So erklärt Julian Nagelsmann seine Kader-Nominierung für die EM-Härtetests
Von Simon Zimmermann
Waldemar Anton, Maximilian Mittelstädt, Jan-Niklas Beste, Aleksandar Pavlovic, Deniz Undav und Maximilian Beier heißen die sechs Neulinge im DFB-Kader für die Duelle gegen Frankreich (23.3.) und die Niederlande (26.3.).
Insgesamt nominierte Bundestrainer Julian Nagelsmann 26 Spieler für sein Aufgebot. Bei der Heim-EM im Sommer darf er allerdings nur auf 23 Spieler zurückgreifen. Einer davon wird sicherlich Leroy Sané sein, der wegen seiner Roten Karte gegen Österreich gesperrt fehlt.
Heißt auch: Das Hauen und Stechen um die EM-Plätze ist eröffnet! Mit Leon Goretzka, Dortmunds-Abwehr-Trio Hummels, Süle und Schlotterbeck sowie Julian Brandt sind einige prominente Namen derzeit im Hintertreffen. Bei den Torhütern musste Kevin Trapp seinen Kaderplatz vorerst räumen. Auch Marvin Ducksch fehlt im Aufgebot.
"Ich kann versichern, dass ich jeden im Blick hab, der es auch verdient hat."
- Julian Nagelsmann
Nach der Kader-Bekanntgabe erklärte der Bundestrainer seine teils harten Entscheidungen. Nagelsmann machte immer wieder deutlich, dass es ihm um die richtige Zusammenstellung des Kaders geht. Einige Spieler würden demnach besser in Backup-Rollen passen als andere. Deutlich machte er das unter anderem an der Nicht-Nominierung von Mats Hummels. In der Offensive achte Nagelsmann vor allem auf das "Momentum". So erklärt sich auch, warum Undav und Beier erstmals dabei sind.
Julian Nagelsmann über...
das Kapitänsamt:
"Ilkay [Gündogan] bleibt Kapitän. Dieses Kapitänsthema soll Anlaufstelle für seine Kollegen sein. Die Spieler sollen das Gefühl haben, dass sie einen Anführer in ihren Reihen haben. Da ist er Repräsentant der Mannschaft."
die EM-Chance der Nicht-Nominierten:
"Es ist so, dass die Tür für keinen, der nicht nominiert wurde, zu ist. Ich habe mit allen gesprochen. Momentum ist bei Nationalmannschaften sehr entscheidend. Da kann immer eine Position ausgetauscht werden. Die Tür ist für keinen zu."
den Verzicht auf Mats Hummels:
"Zu Mats, natürlich ist er aktuell nicht im besten Flow in Dortmund. Wir haben jetzt wieder eine andere Ordnung. Da sind aktuell einfach andere Spieler gesetzt. Mats war jetzt nicht die ideale Besetzung für die Backup-Rolle."
die Rückkehr von Robin Koch:
"Durch seine Auslandserfahrung ist er gereift. Aktuell zudem mit der zweikampfstärkste Spieler in der Bundesliga. Er gibt im Training Vollgas, kann seinen Teil dazu beitragen, auch andere zu pushen. Er wirft immer alles rein, möchte vorweggehen. Es ist am Ende eine Belohnung für seine Leistungen."
den Verzicht auf Goretzka und die Nominierung von Pavlovic:
"Die Entscheidung war nicht zwischen Pavlovic und Leon. Bei Leon waren jetzt die letzten Spiele deutlich stabiler, das ist richtig. Es geht darum, die richtigen Spieler für die Rollen zu finden, da sehe ich andere Spieler momentan vorne. Da haben wir andere im Auge gehabt. Durch sehr gute Leistungen, durch ein Verständnis, was die Rolle angeht, ist keine Tür zu. Das war kein angenehmes Gespräch, das kann man sich vorstellen, aber man muss Entscheidungen treffen."
"Ob das [für Pavlovic] dann schon für die EM reicht, werden wir beim Lehrgang sehen. Er spricht in der Kabine, versteckt sich trotz seines jungen Alters nicht."
die Rolle von Thomas Müller:
"Er hat zuletzt wieder viel gespielt. Er weiß, wie seine Rolle aussieht, er weiß, welche Bedeutung er in jeder Rolle haben kann. Er ist ein Gesicht des deutschen Fußballs. Er stellt sich nicht selber in den Mittelpunkt."
die Nicht-Nominierung der BVB-Spieler:
"Es geht nicht immer in der Bewertung um Talent. Ich habe mit Edin und Sebastian Kehl telefoniert, ich kann mir vorstellen, dass beide nicht zufrieden sind. Da muss man mehr Gespräche führen, um die Spieler aufzufangen. Ich finde, dass andere Spieler ein besseres Momentum haben. Alle wissen, was es bedarf, dass sie wieder reinkommen. Sie wissen aus den Gesprächen, was fehlt, damit sie wieder für die EM nominiert werden. Das entscheidet der Spieler am Ende. Ich bin nur noch das ausführende Organ."
sein zunächst gesetztes Innenverteidiger-Duo:
"Toni [Rüdiger] und Jona [Tah] sind erstmal bei uns gesetzt in der Innenverteidigung. Auch verdientermaßen. Sie haben die Fähigkeit, dieses Gesetztsein durch gute Leistungen zu bestätigen."
die vier Stuttgarter im Kader:
"Das ist auch Momentum. In diesem Jahr machen sie es sehr, sehr gut. Ich hätte vom VfB auch zwei, drei weitere einladen können. Waldemar Anton ist ein sehr stabiler Verteidiger, auch mit Offensivdrang. Er wird nicht den Anspruch hegen, jedes Spiel von Anfang an zu machen, aber trotzdem Vollgas geben. Maxi Mittelstädt ist aktuell der stabilste Linksverteidiger der Bundesliga. Er ist statistisch gesehen mit Abstand der beste Linksverteidiger der Bundesliga. Chris Führich ist ein extrem wertvoller Spieler, mit Eins-gegen-Eins und gutem Abschluss, das kann ein Dosenöffner sein, wenn wir ein Tor brauchen. Deniz hat eine große Fähigkeit, Räume zu deuten. Er ist viel unterwegs, fleißig und hat einen guten Torriecher."
"Man hätte vom VfB auch zwei, drei weitere einladen können. Ohne Probleme."
das Comeback von Toni Kroos:
"Er ist sehr wichtig, aber auch nicht der alleinige Heilsbringer. Er weiß, was er kann. Auf der anderen Seite weiß er auch, was er nicht kann. Er hat ein sehr gutes Gespür, eine gute Ruhe. Er kann ein genialer Verbindungsspieler zwischen Abwehr und Angriff sein. Es gibt ja immer diesen Ausdruck 'Querpass-Toni'. Wer das sagt, hat gar keine Ahnung von Fußball. Ich freue mich extrem, dass ich ihn mit vielen Gesprächen dazu überwogen habe, es noch mal zu machen. Das rechne ich ihm hoch an."
die Rolle von Benjamin Henrichs als Rechts- oder Linksverteidiger:
"Benni spielt eine sehr gute Saison. Ich kann ihn auch auf beiden Seiten einsetzen. Er ist beidfüßig, das ist ihm relativ egal und er ist für beide Seiten eine Option."
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