Schweizer Nati sichert sich deutsche Torfrau-Legende: Nadine Angerer will "das Spiel auf ein neues Level bringen"
Wenn Deutschland in den kommenden Lehrgängen um die Qualifikation für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz kämpft, hat indes eine Deutsche ihre Teilnahme bei der EM schon sicher - wenn auch neben und nicht auf dem Platz. Nadine Angerer bekleidet ab sofort das Amt der Torwart-Trainerin der Schweizer Nati, wie der Verband kürzlich bekannt gab.
Ihre Premiere an der Seitenlinie im Dress der Eidgenossinnen feiert Angerer diesen Freitag, 5. April um 19 Uhr, wenn sie in Zürich auf die Türkei treffen. Ihr Vertrag ist bis zum Ende der Heim-Europameisterschaft 2025 datiert.
"Die Chancen am Schopfe ergreifen"
Nach zehn Jahren als Torwart-Trainerin bei den US-amerikanischen Portland Thorns in der NWSL wollte sich Angerer eigentlich in Fuerteventura ein halbes Jahr zu Ruhe setzten. "Jetzt nach nur drei Monaten ist das wieder vorbei, aber so ist es eben", witzelt Nadine Angerer in einem Gespräch mit Anja Mittag und Josephine Henning in deren Podcast Mittags bei Henning.
Ihren ursprünglichen Plan warf die ehemalige DFB-Kapitänin Mitte März über den Haufen, als Pia Sundhage die Ex-Torfrau kontaktierte: "Dann kann man natürlich schwer Nein sagen", erklärt Angerer ihrer Entscheidung gegenüber dem SRF. Sie kenne Pia Sundhage bereits seit 20 Jahren und schätze sie als Trainerin und Mensch. "Manchmal muss man die Chancen am Schopfe ergreifen", so die 45-Jährige weiter.
In der Schweiz warte auf Angerer eine neue Herausforderung: "Es ist immer ein aufregendes Gefühl neu irgendwo hinzukommen. Ich war jetzt zehn Jahre in Portland. Man kennt alles und hat die Strukturen mit aufgebaut. Es war ein Leben in der Komfortzone." Genau diese wird die Weltfußballerin bei der Schweizer Frauennationalmannschaft nun verlassen: "Hier in die Schweiz zu kommen mit einem neuen Trainer-Team, neuen Spielerinnen und Schweizerdeutsch zu hören ist natürlich immer ein bisschen Raus aus der Komfortzone." Sie freue sich auf die Arbeit mit den Torhüterinnen, "das Scouten" und darauf, das "Spiel hoffentlich auf ein nächstes Level zu bringen".
Schweizer Nati sichert sich Welttorhüterin
Mit der Verpflichtung von Angerer landen die Eidgenossen einen großen Coup: Die Torfrau verfügt auf und neben dem Platz über viel Fachwissen und Erfahrung.
Weltmeisterin 2007, zweifache Europameisterin (2009 und 2013), vierfache DFB-Pokal-Siegerin und zweifache Deutsche Meisterin: Die Erfolge von Angerer sprechen für sich. Als erste und bislang einzige Torhüterin gewann die gebürtige Unterfränkin 2013 den Ballon d’Or nachdem sie sich im EM-Finale durch zwei gehaltene Elfmeter bei den deutschen Fans unsterblich machen konnte.
Auch bei der jetzigen Cheftrainerin der Schweiz hinterließ Angerer einen bleibenden Eindruck: "Ich freue mich, dass Nadine Teil unseres Staffs wird. Sie bringt viel Erfahrung mit, da sie als Spielerin viele Erfolge gefeiert hat. In den letzten Jahren hat sie als Goalietrainerin in den USA mit vielen guten Spielerinnen gearbeitet und verschiedene wichtige Momente erlebt", erklärt Nationaltrainerin Pia Sundhage.
Die aktuellen Schweizer Torfrauen sind begeistert von ihrer neuen Trainerin. Livia Peng, die bei Werder Bremen mit ihren Leistungen überzeugen konnte, sei als Kind ein großer Fan von Angerer gewesen und habe sogar ihr Buch gelesen. Elvira Herzog indes ist sich sicher, dass die Deutsche "mit ihrer enormen Erfahrung uns auf allen Ebenen besser machen wird", wie sie der Luzerner Zeitung verriet
Nadine Angerer steht vor der spannenden Aufgabe eine Nummer Eins für die Schweizer Frauennationalelf zu festigen, um bei der Heim-Europameisterschaft im kommenden Jahr einen starken Rückhalt für die Eidgenossinnen zu etablieren.