für ihn wäre und ist der Spruch: 'Ich gebe alles für dich, aber ich erwarte auch alles von dir!'"

Sinnbildlich auch auf dem Platz zu sehen. Die Tore, vom ersten bis zum vierten, feiert er, als hätte er sie allesamt selbst erzielt. Noch während des Jubelns packte er sich seine Mitspieler bereits, motiviert sie weiter, erklärt Abläufe, zeigt sich, als wäre er nie weggewesen. Doch auch andere wichtige Szenen werden von ihm bejubelt: Suat Serdar grätschte einen wichtigen Ball vor dem eigenen Sechzehner weg, verhinderte somit, dass die Situation gefährlicher wurde. Serdar selbst schreite die Anspannung heraus, obwohl es bereits 3:0 stand - und bekam auch von 'Seo' ein paar Worte und Abklatscher mit auf den Weg.

Kolasinac wählte den harten, unangenehmen Weg - und geht damit als Vorbild voran

"Er hat mental ein breites Kreuz und kann mit Druck positiv umgehen", meint Elgert und spricht damit etwas an, was auch Kolasinac bei seiner Vorstellung bereits erklärte: Diese Erwartungshaltung an ihn nehme er als positiven Druck wahr, als eine Herausforderung für sich selbst. Viel wichtiger sei es für ihn jedoch, stets als positives Beispiel voranzugehen: Also Einsatz, Kampf, Teamgeist und Wille zu zeigen, wo es nur geht.

Schon in seinem ersten S04-Spiel ging er als echter Leader auf den Platz
Schon in seinem ersten S04-Spiel ging er als echter Leader auf den Platz / Lars Baron/Getty Images

Dass er das sehr gut verkörpern kann, wird auch durch seine weiteren Optionen neben Schalke gezeigt. So hätte der Außenverteidiger nicht in eine so prekäre Lage zurückkehren müssen. Beim FC Arsenal konnte er fürstlich verdienen, auch wenn er nicht regelmäßig gespielt hat. Zudem, so die Sport Bild, gab es drei Klubs aus der Premier League, die ihn gerne bei sich gesehen hätten - darunter auch West Ham United. In Italien waren die SSC Neapel und die AS Rom sehr an ihm interessiert und schon im vergangenen Sommer lehnte er ein unterschriftsreifes Angebot seitens Bayer Leverkusen ab. Offenbar mit der Begründung, so einen Wechsel nicht den S04-Fans erklären und antun zu können. Sollte Schalke den Klassenerhalt schaffen, würde Kolasinac offenbar gerne bleiben. Ob und wie das möglich wäre, muss die Zukunft zeigen. Allein die Tatsache, dass er sich eine dauerhafte Rückkehr vorstellen kann, spricht aber für die tiefe Verbundenheit zum Klub.

Wer so viele und so deutlich bessere Angebote, finanziell wie sportlich, ablehnt, um seinen alten Klub in eine der größten Krisen der Vereinsgeschichte zu helfen, der ist authentisch. Dass Kolasinac diesen Hintergrund hat, gleichzeitig als ein so positives Beispiel vorangeht, ist eine Mischung die in Gelsenkirchen offenbar dringend benötigt wurde. Im Hinblick auf die kommende Begegnung mit Eintracht Frankfurt könnte er bis zum Sommer sogar das Kapitänsamt übernehmen.