"Sehr viele sexistische Sachen erlebt": Almuth Schult mit Klartext über Gleichberechtigung im Fußball
Der Name Almuth Schult ist vielen ein Begriff: Sei es als langjährige herausragende Torhüterin der deutschen Nationalmannschaft und des VfL Wolfsburg oder jüngst als kompetente TV-Expertin im Zuge der Männer-Europameisterschaft. Auch abseits des Platzes ist die 33-Jährige engagiert. In einem Gespräch mit der Bunte spricht Almuth Schult über die mangelhafte Gleichstellung im Fußball und wie das ihrer Meinung nach gefördert werden kann.
In ihrer langen Karriere, die beim Hamburger SV ihren Anfang fand, habe die Torhüterin "natürlich schon sehr viele sexistische Sachen erlebt". Das müssten nicht immer die großen Schlagzeilen sein. Die Ungleichheit würde schon bei der Namensgebung beginnen: Während die FIFA die Weltmeisterschaft der Männer als "Weltmeisterschaft" bezeichne, würde die der Frauen explizit "Frauenweltmeisterschaft" heißen. Von solchen Beispielen gäbe es laut Almuth Schult viele.
Der 33-Jährigen sei aber auch bewusst, von wo der Fußball der Frauen kommt: "Früher war es verboten, dass Frauen überhaupt Leistungssport machen oder sie Werbung auf ihrem Trikot tragen". Die Gesellschaft würde noch einige Zeit brauchen, bis sich der Umgang mit Männern und Frauen im Sport ausgleiche. "Ich würde mich freuen, wenn es für meine Tochter ein kleines Stück normaler wird", erklärt die dreifache Mutter.
Lösungsvorschlag zu mehr Gleichberechtigung
Almuth Schult hat bereits eine konkrete Vorstellung davon, wie der Fußball gleichberechtigter werden kann: Es brauche mehr Frauen in entscheidenden Positionen, wie beispielsweise in den Führungspositionen des Deutschen Fußball-Bundes: Dort seien bisher "nicht die Diversitäten" abgebildet, die es vielleicht brauche, um "andere, abgewogenere Entscheidungen zu treffen", so die Torhüterin weiter.
Um in Zukunft für eine Gleichberechtigung im Fußball zu sorgen, nimmt Schult an verschiedenen Kampagnen teil. So war sie auch Teil des Workshops "Future Leaders in Football": "Im Leadership-Programm geht es darum, gezielt Frauen zu fördern und auszubilden, die Führungspositionen im Fußball anstreben oder bereits bekleiden und sich in ihren Heimatländern gesellschaftlichen Herausforderungen stellen“, sagt Heike Ullrich, Generalsekretärin des Deutschen Fußball-Bundes.
Teilnehmer aus 17 Nationen und vier Kontinenten kamen in Berlin zusammen, um die erworbenen Fähigkeiten weiter zu festigen - darunter auch Almuth Schult. "Ich finde das Format unheimlich wichtig, denn es ist nun mal einfach so, dass man Frauen etwas ermutigen muss, um Frauen im Fußball und den Frauenfußball generell weiter voranzubringen", ist sich die Torfrau sicher.
Mit Almuth Schult hat der Fußball der Frauen in jedem Fall ein prominentes Vorbild, das sich nicht scheut, ihre Meinung zu sagen und für Veränderungen einzustehen.
Almuth Schult hütete lange Zeit das Tor des VfL Wolfsburgs. Mit den Wölfinnen gewann sie innerhalb von neun Jahren sechs Mal die deutsche Meisterschaft und acht Mal den DFB-Pokal. Außerdem holte die Torhüterin mit dem VfL den Champions-League-Titel 2014 nach Niedersachsen. Almuth Schult war eine der ersten professionellen Spielerinnen, die ihre Karriere aufgrund einer Schwangerschaft unterbrach. Vor wenigen Monaten unterschrieb die 33-Jährige einen Vertrag beim Hamburger SV.
In der Nationalmannschaft war Schult die für viele Jahre die unangefochtene Nummer Eins. 66 Mal lief sie im Trikot des DFB auf, gewann dabei sowohl die EM als auch die Olympischen Spiele.