Bluff oder doch mehr? Sergio Ramos spricht von "Super-Team in Paris, mit Messi und mir"
Von Guido Müller
Einer Exklusiv-Meldung des Fernsehformats El Chiringuito zufolge, soll Real Madrids Kapitän Sergio Ramos das jüngste Vertragsangebot der Königlichen abgelehnt und seine Absicht bekundet haben, von nun an Offerten anderer Klubs zu prüfen. Ein früherer Weggefährte des 34-Jährigen jedoch würde "darauf wetten, dass Ramos seinen Vertrag" in Madrid verlängern wird.
Mit bedeutungsschwangerer Miene präsentierte der Moderator der besagten Sendung, Josep Pedrerol - übrigens nicht in Madrid, sondern in Barcelona geboren (ein Schelm, der Böses dabei denkt) - die vermeintliche "Bombe" des Transfermarkts.
Sergio Ramos soll jüngstes Angebot von Real abgelehnt haben
"Elche!" - (Pause), "Hotel" - (Pause), "El Huerto del Cura" (Name des Hotels, der Autor) - (Pause) - "Mittwoch, sieben Uhr abends" - (Pause). Für diesen etwas sehr langatmigen Spannungsaufbau (?) braucht der gute Pedrerol schon gute 15 Sekunden.
Im folgenden berichtet er in ähnlich ermüdendem Stakkato von einem Treffen zwischen dem Präsidenten des Klubs, Florentino Pérez, und seinem capitano Sergio Ramos. Den folgenden, vermeintlich zitierten Satz des Andalusiers wiederholt der Journalist, mit (dramaturgischen?) Pausen von nahezu fünf Sekunden Dauer, unterbrochen durch akustische Spannungselemente: "Das Angebot, das ihr mir gemacht habt, werde ich nicht annehmen!"
Ich verzichte hier auf die literarische Darstellung dieses Dreiteilers. Und belasse es nur bei dem Kommentar, dass Dinge, die dreimal ausgesprochen werden, in der Substanz nicht unbedingt immer dreimal so überzeugend sein müssen. Selbst wenn danach irgendwo ein Hahn gekräht haben sollte...
Dieser Ankündigung von Ramos fügt Pedrerol einen weiteren - wir nehmen an, ebenfalls zitierten - Ausspruch von Europas Rekordnationalspieler hinzu: "Ab jetzt werde ich mir Angebote anderer Klubs anhören!" Auch hier wieder der etwas forciert wirkende Versuch Pedrerols, seiner Exklusiv-Meldung durch Wiederholung mehr Gewicht zu verleihen.
Sergio Ramos spricht von angeblichem Super-Team, das in Paris aufgebaut werden soll
Danach soll Ramos noch gesagt haben: "PSG oder jemand von PSG hat gesagt, dass sie in Paris ein Super-Team mit Messi und mir aufbauen wollen." Dem soll Pérez entgegengehalten haben, dass er nicht an eine ernsthafte Offerte der Pariser glaube. Beides wird - natürlich - wiederholt.
Pérez soll im weiteren Verlauf des Gesprächs, das in einer freundschaftlichen, herzlichen Atmosphäre geführt worden sein soll, gesagt haben, dass Real - sollte PSG tatsächlich ein Angebot über kolportierte 20 Millionen Euro pro Jahr auf den Tisch legen (was er nicht glaube!) - prüfen würde, ob man mit diesem Angebot mithalten kann.
Gleichzeitig aber, und mit Verweis auf die durch Covid19 erheblich erschwerte finanzielle Lage, soll Pérez seinem Kapitän schon in Aussicht gestellt haben, dass man in einem solchen Fall Ramos wohl nur beglückwünschen könne. Und ihn ziehen lassen müsse.
Ex-Mannschaftskamerad Ceballos glaubt fest an Ramos-Verbleib in Madrid
Diesem Bericht des Chiringuito steht scheinbar diametral entgegen, was ein ehemaliger Mannschaftskamerad von Ramos, Dani Ceballos (zur Zeit auf Leihbasis beim FC Arsenal aktiv) im Radioprogramm El Larguero des Senders Cadena SER über den Äther mitteilte: "Ich habe heute (4. Januar, der Autor) mit Sergio telefoniert, und wenn ich Geld wetten müsste, würde ich sagen, dass er bei Real Madrid verlängert. Ich glaube, er will seine Karriere in Madrid beenden."
Doch nur auf den ersten Blick ergibt sich hier ein Widerspruch. Vor allem wenn man auf die auch von Pedrerol aufgeworfenen Zahlen blickt. Denn die letzte Offerte Reals an Ramos, von der eingangs gesprochen wurde. soll sich auf zwölf Millionen Euro jährlich belaufen. Netto, versteht sich. Die Pariser böten demnach 20 Millionen.
Das Gespräch zwischen Spieler und Klubchef kann durchaus so und mit diesen Sätzen geführt worden sein. Wobei der Zeitpunkt (zwei Stunden vor Anpfiff des Spiels in Elche) schon ein wenig seltsam gewählt erscheint.
Und eigentlich ist ja nichts weiter "passiert", als dass Sergio Ramos nur seine Absicht erklärt hat, diese Offerte nicht anzunehmen. Ein legitimer Vorgang, und vielleicht nur der Versuch des Abwehrhaudegens, noch ein paar Euro mehr rauszuholen (weil er im Grunde genommen gerne in Madrid bleiben würde).
Was wiederum Real zwingt, nun zu reagieren. Oder halt nicht. Der Klub (sprich Florentino Pérez) muss entscheiden, den Worten Ramos' entweder Glauben zu schenken (was der Chef selbst ja verneint) - oder einfach abzuwarten, bis sich bestätigt, dass in diesen Corona-Zeiten auch ein von katarischen Staatsgeldern finanzierter Klub sich nicht alles leisten kann, was ihm so vorschwebt.
Modric hängt ein Jahr dran - noch keine Einigung mit Vázquez
Sergio Ramos ist nicht der einzige Schwebefall bei Real Madrids Bemühungen, frühzeitig in diesem Jahr die Weichen für die Zukunft zu stellen. Drei Namen standen dabei auf der Liste: Sergio Ramos, Lucas Vázquez und Luka Modric.
Mit letztgenanntem scheint der Klub auch schon eine Einigung erzielt zu haben. Der Kroate soll ein weiteres Jahr dranhängen (bis zum Sommer 2022). Nicht ganz so reibungslos laufen die Verhandlungen mit dem zuletzt sehr formstarken Vázquez. Dem Galizier liegt ein Angebot für drei weitere Jahre (bis 2024) vor. Doch dieses soll den Spieler bislang noch nicht wirklich überzeugt haben.
Man darf gespannt sein, ob Real sowohl bei Ramos als auch bei Vázquez noch mal nachbessert.